Wirtschaft

Es geht weiter abwärts Spaniens Industrie leidet

Bauruine in der Nähe von Marbella.

Bauruine in der Nähe von Marbella.

(Foto: REUTERS)

Die spanische Industrie setzt ihren Abwärtskurs nicht nur fort, sondern beschleunigt die Talfahrt sogar. Unterdessen verstärkt die Regierung ihre Bemühungen, den Bankensektor zu sanieren.

Die schlechten Nachrichten aus Spaniens Wirtschaft reißen nicht ab. So hat sich der Rückgang der spanischen Industrieproduktion im März beschleunigt. Sie sank im Jahresvergleich um 7,5 Prozent, wie die spanische Statistikbehörde INE mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Oktober 2009. Im Februar hatte der jährliche Rückgang 5,3 und im Januar 4,4 Prozent betragen.

Spanien steckt zudem in der Rezession, das Bruttoinlandsprodukt war im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent gefallen. Die Arbeitslosenquote liegt bei mehr als 20 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit bei mehr als 50 Prozent.

Vor diesem Hintergrund wachsen die Sorgen um die Staatsfinanzen. Während die Schuldenquote zulegt, bleibt die Refinanzierung für Spaniens Regierung teuer: Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen liegen derzeit bei 5,7 Prozent. Zum Vergleich: Bei Bundesanleihen liegt die Rendite bei 1,5 Prozent.

Die Regierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy will mit einem Sparprogramm das Vertrauen der Investoren in Spanien erhöhen und so die geforderten Zinsen senken. Doch angesichts von Rezession, Massenarbeitslosigkeit und den massiven Problemen des Bankensektors ist dieser Weg nicht von Erfolg gekrönt.

Banken in Schwierigkeiten

Spanien will nun notfalls erneut öffentliche Gelder in die Hand nehmen, um den Bankensektor des Landes zu retten. Dies sei allerdings nur als letztes Mittel vorgesehen, kündigte Ministerpräsident Rajoy an. Die Regierung wolle ihre Pläne für den angeschlagenen Finanzsektor am Freitag vorstellen. Spanien hat bereits 18 Mrd. Euro in die Branche gepumpt, Banken zu Abschreibungen und Wertberichtigungen in erheblichem Umfang gezwungen sowie Institute zu Fusionen gezwungen.

Analysten gehen jedoch davon aus, dass dies nicht reicht. Derzeit arbeitet das hoch verschuldete Spanien an einem Befreiungsschlag für den Sektor. Die Pläne für die Sparkasse Bankia stehen wohl kurz vor dem Abschluss.

Die aus einem Zusammenschluss von kleineren Sparkassen entstandene Bank solle mit Steuergeldern gestützt werden, schreibt die Zeitung "El Pais". Für die Staatshilfe in Form einer Wandelanleihe soll Bankia etwa 8 Prozent Zinsen zahlen. Zudem plane die Regierung Änderungen im Management. Unter Berufung auf nicht genannte Finanzkreise berichtet El Pais weiter, dass Bankia und ihre Muttergesellschaft Banco Financiero y de Ahorros - bei ihr liegen die toxischen Papiere von Bankia - 5 bis 10 Mrd. Euro Risikovorsorge für Not leidende Hypothekenkredite bilden müssten.

In Spanien ist die Staatsverschuldung nicht die Ursache der Finanzkrise, sondern eine Folge. Die Krise war ausgelöst worden durch das abrupte Ende des Baubooms im Jahr 2007. Zwischen 700.000 und einer Million fertiggestellte Neubauwohnungen blieben unverkauft. Viele Wohnungen wurden nicht einmal fertiggestellt und verunzieren als Bauruinen die Landschaft.

Die zur Finanzierung dieser Immobilien gewährten Kredite ruhen nun als "giftige Papiere" in den Bilanzen der Banken und Sparkassen, die den Boom damals nach Kräften gefördert hatten. Die spanischen Geldinstitute gelten nun als einer der größten Problemfälle in der europäischen Schuldenkrise.

Auf den Finanzmärkten herrscht der Verdacht, dass die Banken in ihren Bilanzen die Immobilien überbewerten und so Verluste verschleiern. Spanien hat - anders als Irland - nicht nach einer raschen Lösung gesucht, sondern das Problem jahrelang vor sich hergeschoben; denn die Banken hatten gehofft, dass die Immobilienpreise sich erholen würden. Diese Rechnung ging aber nicht auf.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts/DJ

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