IT in der Medizin E-Health spart Zeit und Wege
21.11.2011, 13:49 UhrMediziner, die per Videokonferenz über schwierige Fälle beraten, Schwangere, die ihre Wehentätigkeit zu Hause messen können - es gibt reichlich Einsatzmöglichkeiten für IT in der Medizin. Das Problem: sie werden bislang nur wenig genutzt. Damit sich das ändert, fördert Microsoft Pilotprojekte.

Ist die Diagnose unklar, kann sie schnell per Videokonferenz mit anderen Experten diskutiert werden.
Wenn sich der Gesundheitszustand plötzlich verschlechtert, ist das immer dramatisch. Ganz besonders heikel wird es aber, wenn sich das ganze tausende Meter über der Erde abspielt. Dann kann man nur hoffen, dass zufällig ein Arzt an Bord ist. Oder aber moderne Telemedizin: Das Flugpersonal misst dann dank IT-Unterstützung den Blutdruck und macht ein EKG. Und umgehend übermitteln zugeschaltete Experten aufgrund dieser Daten eine erste Diagnose und die Notfallmaßnahmen.
Gerade für jene, die nicht mehr ganz gesund sind, macht die E-Health-Technik Hoffnung. Und die potenziellen Patienten sind auch bereit, selbst daran mitzuwirken, weiß Henrik Tesch von Microsoft: "In einer Studie waren 60 Prozent der Befragten bereit, selbst ihre Daten zu verwalten und die modernen Möglichkeiten zu nutzen, um zum eigenen Gesundheitsmanager zu werden."
Für die meisten ist das noch Zukunftsmusik. In der Asklepios Klinik im Hamburger Stadtteil Barmbek lassen sich die Vorteile der E-Health-Technologie aber jetzt schon beobachten. Sie zählt mit ihrem Future Hospital Programm zu den Vorreitern, was den Einsatz neuster Informationstechnologie betrifft. So findet hier mit einer kooperierenden Klinik zum Beispiel regelmäßig eine Tumorkonferenz statt, in der sich Fachärzte über besonders schwierige Fälle per Video-Konferenz austauschen. "Wir müssen die Ärzte nicht mehr von A nach B fahren lassen", erklärt Christian Hess, der Leiter des Programms. "Durch den Einsatz der IT sind sie in der Lage, sich zu sehen und gemeinsam auf die Röntgenbilder zu schauen und dann zum Wohl des Patienten gemeinsam eine abgestimmte Behandlung einzuleiten."
Vorzeigeprojekte sollen Schule machen
Auch in anderen Ländern, etwa in Frankreich, perfektionieren Kliniken ihre IT-Lösungen, um das Know-how von Experten per Bildschirm an beliebigen Orten verfügbar zu machen. Doch die Technik muss verlässlich sein und der Datenschutz garantiert. Ein steiniger Weg auch für die deutschen Vorreiter. "Wenn man insgesamt auf das deutsche Gesundheitssystem schaut, sind wir eigentlich schon viel zu spät", bedauert Hess. Dennoch ist der Arzt stolz darauf, zu den Pionieren zu gehören: "Da holen wir uns zwar ab und zu - technologisch gesehen - eine blutige Nase, aber den Fortschritt an sich einzuleiten, hat für uns eine enorme Bedeutung."
Mit Pilotprojekten Nachahmer zu finden, das ist das Ziel der Initiative "Chancenrepublik Deutschland" von Microsoft. Denn wenn etwa ein mobiles CTG-Geräte zur Messung der Wehentätigkeit zu Hause Frauen bei Risikoschwangerschaften den häufigen Weg zum Arzt erspart, weckt diese Technik Lust auf mehr. "Mit diesen Vorzeigeprojekten sieht man, wo es schon Ansätze gibt in Deutschland und international, um im Bereich eHealth voranzukommen", sagt Microsoft-Mann Tesch. Wenn IT Leben rettet, steigt auch der Druck auf die Verantwortlichen der Gesundheitsbranche, Veränderungen zu fördern, die Patienten vor allem eines machen: gesund.
Quelle: ntv.de, ino