Auto

Verbraucherschutz rät ab Model 3 von Tesla bleibt ein Phantom

Die Produktion des Tesla Model 3 ist teurer als gedacht.

Die Produktion des Tesla Model 3 ist teurer als gedacht.

Das Model 3 von Tesla soll den Massenmarkt erobern. Doch die vielbeworbene Basisversion des E-Auto-Herstellers ist bis dato einfach nicht zu bekommen. Zudem rät die US-Verbraucherzentrale nach einem Test vom Kauf ab.

Eigentlich hat Tesla ein klares Ziel ausgegeben: Nach Erfolgen in der Luxus-Nische will der E-Auto-Pionier mit dem deutlich günstigeren Model 3 in den Massenmarkt vordringen. Der Hype um den ersten Mittelklassewagen war riesig, rasch gingen hunderttausende Reservierungen ein, die mit je 1000 Dollar angezahlt werden mussten. Tesla bewirbt das Auto auf seiner Website für 35.000 Dollar - obwohl es in den bislang erhältlichen Versionen erheblich mehr kostet.

78.000 Dollar statt 35.000 Dollar

Bis das Basismodell zum niedrigeren Preis kommt, wird es auch noch dauern. Möglicherweise zu lange für preisbewusste Kunden, um in den USA eine begehrte E-Auto-Prämie zu ergattern. Firmenchef Elon Musk gab am Wochenende zu, dass Tesla mit dem versprochenen Model 3 für 35.000 Dollar bei den aktuellen Produktionsmengen "Geld verlieren und sterben" würde. Statt guter Nachrichten für Kunden, die auf den Mittelklasse-Tesla warten, pries der Tech-Milliardär bei Twitter eine neue hochgerüstete Premium-Version mit zwei Motoren an, die ab Juli verkauft werden solle.

Das schnellere und leistungsstärkere Model 3 hat einen Preis von 78.000 Dollar (ohne den Fahrassistenten "Autopilot"). "Etwa genauso viel, wie der BMW M3", ergänzte Musk und lieferte damit einen Hinweis auf die Zielgruppe. Bisher lieferte Tesla Varianten aus, die über 50.000 Dollar kosten. Damit ist das Angebot noch weit entfernt vom Rivalen Chevrolet Bolt EV für gut 36.000 Dollar, den es allerdings auch nicht sofort gibt. Wartezeiten sind auch hier vorprogrammiert.

Kunden mit kleinem Budget müssen sich gedulden

Statt der angesagten 35.000 Dollar verlangt Tesla momentan 78.000 Dollar für ein Model 3.

Statt der angesagten 35.000 Dollar verlangt Tesla momentan 78.000 Dollar für ein Model 3.

Musk gestand ein, die Basisversion frühestens drei bis sechs Monate, nachdem die wöchentliche Model-3-Produktion auf 5000 Stück gestiegen sei, an den Start bringen zu können. Kunden mit geringerem Budget müssen sich also gedulden. Zudem stehen hinter Musks Ansagen stets Fragezeichen: Eigentlich hatte dieses Fertigungstempo schon Ende 2017 erreicht sein sollen, wurde aber wiederholt verfehlt und wird nun zur Jahresmitte in Aussicht gestellt. Ob Tesla tatsächlich Ende Juni auf 5000 Model 3 pro Woche kommt ist ungewiss. Nach Kalkulation des Finanzdienstes Bloomberg, der anhand der Zulassungszahlen einen "Model 3 Tracker" eingerichtet hat, liegt die Produktion aktuell bei etwa 2900 Stück pro Woche.

Dass sich Tesla jetzt mit einer aufgemotzten Version des Model 3 wieder an zahlungskräftigere Kunden wendet, mag wirtschaftlich Sinn machen - die Gewinnmargen sind am oberen Ende der Preisspanne höher. Allerdings wird das 2003 gegründete Unternehmen, das noch nie einen Jahresgewinn geschafft hat, an der Börse nach Einschätzung von Analysten so hoch gehandelt, weil Anleger Musk zutrauen, mit seinen Elektroautos aus der Luxus-Nische zu kommen. Doch je mehr Zeit vergeht, desto komplizierter wird der Angriff im Massenmarkt, in dem auch viele etablierte Hersteller günstigere Elektroautos planen.

Die Innenaufnahme des Tesla Model 3 stammt von der Präsentation im Jahr 2017.

Die Innenaufnahme des Tesla Model 3 stammt von der Präsentation im Jahr 2017.

Erschwerend kommt hinzu: Das Zeitfenster für die amerikanische E-Auto-Prämie droht sich für die Basisversion des Model 3 zu schließen. Die 7500 Dollar, die es in den USA als Steueranreiz beim Kauf von Elektroautos gibt, gelten nur für die ersten 200.000 Modelle eines Herstellers. Danach halbiert sich die Prämie im Sechsmonatstakt, bis sie ganz wegfällt. Tesla hat mitgeteilt, die 200.000 E-Autos irgendwann im Jahresverlauf 2018 zu erreichen. Für Schnäppchenjäger, die auf einen günstigen Model-3-Preis und staatliche Fördermittel hoffen, dürfte es deshalb knapp werden. Das könnte auch für Teslas Finanzen Folgen haben. Die rund 500.000 Anzahlungen für vorbestellte Model 3 machen einen großen Teil der Geldreserven aus. Wenn Kunden es sich anders überlegen, müssten sie zurückerstattet werden.

US-Verbraucherzentrale rät von Kauf ab

Nicht nur, dass Tesla die Zeit davon läuft unterdessen hat die US-Verbraucherzentrale vom Kauf des Model 3 abgeraten. Die sehr einflussreichen Tester bemängeln vor allem die "schlechten Bremsen". Bei Tests habe das Tesla-Modell 46 Meter gebraucht, um bei 100 Kilometern pro Stunde zum Stehen zu kommen. Das sei länger als ein Pick-up-Wagen brauche, so die Tester. Tesla wies diese Angaben allerdings zurück, eigene Tests unter bestimmten Bedingungen hätten einen Bremsweg von 40,5 Metern ergeben, je nach Bereifung sogar von nur 38,4 Metern.

Nach der Kritik haben sich die Tester nach eigenen Angaben ein zweites Model 3 besorgt, um die Testergebnisse zu verifizieren. Verbraucher-Testchef K. C. Colwell sagte, er habe in elf Jahren, in denen er Autos teste, "noch nie ein so inkonsistentes Bremsverhalten gesehen". Auch die Bedienung des Fahrzeugs wurde von den Prüfern kritisiert. Hier wurde bemängelt, dass es keine Knöpfe oder Anzeigen abseits des Touchscreens in der Mittelkonsole gäbe. Alles, ob es nun die Belüftung oder die Außenspiegel seien, werde über den TFT gesteuert, hieß es. Das erfordere die volle Aufmerksamkeit des Fahrers, die dann nicht mehr dem Verkehr gewidmet werden könne, so die Tester.

Nichts zu beanstanden hatten die Prüfer an den Fahreigenschaften des Model 3. Das Auto habe sie "begeistert". Die Beschleunigung aus dem Stand auf 60 Meilen pro Stunde (96,56 km/h) in 5,3 Sekunden "erinnere an einen Porsche 718 Boxster". Auch mit der Reichweite war die US-Verbraucherzentrale durchaus einverstanden. Bei starker Rekuperation (Energierückführung beim Bremsen) habe das Auto mit einer Akkuladung 563 Kilometer geschafft. Im normalen Fahrbetrieb seien es immer noch knapp 500 Kilometer gewesen. Das ist weit mehr, als alle anderen E-Auto-Hersteller bis jetzt für ihre Fahrzeuge nachweisen konnten.

Quelle: ntv.de, hpr, dpa

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