Wirtschaft

Provokanter Namensvorschlag Lufthansa streicht Stalingrad

Die Suche nach einem schönen Titel für die neuen Riesenjets vom Typ Airbus A380 läuft für die Lufthansa aus dem Ruder: Weil sich bislang unbekannte Teilnehmer eines Namenswettbewerb mit "Stalingrad" in den Vordergrund drängeln, bekommt die Fluggesellschaft nun ganz andere Publicity als erhofft.

Größer als ein Jumo-Jet: Namenswettbewerbe treiben zuweilen seltsame Blüten.

Größer als ein Jumo-Jet: Namenswettbewerbe treiben zuweilen seltsame Blüten.

(Foto: REUTERS)

Unbekannte haben für den neuen Super-Airbus A380 den Spitznamen "Stalingrad" vorgeschlagen. Bei der Lufthansa stoßen sie damit allerdings auf Ablehnung.

Die Marketing-Experten der Fluggesellschaft hatten sich bei der öffentlichen Namenssuche über die firmeneigene Internetseite offensichtlich historisch unbelastete Vorschläge erhofft. Offiziell geht es bei der Suche um einen umgangssprachlich verwendbaren Namen für die Riesenvögel A380, die ähnlich wie "Jumbo-Jet" bei der Boeing 747 als Gattungsbezeichnung genutzt werden können.

Wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte, hatten die "Stalingrad"-Namensgeber vermutlich mit Hilfe eines selbst geschriebenen kleinen Programms binnen 48 Stunden mehr als 8000 positive Bewertungen für diesen Namensvorschlag auf einer Lufthansa-Seite abgegeben und den Namen damit auf Platz eins getrieben.

Wegen dieser Daten-Manipulation und auch der Bedeutung des Namens sei der Vorschlag nun aber gestrichen worden. Unabhängig davon wird der erste A380 der Lufthansa den Taufnamen "Frankfurt am Main" tragen, hieß es.

Flugzeuge heißen anders

Die Kapitulation der deutschen Truppen in der Schlacht von Stalingrad im Kriegswinter 1942/1943 gilt als Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs. Die sowjetische Armee siegte. Mindestens 700.000 Menschen starben bei den Kämpfen um den sogenannten "Kessel von Stalingrad", darunter auch zahlreiche Zivilsten.

Der Oberbürgermeister von Wolgograd, dem früheren Stalingrad, Roman Grebennikow, hätte sich laut Moskauer Medien über den Namen "Stalingrad" gefreut. "Dieser würdige Name hat es verdient, an einem solchen Flugzeug zu prangen", wurde er zitiert.

Der Ultranationalist Wladimir Schirinowski von der Liberaldemokratischen Partei in der Duma meinte: "Ich unterstütze die Initiative und rufe dazu auf, für diesen Namen eines neuen mächtigen Luftschiffs zu stimmen. Die Erinnerung der Welt an die Schrecken des Krieges und an die Heldentaten von Stalingrad muss wachgehalten werden." Ein Sprecher des russischen Stalingrad-Museums nannte die Initiative aber "einen bösen Spott über Deutschland, mit dem uns schon lange feste freundschaftliche Beziehungen verbinden".

Auf der Internet-Seite der Lufthansa wurden bislang rund 62.000 Vorschläge gemacht und mehr als 130.000 Bewertungen abgegeben. Zu den vorgeschlagenen Namen gehören zum Beispiel "Massive Flyer", "Jumbo Jet XXL" oder "Sense of Humor".

Unter den 50 am besten bewerteten Vorschlägen soll eine Jury dann den Sieger auswählen. Lufthansa hat 15 der Großraumflugzeuge mit Platz für jeweils mehr als 500 Passagiere bestellt. Die Auslieferung der ersten Maschine wird für den Mai erwartet.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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