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Deutscher Wallbox-Markt lahmt Hohe Bestände und geringe Nachfrage bringen Schnäppchen

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Laut Gesellschaft für Konsumforschung gibt es aktuell nur in 5,3 Prozent aller Haushalte eine eigene Wallbox.

Laut Gesellschaft für Konsumforschung gibt es aktuell nur in 5,3 Prozent aller Haushalte eine eigene Wallbox.

(Foto: picture alliance / epd-bild)

Zum Elektroauto gehört für viele Nutzer eine eigene Wallbox. Doch aktuell hakt es beim Geschäft mit den Wandladestationen; einige Händler und Hersteller haben mit Problemen zu kämpfen. Für die Kundschaft günstig: Online gibt es viele Wallbox-Angebote zum Kampfpreis - mit bis zu 50 Prozent Nachlass.

Mehr als 22 Millionen private PKW-Stellplätze gibt es in Deutschland an Ein- und Mehrfamilienhäusern. Künftig dürfte fast jeder davon mit einer Wallbox ausgerüstet sein. Aktuell lahmt der Markt hierzulande allerdings. Im Elektrogroßhandel ist das Geschäft mit Wandladestationen im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahr um 70 Prozent eingebrochen, wie der Bayerische Rundfunk berichtet. Für das zweite Quartal steht ein Minus von 70 Prozent in der Bilanz. Vergleichszeitraum ist allerdings in beiden Fällen das extrem starke Vorjahr, in dem verschiedene Förderprogramme für reißenden Absatz gesorgt haben.

"Die aktuell schwächere Nachfrage in Deutschland ist ein vorübergehender Effekt, der auf das Vakuum zurückzuführen ist, das durch den Wegfall der hiesigen staatlichen Anreize entstanden ist", bewertet Davide Ghione, CEO des Wallboxherstellers Amperfied, die Situation. Alexander Wieler vom Wettbewerber EVBox sieht das ähnlich: "Viele Kunden haben die KfW-Förderung genutzt und sich teilweise schon im Vorfeld auf einen späteren Autokauf mit Wallboxen ausgestattet. So wurde künstlich ein zu hoher Bedarf geschaffen", erläutert der Deutschland-Vertriebschef des niederländischen Anbieters.

Auch aus Sorge vor anhaltenden Lieferschwierigkeiten haben damals Großhändler die Lager gefüllt und Hersteller ihre Produktionskapazitäten aufgestockt. Als der unvermeidliche Einbruch kam, gerieten einige in Schwierigkeiten. So musste das fränkische Startup Dezony Insolvenz anmelden. Und auch der etablierte Hersteller ABL, ebenfalls aus Franken, hat mit Problemen zu kämpfen.

Gute Situation für die Kundschaft

Für die Kunden hingegen ist das Zusammentreffen hoher Bestände und geringer Nachfrage grundsätzlich eine gute Situation. Online bieten viele Hersteller und Importeure Wallboxen zum Kampfpreis an, werben mit bis zu 50-prozentigen Nachlässen. Wie gut die Geräte sind, lässt sich allerdings nicht immer sofort erkennen. Denn der noch junge Markt ist stark fragmentiert und sehr unübersichtlich.

Neben Konzerntöchtern wie Amperfied (vom Druckmaschinen-Weltmarktführer Heidelberg), längst etablierten Unternehmen wie EVBox und innovativen Spezialisten wie Juice Technology gibt es viele Startups oder reine Vertriebsmarken, die oft No-Name-Geräte aus Fernost importieren. Wer gute Qualität will, kann sich an den Tests von Fachzeitschriften und Automobilclubs orientieren. Vor allem der ADAC prüft relativ regelmäßig verschiedene Geräte auf Sicherheit und Funktion.

Wer auf Schnäppchen-Suche ist, sollte aber beachten, dass die Wallbox-Technik permanent große Sprünge macht. Rabattierte Lagerware erfüllt ihre Kernaufgabe - das Aufladen des E-Autos - zwar gut, heute gefragte Funktionen sind bei älteren Geräten jedoch oft nicht vorhanden. Wer beispielsweise Boxen mit WLAN- oder App-Anbindung sucht oder das E-Auto mit eigenem Photovoltaik-Strom betanken will, wird in der Regel eher auf neuere Modelle zum nicht gesenkten Standardpreis zurückgreifen müssen.

Nur 5,3 Prozent der Haushalte haben eigene Wallbox

Generell dürfte der Wallbox-Markt in den kommenden Monaten und Jahren stark reifen und sich konsolidieren. Vor allem im Großkundengeschäft reicht es nicht aus, günstige Hardware zu verkaufen. Zusätzlich sind Serviceleistungen bei Installation, Wartung und Reparatur wichtig, die nicht alle Anbieter werden leisten können. Wer die Konsolidierung übersteht, sieht sich einem interessanten Markt gegenüber.

Laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) besitzen aktuell nur 5,3 Prozent aller Haushalte in Deutschland eine eigene Wallbox. Hinzu kommen die Ladepunkte, die Unternehmen wie Hotels, Einzelhändler oder Parkhausbetreiber ihren Kunden anbieten wollen.

Und auch die Konzentration auf das nicht von der Subventionsblase betroffene Auslandsgeschäft ist für die Branche eine Option. So habe Amperfied das schleppende Deutschland-Geschäft zum Anlass genommen, die Vertriebsstrategie zu überprüfen und die Präsenz in Europa auszubauen, sagt Ghione. Aber auch Deutschland bleibt ein guter Markt. "Eine Besserung ist bereits greifbar und spürbar, auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass das durch Subventionen künstlich erreichte Niveau von 2021 so schnell wieder erreicht wird. Vielmehr wird es zu einer Normalisierung kommen, wie sie der Elektromobilität als Ganzes insgesamt bevorsteht."

Auch unabhängige Beobachter erwarten künftig gute Geschäfte. "Das Segment der potenziellen Wallbox-Käufer ist aktuell noch nicht sehr groß, aber krisenresistent und kaufstark. Aktuell spielt die Marke für Endkonsumenten noch eine untergeordnete Rolle. Das eröffnet Möglichkeiten für Hersteller, sich in einem noch wachsenden Markt erfolgreich zu positionieren", rät Florian Prockl, Experte für Consumer Insights bei GfK.

Quelle: ntv.de, Holger Holzer, sp-x

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