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Wunder-Rettung doch kein Wunder Japaner trauern um 7200 Tote

Die Japaner betrauern inzwischen fast 7200 Opfer des schweren Erdbebens und verheerenden Tsunamis vor gut einer Woche. Sie klammern sich an jede Hoffnung, noch Überlebende zu finden. Doch die Meldung von einer wundersamen Rettung eines jungen Mannes erweist sich als Trugschluss.

Anders als zunächst gedacht war Katsuharu Moriya nicht acht Tage lang in seinem Haus verschüttet. Er war erst am Freitag dorthin zurückgekehrt.

Anders als zunächst gedacht war Katsuharu Moriya nicht acht Tage lang in seinem Haus verschüttet. Er war erst am Freitag dorthin zurückgekehrt.

(Foto: Reuters)

Es war ein kurzer Hoffnungsschimmer in einer Zeit voll düsterer Nachrichten: Acht Tage nach dem schweren Erdbeben und Tsunami in Japan haben Rettungskräfte angeblich einen Mann lebend aus den Trümmern seines Hauses gezogen. Das berichteten japanische Medien am Samstag. Schnell korrigierten sie jedoch ihre Angaben. Tatsächlich war der Mann nach dem Beben wohl in einem Notlager untergekommen und am Freitag nach Hause zurückgekehrt, "um dort sauberzumachen". Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo inzwischen. Über seine vermeintlich wundersame Rettung war weltweit berichtet worden. Sie schien die gute Nachricht zu sein, die das gebeutelte Land so nötig hätte.

Den Berichten zufolge heißt der Mann Katsuharu Moriya und ist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Helfer hatten ihn am Samstag in Kesennuma in der Präfektur Miyagi entdeckt. Das Missverständnis kam wohl zustande, weil der Mann zunächst nicht sprach. Er stehe unter Schock, hieß es. Der Tsunami hatte seinen Wohnort besonders stark zerstört. Nach Angaben der Armee saß der Mann im zweiten Stockwerk des Hauses fest und hatte sich in eine Decke eingewickelt.

Immer mehr offizielle Opfer

Trauer um tausende Landsleute. Die Zahl der Toten ist auf fast 7200 gestiegen. Mehr als 10.000 Menschen werden vermisst.

Trauer um tausende Landsleute. Die Zahl der Toten ist auf fast 7200 gestiegen. Mehr als 10.000 Menschen werden vermisst.

(Foto: AP)

Gut eine Woche nach der Naturkatastrophe gelten noch immer 10.902 Menschen als vermisst. Nach Angaben der Polizei vom Samstag sind inzwischen 7197 Todesopfer gezählt worden. Damit hat die Katastrophe mehr Menschen das Leben gekostet als das verheerende Erdbeben, das am 17. Januar 1995 die japanische Hafenstadt Kobe verwüstete. Damals starben etwas mehr als 6400 Menschen.

Der Bau von Baracken für die Überlebenden begann unterdessen mit Problemen. In der Stadt Kamaishi musste der Bau von Behelfswohnungen verschoben werden. Weil der Kraftstoff knapp sei, konnte das Baumaterial nicht geliefert werden, berichtete Kyodo unter Berufung auf die lokalen Behörden.

Die Stadt, die keine mehr ist: Rikuzentakata zählt zu den am stärksten zerstörten Orten.

Die Stadt, die keine mehr ist: Rikuzentakata zählt zu den am stärksten zerstörten Orten.

(Foto: dpa)

In der besonders zerstörten Küstenstadt Rikuzentakata, die wie Kamaishi in der Präfektur Iwate liegt, begannen Helfer derweil mit der Errichtung von 200 Behelfswohnungen, meldete Kyodo. Die 30 Quadratmeter großen Fertighäuser sollen auf einem Schulgelände aufgestellt werden. Sie seien als Unterkunft für je zwei bis drei Überlebenden vorgesehen.

Starkes Nachbeben weiter möglich

Während Retter fieberhaft versuchen, den Überlebenden zu helfen, kommt die Erde in Japan nicht zur Ruhe. Dem Erdbeben mit der Stärke 9,0 vom vergangenen Freitag sind so viele Nachbeben gefolgt wie nie zuvor. 262 Mal habe die Erde in der Woche danach mit der Stärke 5 oder mehr gebebt, teilte das Meteorologische Institut in Japan mit.

Die Häufigkeit der Nachbeben dieser Stärke sei die größte, die jemals aufgezeichnet worden sei. Sie habe um das Zweieinhalbfache höher gelegen als nach dem Beben der Stärke 8,2 im Osten der Insel Hokkaido 1994. Mittlerweile sei die Wahrscheinlichkeit weiterer starker Nachbeben gesunken, hieß es. Dennoch warnte der Chef des Erdbebenvorhersagezentrums des Instituts, Takashi Yokota: "Wir müssen wachsam bleiben, denn ein Erdbeben in einem Meeresgebiet kann noch 10 bis 20 Tage später starke Nachbeben auslösen."

Quelle: ntv.de, dpa

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