Nicht ganz stimmig Audi RS 5 weniger emotional
23.06.2017, 14:33 Uhr
Unter der Haube mobilisiert der V6 450 PS und 600 Newtonmeter.
In der zweiten Generation des Audi RS 5 hat der V8-Sauger ausgedient. Ein V6-Biturbo sorgt jetzt für Leistung und Vortrieb. Dabei lesen sich die Eckdaten gut. Aber reicht das, um dem RS-Logo gerecht zu werden?

Die mächtigen Auspuffendrohren können durchaus für Rabatz sorgen, kommen aber an den V8-Sound nicht ran.
Liebe steckt oft im Detail – auch beim neuen, ab 80.900 Euro erhältlichen Audi RS 5. Erst beim genauen Hinsehen entdeckt man die vielen kleinen Design-Kniffe, auf die man in Ingolstadt bei der zweiten Generation des Sport-Coupés gesetzt hat. Die Kotflügel sind im Vergleich zum S5 um 1,5 Zentimeter in die Breite gewachsen. Zudem sorgen dezente Luftein- und auslässe dafür, dass sich auch die Karosserie optisch in die Breite zieht. Wer die Leichtigkeit des Seins sucht, der ordert ein Carbon-Dach für zusätzliche 3500 Euro. Auch ein Kohlefaser-Paket steht zur Wahl. Wer hier zuschlägt, hat Lufteinlässe, Schweller und Außenspiegel in den leichten Werkstoff gehüllt. Und wer letztlich den ultimativen Blickfang sucht, der wählt für seinen RS 5 die Sonderfarbe "Sonoma Green".
Der Innenraum des RS 5 ist Audi-typisch ansprechend gestaltet. Mit optionalem Alcantara-Paket fühlt man sich zumindest haptisch wie in einem deutlich schnelleren Sportwagen. Das unten abgeflachte Lenkrad lässt sich großzügig in Höhe und Tiefe verstellen – zusammen mit den hervorragenden Sitzen findet sich schnell die perfekte Position. Hinterm Lenkrad sorgt bei Technik verliebten Fahrern das virtuelle Instrumentenpanel für gute Laune. Freunde der alten Schule könnten sich allerdings an der großen Gestaltungs-Freiheit und den vielen Untermenüs stören und sich die schlichten Rundinstrumente zurückwünschen.
V6 statt V8
Der größte Unterschied zwischen Generation Eins und Zwei steckt beim RS 5 unter der Haube: Kam beim Vorgänger noch ein V8-Sauger zum Einsatz, setzt der Neue auf einen V6-Biturbo. Die Leistung bleibt bei 450 PS, allerdings wächst das Drehmoment von 430 auf 600 Newtonmeter. Gibt man dem RS 5 die Sporen, sprintet er mit seinem Allradantrieb in 3,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Dabei intoniert die zweiflutige Abgasanlage ein durchaus emotionales Klangkonzert.
Mit der neuen Gesetzgebungen fällt das allerdings deutlich leiser aus als das stimmgewaltige Röhren eines Audi RS3. Zweiter Minuspunkt ist die Gasannahme des neuen Triebwerks. Bei niedrigen Drehzahlen verhindern Gaspedalkennlinie und Turbolader ein schnelleres Beschleunigen aus engen Kehren und lassen den RS 5 für sein Hoheitszeichen etwas verzögert wirken. Hier wünschen sich sportlich ambitionierte Fahrer eine noch spitzere Auslegung des "Dynamic"-Modus.
Das Gesamtpaket ist nicht ganz stimmig
Keine Wünsche lässt die Abstimmung von Fahrwerk und Lenkung offen. Das Limit des RS 5 liegt deutlich über dem der meisten Fahrer. Und dabei ist es egal, ob der Audi mit schnellen Lastwechsel oder durch enge Kurven gezirkelt wird. Das Topmodell der A5-Baureihe lässt nie einen Zweifel am extrem hohen Gripniveau aufkommen. Auf der einen Seite technisch durchaus beeindruckend, auf der anderen Seite allerdings auch etwas zu perfekt und nicht besonders aufregend. Immerhin: Untersteuern kennt der RS 5 nicht einmal in der Kombination "Feuchte Straße und übermotiviertes Einlenken". Der neutrale Allradantrieb schiebt den RS 5 souverän von Spitzkehre zu Spitzkehre. Dabei kann der starke Motor die Monotonie der Abstimmung allerdings nicht ganz wettmachen.
Die große Stärke des RS 5 liegt in der Spreizung der Fahrprogramme. Lange Autobahnetappen absolviert das Coupé im Komfort-Modus mit stoischer Ruhe und einer sehr bequemen Fahrwerks-Abstimmung. Hier hat Audi eine Punktlandung geschafft, in der anderen Richtung ist dafür deutlich Luft nach oben. Ein "Dynamic+"-Modus mit spitzerer Gasannahme, einem etwas hecklastigeren Allradantrieb und mehr Sound würde das Gesamtpaket des RS 5 vervollständigen. So rutscht der RS 5 vom bulligen Krawallmacher eher in Richtung Langstrecken-GT ab. Im Konkurrenz-Umfeld gibt es mit BMW M4 und Mercedes-AMG C63 deutlich emotionalere Fahrzeuge, die sich auch preislich nicht weit von einem RS 5 entfernen. Der Audi beginnt bei 80.900 Euro, lässt sich aber mit etwas Zusatzausstattung problemlos über die 100.000-Euro-Grenze heben. Die beiden deutschen Konkurrenten starten beide unterhalb der 80.000-Euro-Marke.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x