Auto

Teil- oder vollelektrisch Ford Explorer und Mustang Mach-e im Vergleich

Groß, aber elegant - der Ford Explorer mit US-amerikanischen Genen punktet auch in Europa.

Groß, aber elegant - der Ford Explorer mit US-amerikanischen Genen punktet auch in Europa.

(Foto: Ford)

Die Brot- und Butter-Marke Ford hat in ihrer Geschichte neben bodenständigen Produkten immer wieder auch emotionale Modelle verkauft. Mustang Mach-e und Explorer sind entsprechende Vertreter der neuen Mobilität. ntv.de hat sie verglichen.

Die Frage nach der Antriebsart ist neuerdings komplexer geworden. Früher stand die Entscheidung zwischen Benzin und Diesel im Raum - wenn überhaupt. Dagegen muss man jetzt genau überlegen, ob man ein batterieelektrisches Auto möchte, nein, vielmehr, ob man mental schon bereit ist für diese Technik. Oder möchte man lieber ausprobieren, nur ein bisschen elektrisch zu fahren.

Der Ford Explorer ist einfach riesengroß, das wird in der Seitenansicht deutlich.

Der Ford Explorer ist einfach riesengroß, das wird in der Seitenansicht deutlich.

(Foto: Ford)

Dieses bisschen ist im Falle des Ford Explorer auf rund 40 Kilometer zu beziffern - die elektrische Energie dafür entstammt einem rund 14 kWh großen Akku. Doch in der Praxis hat sich gezeigt, dass es schwierig ist, mit dem Explorer elektrisch zu fahren. Und das nicht etwa, weil der große Brocken nicht gut fahren würde mit seiner 101 PS starken E-Maschine. Nein, der Explorer lockt einfach mit seiner systemischen Power von unverfrorenen 457 PS. Deren Hauptanteil trägt ein doppelt turboaufgeladener Dreiliter-V6 und in Tateinheit mit dem Stromer wird der 5,05 Meter lange Allradler zum Dampfhammer.

Der Explorer stürmt urgewaltig los

Der Ford Mustang Mach-e ist auch im Regen traktionsstark dank Allrad.

Der Ford Mustang Mach-e ist auch im Regen traktionsstark dank Allrad.

(Foto: Ford)

Also bloß vorsichtig mit dem Gaspedal umgehen, ein beherzter Tritt auf selbiges lässt den Ford förmlich nach vorn springen. Der Explorer stürmt so urgewaltig los, dass man als unbedarfter Fahrer einfach nur staunt. Wer hätte bitte gedacht, dass ein burschikoser Explorer, den man in erster Linie als Familien- und Freizeitvehikel mit maximaler Praxistauglichkeit (und einem Schuss Luxus) betrachtet, plötzlich ein Beschleunigungswunder ist?

An dieser Stelle halte ich inne, steige gedanklich um in den Mustang Mach-e. Eigentlich ein cooles Teil - Crossover mit Rückleuchten in dem Style, wie sie auch ein echter Mustang trägt, also das traditionelle Coupé. Meine autoenthusiastischen Freunde winken ab, finden das Konzept eher schräg als schlüssig. Ein Crossover, das irgendwo zwischen Coupé, Limousine und SUV angesiedelt ist, könne doch nicht Mustang genannt werden, erklärt man mir. Und dann arbeitet noch nicht einmal ein Verbrenner unter seiner Haube, geschweige denn ein Achtzylinder. Ein durchschaubarer Marketingtrick. Ja, ist okay, ich habe das verstanden. Aber trotzdem ist der Mach-e ein fetziger Typ. Vor allem, wenn er in einer der knalligen Farben wie "Grabber Blue" oder "Cyber Orange" geordert wird.

Anhand der Rückleuchten erkennt man Mustang-Charakteristik.

Anhand der Rückleuchten erkennt man Mustang-Charakteristik.

(Foto: Ford)

Wenn es dann antriebsseitig auch noch emotional werden soll, muss schon der GT her - er rangiert mit 86.200 Euro (ohne Förderung) außerdem auf dem Level des Explorer (ab 86.490 Euro). Und auch in der Leistung tun sich beide nicht viel - auf den 457 PS starken Explorer antwortet der reine Stromer mit 487 PS. Dass der 2,5 Tonnen schwere Explorer allerdings länger für den Sprint auf 100 km/h (sechs Sekunden) brauchen soll als der Mustang Mach-e GT (4,4 Sekunden), fühlt sich in der Praxis nicht so an.

Doch auf dem Papier ist selbst die 351-PS-Version des Mach-e schneller mit 5,1 Sekunden - beide Ausführungen pressen ihre Passagiere zwar äußerst druckvoll in die Sitze, lassen es aber an Dramatik fehlen im Vergleich zum Explorer. Der macht einfach mehr auf Dampfhammer, beeindruckt mit seinem klangvollen Sechszylinder und beglückt den Fahrer noch einen Hauch mehr als die Mustang-Ausführungen. Und in der Topspeed übertrumpft der Explorer seine beiden stärksten Elektrobrüder mit 230 zu 180 beziehungsweise 200 (GT) km/h.

Explorer und Mustang Mach-e weisen ähnliche Radstände auf

In der geräumigen zweiten Reihe des Explorer darf man es sich auf Einzelsitzen gutgehen lassen.

In der geräumigen zweiten Reihe des Explorer darf man es sich auf Einzelsitzen gutgehen lassen.

(Foto: Ford)

Natürlich lassen auch die beiden stärksten Allrad-Stromer die Mundwinkel ihrer Fahrer nach oben zeigen. Ganz nebenbei mag die Frage aufkommen, warum gerade der Vergleich dieser beiden Offerten infrage kommen soll, die sich doch in den Abmessungen ganz erheblich unterscheiden: Der Mustang Mach-e misst 4,74 Meter in der Länge, während der Explorer mit 5,05 Metern im Parkhaus eher stresst. Beim Radstand (2,98 zu 3,03 Meter) herrscht allerdings fast Ausgeglichenheit, weil der Mustang Mach-e als reines Elektrofahrzeug angelegt wurde und seine Komponenten entsprechend clever untergebracht werden können.

Dennoch ist der komfortablere Explorer der Nutzwertchampion mit dritter Sitzreihe und 2274 Litern Gepäckraumvolumen. Vermutlich muss der politisch korrekte Lifestyle gar nicht so viel einpacken können, das verzeihen ihm seine potenziellen Käufer garantiert - 1420 Liter dürften reichen. Langstreckentauglich ist der straff-sportiv ausgerichtete elektrische Mustang allerdings sehr wohl mit 490 (GT) respektive 550 Kilometern WLTP-Reichweite für die zweitstärkste Allradvariante. Nur sollte Ford bei der Ladedauer von 10 auf 80 Prozent Batteriefüllstand (Gleichstrom, per CCS-Anschluss) nachlegen. Aktuell werden 45 Minuten kommuniziert bei maximaler Ladeleistung von 150 kW. Damit wird auf der Langstrecke die eine oder andere Ladepause fällig.

Hemdsärmelige Innenräume sowohl im Explorer wie auch Mustang Mach-e

Mit Infotainment geizt der elektrische Mustang nicht.

Mit Infotainment geizt der elektrische Mustang nicht.

(Foto: Ford)

Gleichstand herrscht indes in puncto Infotainment - zumindest fast. Beide Kandidaten warten mit riesigen Touchscreens auf, auf denen die komplexe Funktionalität der Fahrzeuge intuitiv beherrschbar wird. Mit 15,5 Zoll Bildschirmdiagonale legt der Stromer allerdings noch einmal 5 Zoll drauf. Auch bestehen beide Kombiinstrumente in beiden Fällen aus reiner Anzeigefläche. Und beide Innenräume sind von gleichem Charakter, eher hemdsärmelig-lässig mit hohem Kunststoffanteil und nichts für Materialgourmets demnach.

Einen Tipp, für welche Offerte man sich entscheiden solle, verkneift sich ntv.de an dieser Stelle, weil die Wahl am Ende von persönlichen Präferenzen abhängig ist und man keine allgemeingütige Wertung vornehmen kann. Es dürfte schon allein jede Menge Kunden geben, die vor den Abmessungen des Explorer zurückschrecken, wenngleich man ihn dank Kamera und Sensorik wunderbar einparken kann. Zur Not unterstützt die serienmäßige Einparkautomatik.

Auch das Explorer-Interieur strotzt vor Displayfläche.

Auch das Explorer-Interieur strotzt vor Displayfläche.

(Foto: Ford)

Andere Zielgruppen wiederum würden den kompakteren Mustang Mach-e verschmähen, sind womöglich nicht erpicht auf die Ladestopps während längerer Reisen. Schließlich kann man den Explorer einfach rasch mit Benzin betanken.

Letztendlich ist der Mach-e durchaus ein begehrenswertes batterieelektrisches Fahrzeug und Ford hat alle Register gezogen, ihn so emotional wie möglich zu gestalten. Schön, dass Ford diverse Angebote an seine Kunden macht. Emotional und nutzwertig sind jedenfalls sowohl Explorer wie auch Mustang Mach-e. Das letzte Wort hat der Käufer.

Quelle: ntv.de

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