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Modellwechsel in der Mittelklasse Neuer Audi A4 punktet als Leisetreter

Die geglättete Karosserie des Audi aA4 hat jetzt einen cW-Wert von 0,23.

Die geglättete Karosserie des Audi aA4 hat jetzt einen cW-Wert von 0,23.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Vor 20 Jahren wäre das Auto wohl noch als A6 auf der Bildfläche erschienen: Der neue A4 misst mit 4,73 Meter, kaum weniger als 1994 die obere Mittelklasse von Audi. Vielleicht wird der viele Platz gebracht, um die rund 30 Assistenz-Systeme zu verstauen?

Der A4, der ab November in Deutschland ausgeliefert wird, symbolisiert mit seinem Wachstum die enorme Bedeutung, die er für die Marke hat. Den Vorgänger Audi 80 eingerechnet hat der A4 mit rund zwölf Millionen verkauften Exemplaren weltweit zur Massen-Mobilität beigetragen. Mit mehr als 36.000 Neuzulassungen bis Ende August in Deutschland hat er seinen schärfsten Widersacher, den 3er BMW, deutlich hinter sich gelassen. Doch im globalen Maßstab spielt das Heimatland der Vier-Ringe-Marke für den A4 nur noch eine Nebenrolle. Mit Abstand wichtigster Markt für das Auto ist China, dort in einer Version mit verlängertem Radstand.

480 Liter Gepäckvolumen verbergen sich unter dem Heckdeckel des neuen Audi A4.

480 Liter Gepäckvolumen verbergen sich unter dem Heckdeckel des neuen Audi A4.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Anders als der größere Bruder A6, dessen Zulassungen in Deutschland je nach Modell zu drei Vierteln oder mehr gewerblicher Natur sind, ist der A4 eher ein Privatkundenauto. Nur rund die Hälfte der Fahrzeuge wird gewerblich genutzt. Entsprechend geringer als bei den größeren Baureihen ist auch der Anteil der allradgetriebenen Versionen. Weltweit sind es rund 15 Prozent, in Deutschland waren es zuletzt etwa 38 Prozent. Die neuen Preise beginnen bei 30.650 Euro.

Geschmeidig im Wind

Besonders stolz ist Audi beim neuen Modell darauf, dass der Luftwiderstandsbeiwert des Neulings günstiger als bei allen anderen vergleichbaren Limousinen ist. Die entsprechende Kennziffer lautet cW=0,23, nur der Mercedes CLA, der aber nicht in direktem Wettbewerb zum Audi steht, ist ein Hundertstel besser. Die Front ist noch rundlicher geworden, die LED-Scheinwerfer sind flach und die Tagfahrlicht-Signatur spitz zulaufend. Die Seitenansicht ist durch die "Tornado-Linie" stark akzentuiert. Die Masse des A4 wurde im Zuge verschiedener Maßnahmen der Gewichtsreduzierung um bis zu 110 Kilogramm vermindert, die Beinfreiheit im Heck wuchs um 23 Millimeter.

Etwa 90 Prozent aller Teile, so schilderte es Projektleiter Burkhard Wiegand bei der Präsentation, seien modifiziert oder gänzlich neu angefertigt worden. Um das bekannt ausgewogene Fahrverhalten und den Komfort noch zu optimieren, wurden neue Radaufhängungen spendiert. Vorn und hinten tun jetzt Fünflenker-Achsen ihren Dienst. Die elektro-mechanische Lenkung verspricht Präzision und Leichtgängigkeit, was die ersten Testkilometer auch belegten. Zum Start wird das Motorenangebot aus drei Benzin- und vier Dieselmodellen bestehen, wobei die Einstiegsmotoren 150 PS leisten. Als Bollwerk gegen die Downsizing-Diktatur bietet Audi den bewährten Dreiliter-Sechszylinder auf, der in zwei Leistungsstufen mit 218 und 272 PS antritt.

Ab November steht der neue Audi A4 bei den deutschen Händlern.

Ab November steht der neue Audi A4 bei den deutschen Händlern.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Per Saldo, so heißt es von Seiten des Herstellers, sei die Leistung der Modelle um bis zu 25 Prozent gesteigert, der Verbrauch hingegen in gleichem Maße gesenkt worden. In dem aufgeladenen Zweiliter-Direkteinspritzer der Benzinerpalette durften die Audi-Ingenieure noch eine technische Leckerei installieren: Ein neues Verbrennungs-Verfahren soll weiteres Einsparpotenzial für den Verbrauch eröffnen. Bei dem 190 PS starken Ottomotor sorgt die Ventilsteuerung dafür, dass bei mittlerer Last die Einlassventile deutlich früher als üblich schließen. Die hierdurch beschleunigte Gemischbildung und eine erhöhte Verdichtung verbessern den Wirkungsgrad. Bei erhöhter Last wechseln die Schließzeiten wieder in den Normalmodus, so dass bis zu 320 Newtonmeter Drehmoment generiert werden können.

Als A4 2.0 TFSI ultra glänzt der Wagen mit 7,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, rennt 240 km/h Spitze und verließ den Verbrauchsprüfstand mit 4,8 Liter/100 Kilometer. Diese Leistungswerte werden vom Top-Diesel allerdings klar in den Schatten gestellt. Beim großen Sechszylinder vergehen kaum mehr als fünf Sekunden bis zur 100er-Marke, was vielen Sportcoupés zur Ehre gereichen würde. 600 Newtonmeter zerren an der Kurbelwelle und der Bestwert im Normverbrauch liegt ebenfalls unter fünf Litern. Im Test waren es mehr als sechs, was jedoch für das 1735 Kilogramm schwere Fahrzeug ein durchaus akzeptabler Wert ist.

Komplettes Arsenal an Assistenten

Hochwertiges Interieur und saubere Verarbeitung gehören bei Audi zum Selbstverständnis.

Hochwertiges Interieur und saubere Verarbeitung gehören bei Audi zum Selbstverständnis.

(Foto: Audi)

Mit dem Modellwechsel will Audi seine Mittelklasse-Limousine nicht nur als effizientes, sondern auch als besonders sicheres Fortbewegungsmittel positionieren. Für alle, die es sich leisten wollen, ist das ganze Arsenal an Warn- und Assistenz-Systemen aufgeboten, das beispielsweise der neue Audi Q7 ebenfalls anbietet. Dazu gehören Einrichtungen, in denen partiell auf die Mitwirkung eines Fahrers oder einer Fahrerin verzichtet werden kann. Die adaptive Geschwindigkeitsregelung nebst Stau-Assistent ist so eine Einrichtung, denn sie benötigt bis zu einem Tempo von 65 km/h nicht einmal mehr einen Lenkeingriff. Ist das System aktiviert, kann der A4 in der Kolonnenfahrt beschleunigen und abbremsen sowie die Spur halten – selbst in geringen Kurvenradien. Stopp-and-Go-Fahrt ist selbstverständlich eingeschlossen. Die teilautonome Fahrbarkeit ist aufpreispflichtig, das Pre-Sense-City-System zur Kollisionswarnung hingegen serienmäßig.

Keine neue Modellgeneration ohne Aufwertungen beim Komfortangebot: Das zentrale Anzeigefeld ist als virtuelles Cockpit mit 12,3-Zoll-TFT-Bildschirm zu haben, für die Fondpassagiere kann man online-fähige Tablets zur Montage hinter den Kopfstützen bestellen. Programmierbare Belegtasten, wie sie BMW vor Jahren einführte, können in der Mittelkonsole jetzt auch von Audi-Kunden genutzt werden. Induktive Aufladung für das Smartphone wird ebenso angeboten wie die Nutzung der Autoantenne für den individuellen Mobilfunk. Bei der Wahl des Innendekors ist Sorgfalt geboten. Helle Metall-Einleger und Rahmen können zu unliebsamen Reflektionen im Fahrer-Außenspiegel führen.

Pluspunkte sammelte der neue A4 während der Testfahrten nicht zuletzt durch den stark verbesserten Akustik-Komfort. Während Audianer den A4 in dieser Disziplin schon auf A8-Niveau wähnen, muss der neutrale Beobachter konstatieren, dass vor allem bei den Dieseln vom ruhigen und kultivierten Lauf des Aggregats kaum noch etwas in die Passagierkabine dringt.

Mit Erscheinen des A4 wird sich überdies die Systematik der Ausstattungslinien ändern. Nach einer grundsätzlichen Entscheidung des Kunden, ob das Auto eher von sportlichem Ambiente oder von geschmackvollen Design-Optionen bestimmt werden soll, werden die Wahlmöglichkeiten stärker ausdifferenziert. Wie kaum anders zu erwarten, will die Marke des vielfachen Le-Mans-Siegers die sportlichen Gene des A4 durch Verweis auf die Erfolge der motorsportlichen Verwandtschaft untermauern. Das ist nicht nur naheliegend, sondern auch verständlich, wenngleich die Audis auf der Rennstrecke weder mit Front-, noch mit Quattro-Antrieb um Platzierungen und Pokale fahren. Sie haben Heckantrieb.

Quelle: ntv.de

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