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Der Primus unter den Kleinwagen? Skoda Fabia - der Neue kommt groß raus

Der neue Skoda Fabia kommt optisch deutlich dynamischer daher als sein Vorgänger.

Der neue Skoda Fabia kommt optisch deutlich dynamischer daher als sein Vorgänger.

(Foto: Holger Preiss)

Zum vierten Mal bringt Skoda einen neuen Fabia an den Start. Größer, optisch dynamischer, mit vielen Innovationen und ausschließlich mit Benzinmotoren präsentiert sich der Tscheche vielleicht ein letztes Mal als Primus seiner Klasse. Ganz billig ist er dabei aber nicht mehr.

Wir schreiben das Jahr 1999, als die erste Generation des Skoda Fabia in Mladá Boleslav vom Band läuft. Über nunmehr drei Generationen und mit 4,5 Millionen verkauften Exemplaren wurde der Kleinwagen aus Tschechien in den 22 Jahren zu einer echte Erfolgsgeschichte. Jetzt rollt die vierte Generation zu den Händlern und soll die ewigen Tugenden des Bestsellers erneut auf ein anderes Plateau heben. Platzangebot, Sicherheit, Funktionalität und Effizienz sollen weiterhin mit einem erschwinglichen Preis-Leistungs-Verhältnis einhergehen.

Wie ein Kompaktwagen

Die geteilten Rücklichter am Kofferraum des Skoda Fabia ermöglichen mehr Breite für das Ladegut.

Die geteilten Rücklichter am Kofferraum des Skoda Fabia ermöglichen mehr Breite für das Ladegut.

(Foto: Holger Preiss)

Nun gut, die Preise sind mit 16.300 Euro für das Einstiegsmodell mit 80 PS weit von dem entfernt, was Skoda noch im Jahr 1999 für einen Fabia aufrief, aber dafür ist der Neue auch ein Auto, das sich ganz locker aus dem Kleinwagensegment in die Kompaktklasse katapultiert. Immerhin ist der Kleinwagen mit 4,11 Metern ganze 11 Zentimeter länger als der Vorgänger. Der Radstand wuchs auf 2,56 Meter, was für die Passagiere in der zweiten Reihe angenehm spürbar wird und auch dass die Breite auf 1,78 Meter gewachsen ist, macht sich beim Raumgefühl für die Passagiere bemerkbar.

Der Clou ist aber, dass der Fabia jetzt mit einem Kofferraum aufwartet, der ein Ladevolumen von 380 Litern bietet. Das sind 50 Liter mehr als beim Fabia der dritten Generation. Wird die Rückenlehne der zweiten Reihe flach gemacht, sind es sogar 1190 Liter. Nur zum Vergleich: Der VW Golf 8 bietet 381 Liter Stauraum, der aktuelle Opel Astra gar nur 370 Liter. Um den Fabia auch austattungsseitig an die Kompaktklasse zu rücken, hat Skoda die Optionsliste deutlich erweitert. Neben einer beheizbaren Frontscheibe gibt es jetzt auf Wunsch auch ein Dreispeichen-Multifunktions-Sportlenkrad, wie man es aus dem neuen Octavia kennt. Auch die Zweizonen- Klimaautomatik gibt es erstmals für den kleinen Tschechen.

Von 65 bis 150 PS

Auf 4,11 Meter in der Länge ist der Skoda Fabia gewachsen.

Auf 4,11 Meter in der Länge ist der Skoda Fabia gewachsen.

(Foto: Holger Preiss)

Natürlich sind diese Beigaben nicht kostenlos und es ist an jedem, der sich für den neuen Fabia interessiert, hier mit spitzem Stift zu rechnen. Andernfalls kann es gut sein, dass sich nicht nur das Fahrzeug mit Größe und Ausstattung im Kompaktsegment bewegt, sondern auch der Preis in diese Regionen abdriftet. Doch den kann man bei der Wahl der Motoren klein halten. Das Einstiegsmodell, das zum Marktstart noch nicht verfügbar ist, trägt den 1,0 MPI EVO, also einen Dreizylinder mit 65 PS und einem maximalen Drehmoment von 93 Newtonmetern, unter der breiten Haube. Die Kraft wird über eine Fünfgangautomatik übertragen und für den Spurt auf Tempo 100 braucht es 16 Sekunden. Wer hier zum Grundpreis einsteigt, muss nicht nur sehr geduldig, sondern auch schon fast etwas leidensfähig sein, denn Fahrspaß ist hier kaum zu erwarten.

Anders verhält es sich mit den Turbo-beatmeten Dreizylindern, die unter dem Kürzel 1,0 TSI EVO firmieren. Die gibt es in zwei Leistungsstufen mit 95 und 110 PS, wobei die stärkere Variante ab 19.890 Euro hier die bessere Wahl ist. Ob in Kombination mit der butterweich durch die Gassen zu schiebenden manuellen Sechsgangschaltung oder mit dem sauber schaltenden siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe, der Fabia sich mit beiden Getriebearten ausreichend spritzig an. Mit 9,7 beziehungsweise 9,6 Sekunden beim Standardsprint hinterlässt der Fahrer auch mit einem maximalen Drehmoment von 200 Newtonmetern keine schwarze Streifen auf dem Asphalt, aber er zieht entsprechend zügig von der Kreuzung weg, hat ausreichend Reserven beim Überholen und kann mit etwas Ausdauer immerhin 205 km/h schnell werden.

Ein Fahrwerk vom Feinsten

Mit 380 bis 1190 Liter Kofferraumvolumen hat der Skoda Fabia den größten Stauraum seiner Klasse.

Mit 380 bis 1190 Liter Kofferraumvolumen hat der Skoda Fabia den größten Stauraum seiner Klasse.

(Foto: Skoda)

Das Ganze dann auch noch mit einem angenehmen Verbrauch, der nicht zuletzt auch einem Cw-Wert von 0,28 geschuldet ist. Natürlich nicht, wenn die Höchstgeschwindigkeit ausgereizt wird. Aber mit leichtem Gasfuß bringt man es auf der Landstraße unter sechs Liter.

Was aber noch besser ist als der Verbrauch, der ja immer von der Fahrweise des Einzelnen bestimmt wird, ist das Fahrwerk des Fabia. Bereits in der Serienausführung gibt sich der Tscheche angenehm ausgewogen und hält Informationen über die Beschaffenheit der Straße von den Insassen weitgehend fern. Und selbst wenn es mal richtig heftig über eine Querfuge geht, wird man wohl ein Geräusch im Innenraum wahrnehmen, aber kaum den Schlag spüren. Hier haben die Ingenieure ganze Arbeit geleistet.

Wer sich dennoch von Eitelkeiten verlocken lässt und statt der 16- oder 17-Zoll-Räder wuchtige 18er ordert, wer dem Fabia ein Sportfahrwerk unterschnallen lässt und sich damit 1,5 Zentimeter dem Asphalt nähert, der wird mit Sicherheit nicht mehr so unberührt über die Grobheiten der Straße gleiten. Aber an dieser Stelle wären wir dann auch gleich bei der stärksten Motorisierung, mit der der Fabia angeboten wird. Wie in Golf und Co. ist nämlich auch hier der 1,5 TSO EVO mit 150 PS und einem maximalen Drehmoment von 250 Newtonmetern verfügbar. Die Kraftverteilung übernimmt ausschließlich ein 7-Gang-DSG, der Standardsprint ist in 8,0 Sekunden abgeschlossen, wobei die Höchstgeschwindigkeit mit 225 km/h angegeben wird. Den Verbrauch gibt Skoda im Datenblatt optimistisch mit 5,6 Litern an. Das dürfte selbst mit der für den Treibsatz einhergehenden Zylinderabschaltung eher unwahrscheinlich sein, aber als Suffkopp sollte sich auch diese Motorisierung nicht präsentieren, wie die Konzernbrüder mit gleichem Motor bereits unter Beweis gestellt haben. Was der Top-Fabia kostet, steht noch nicht fest. Er steht aber zu befürchten, dass hier unter 22.000 Euro nichts zu machen ist.

Die Mittelarmlehne im Skoda Fabia ist leider nicht in Längsrichtung verschiebbar und das Staufach darunter ist relativ klein.

Die Mittelarmlehne im Skoda Fabia ist leider nicht in Längsrichtung verschiebbar und das Staufach darunter ist relativ klein.

(Foto: Skoda)

Ach so, wer mit seinem Fabia häufig in ländlichen Gefilden unterwegs ist, der kann sich jetzt sogar ein Schlechtwegepaket ordern, das dann auch den gepflegten Lauf durch gröberes Geläuf erlaubt, ohne dass die Insassen und der Wagen selbst über Gebühr beansprucht werden. Anders als beim Sportfahrwerk wird hier die Bodenfreiheit um 1,5 Zentimeter erhöht. Aber noch mal, wer den Fabia für den alltäglichen Gebrauch erwirbt, kann sich das Geld sparen, denn das Standardfahrwerk macht im Zusammenspiel mit der direkten Lenkung einen wirklich guten Job.

Helferlein für alle Gelegenheiten

Aber der neue Fabia hat noch andere Vorteile. Dank des Wechsels auf den Modularen Querbaukasten MQ-A0 kann der Tscheche sich jetzt auch bei den Assistenten vollumfänglich aus dem Regal der Assistenzsysteme des VW-Konzerns bedienen. Insgesamt kommen sieben Sicherheitssysteme erstmals in einem Fabia zum Einsatz. So vereint der optionale Travel Assist einen aktiven Spurhalteassistenten, der mit einem Knopfdruck aktiviert und deaktiviert werden kann, einen adaptiven Abstandsradar und die Verkehrszeichenerkennung. Im Zusammenspiel sorgen sie dann auch für eine stressfreie Fahrt im Stau. Nebenbei passt der Front Assist auf, dass keine Autos, Radfahrer oder Fußgänger ungesehen vors Auto geraten. Und zu guter Letzt bietet das Paket auch noch die Möglichkeit, den Fabia über den Parkassistenten selbständig in Quer- und Längslücken manövrieren zu lassen. Und weil Sicherheit ohnehin großgeschrieben wird, gibt es serienmäßig Airbags und Seitenairbags für den Fahrer und Beifahrer. Wem das nicht reicht, der kann die Zahl der Luftsäcke auf insgesamt neun erhöhen und dabei auch die Knie und die Seiten der Fondpassagiere schützen.

Im Innenraum des Fabia gibt es ein neues Lenkrad, ein größeres Zentraldisplay und mächtige Lüftungsdüsen.

Im Innenraum des Fabia gibt es ein neues Lenkrad, ein größeres Zentraldisplay und mächtige Lüftungsdüsen.

(Foto: Skoda)

Und weil bei einem Neuwagen heute nichts mehr ohne eine entsprechende Konnektivität geht, hat man auch hier bei den größeren Brüdern zugegriffen und die maximale Bildschirmdiagonale des Touchdisplays auf 9,2 beziehungsweise 10,25 Zoll erhöht. Dabei haben die Skoda-Ingenieure nicht, wie so viele andere Hersteller in ihren Autos, dafür gesorgt, dass der Bildschirm dem Fahrer zugewandt ist, sondern dafür, dass Fahrer und Beifahrer eine perfekte Sicht auf den Screen haben. Schön ist auch, dass jetzt wie im Octavia die Verbindung zwischen Smartphone und Infotainmentsystem nicht mehr über ein USB-Kabel hergestellt werden muss, sondern Bluetooth reicht, um Apple Carplay oder Android Auto zu spiegeln und damit auch Zugriff auf Karten oder Maps zu haben.

Jetzt gibt es auch einen Schirm

Als Letztes soll - und das scheint irgendwie schon fast langweilig - auf die natürlich auch für den Fabia erdachten Simply-Clever-Lösungen hingewiesen werden. Dabei ist es fast schon müßig, den Tickethalter an der A-Säule, den Eiskratzer im Tankdeckel oder den Mülleimer in der Türinnenverkleidung zu erwähnen. Alles nichts Neues. Aber, dass der Fabia jetzt auch einen Schirm in der Fahrer- und Beifahrertür hat, schon. Hier hat sich ein Feature, das es einst nur für den Superb gab, demokratisiert. Ansonsten gibt es zusätzliche Ablageflächen für den Mitteltunnel, eine, die zwischen Mittelkonsole und Rücksitzbank platziert wird, oder etwa im Kofferraum für Ordnung sorgt. Auch der abnehmbare Becherhalter bietet Fahrer und Beifahrer optional mehr Platz. Insgesamt zählt Skoda 43 praktische Details für den Fabia, die hier nicht alle aufgezählt werden können.

Fakt ist aber, dass der kleine Tscheche wahrscheinlich ein letztes Mal ganz groß rauskommen dürfte. Denn dass es eine fünfte Auflage des Fabia geben wird, ist eher unwahrscheinlich. Auch Skoda ist, getrieben durch die Konzernmutter VW, in Summe eher auf die Elektromobilität ausgerichtet als auf die Fortführung der Verbrennerkultur. Zumal es, wenn VW hier die Regale schließt, ohnehin nichts mehr zu holen gibt. Doch bis es so weit ist, ist der neue Skoda Fabia eine Alternative für alle, die keine Vorbehalte gegen Verbrenner haben, die nicht in der Lage sind, sich Wallboxen vor die Haustür zu bauen oder die auch mal über 600 Kilometer in einem Ritt hinter sich bringen wollen und das zu einem Einstiegspreis, der immer noch weit unter dem eines gleichwertigen Stromers liegt.

Quelle: ntv.de

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