Die Preis-Leistungs-Kracher Suzuki Jimny und Vitara - Lifestyler und Soft-SUV
21.12.2022, 07:59 Uhr
Während der Jimny als cooles Fan-Auto durchgeht, ist der Vitara das Angebot für kühle Rechner.
(Foto: Suzuki)
Haben auch Underdog-Autos glühende Fans? Der Suzuki Jimny hat! Lange war der leichte Kraxler zu deren Leidwesen vergriffen - auch, aber nicht nur wegen der Abgasnorm. Jetzt hat sich ntv.de die Legende vorgenommen. Genau wie den Vitara, der hierzulande seit Jahrzehnten auf Kundenfang geht.
Trotz Preiserhöhung von einigen Tausendern ist der Suzuki Jimny ein absolut außergewöhnliches Fahrzeug auf dem hiesigen Automarkt. Seinen Ursprung hat diese Baureihe in den seit den frühen Siebzigern angebotenen LJ-Modellen, die sogar zur sogenannten Kei-Car-Klasse zählten mit begrenzten Abmessungen sowie Hubraumlimit. Zum Kurs von 23.915 Euro bieten die Kleinwagenspezialisten aus Hamamatsu immer noch einen leichten Kraxler mit weniger als 1,2 Tonnen Leergewicht und vor allem in ziemlich stabiler Leiterrahmen-Konstruktionsweise an, wenngleich er heute nicht mehr zu den Kei-Cars zählt. Deren Norm erlaubt nämlich maximal 3,40 Meter Länge.

Einen ähnlich kleinen Geländegänger mit stabilem Leiterrahmen wie den Suzuki Jimny dürfte es hierzulande nicht noch einmal geben.
(Foto: Suzuki)
Und der mit Starrachsen ausgerüstete Japaner bringt alles mit, was ein erwachsener Geländewagen braucht, um scheinbar unüberwindbare Hindernisse zu bewältigen. Beispielsweise eine Geländereduktion, um selbst vor extremen Steigungen nicht Halt machen zu müssen. Auf mechanische Sperren verzichten die Ingenieure allerdings - sie würden den Jimny nur schwerer machen, sagen die Techniker. Um das Moment zwischen den Rädern einer Achse zu verschieben, wird bei Bedarf per Bremseingriff "gesperrt". Und durch den Verzicht auf Einzelradaufhängung wird folgender Effekt erzielt: Hebt das Rad einer Achse ab, wird das gegenüberliegende noch stärker auf den Boden gedrückt, was die Traktion erhöht. Zwecks Effizienz- und Kostenoptimierung ist der Allradantrieb beim Jimny zuschaltbar.
Jimny ist kleiner Lifestyler mit coolen Lackfarben
Doch hier und heute führt die Ausfahrt mit dem begehrten Kleingeländewagen (er ist nur 3,65 Meter lang) lediglich über die Straße. Der inzwischen ausschließlich als Zweisitzer anrollende Lifestyler erntet vor allem in der Lackierung "Kinetic Yellow" ("Chiffon Ivory Metallic" sieht auch cool aus) Blicke vieler Passanten - das Auto ist in der Tat dermaßen gefragt, dass es lange als vergriffen galt. Schuld war auch die Abgasgesetzgebung, die einen temporären Verkaufsstopp zur Folge hatte - neben der generellen Schwierigkeit für den deutschen Importeur, die hohe Nachfrage zu bedienen. Denn eine Anpassung des Motors an strengere Entgiftungsnormen war zu kostspielig.
Nun ist der Jimny wieder da und nimmt die aktuelle Abgashürde - indem er nämlich als LKW zugelassen werden darf. So ist die Abgasreinigung zwar weniger aufwendig, die Folge aber auch, dass das hintere Abteil ausschließlich als Ladefläche zu nutzen ist. Doch das sollte kein Problem sein, weniger spaßig wird der exzentrische Japaner dadurch nicht und seine Fans lieben ihn sowieso.
Interessenten, die erst noch Jimny-Liebhaber werden wollen, müssen sich allerdings darauf einstellen, nicht viel Fahrkomfort zu bekommen. Denn die Dämpfung mutet eher rustikal an und der 1,5 Liter große wie 102 PS starke Vierzylinder agiert nicht besonders Zurückhaltend in der Verrichtung seiner Arbeit. Das führt immerhin dazu, dass sich der Jimny gefühlt jedenfalls schneller bewegt, als seine technischen Daten vermuten lassen. Bei 145 Sachen ist Schluss, aber dann wird es eh unangenehm laut. Dafür lenkt und schaltet es sich leichtgängig in dem extrovertierten Suzuki - auch keine schlechte Sache. Jimny-Fans dürfen übrigens damit rechnen, ihren geliebten Geländegänger demnächst auch mit längerem Radstand zu bekommen, getarnte Entwickler wurden bereits gesichtet.
Vitara hat sich gewandelt vom kantigen Kraxler zum soften SUV
Wer sich etwas gepflegter fortbewegen, aber dennoch Allradantrieb haben und auf exorbitante Preise verzichten möchte, sollte hingegen zum Suzuki Vitara greifen. Mit zwei angetriebenen Achsen ist er losgelöst betrachtet zwar kein ganz billiges Vergnügen mehr zum Grundtarif von 28.500 Euro (Vollhybrid 3000 Euro Aufpreis), gehört aber mit zu den günstigsten Vertretern dieser Art. Der Vitara, also zumindest der Modellname, darf inzwischen auch als ganz schön traditionell durchgehen hierzulande, denn schon seit Ende der Achtziger gibt es den Geländewagen mit dieser Bezeichnung - ein alter Bekannter also. Längst hat sich der einst kantige Kletterer zum soften SUV gewandelt mit einer ordentlichen Portion Fahrkomfort und Frontantrieb bei den Basisversionen (ab 25.450 Euro).

Auch der Vitara kann stylisch herüberkommen mit dem in schwarzer Kontrastfarbe abgesetzten Dach.
(Foto: Suzuki)
Ganz so sämig wie die Sechszylinder der früheren Topmodelle gehen die teils turboaufgeladenen und unterschiedlich stark hybridisierten Vierzylinder-Benziner heute natürlich nicht mehr zu Werke, aber immer noch hinreichend gedämpft. Wer das Schalten der Maschine überlassen möchte, bekommt ein automatisiertes Schaltgetriebe, das die Techniker aber inzwischen halbwegs ruckfrei erzogen haben - neuralgischer Punkt bei dieser Spezies von Getriebe. Noch harmonischer wird der Strang als Vollhybrid mit zusätzlichem Elektromotor (33 PS) - der Vorteil besteht darin, dass die kräftige lautlose Maschine etwaige getriebeseitige Zugkraftunterbrechungen wirkungsvoll ausgleichen kann.
Übrigens wirft das E-Triebwerk den Verbrenner (der im Rahmen der Betriebsstrategie munter ein- und ausgeschaltet wird) auch ziemlich geschmeidig während der Fahrt an, wenn die Leistungselektronik ihn anfragt - auch das gelingt beim Wettbewerb nicht immer so sanft.
Vitara ist ein ziemlich wohlfeiles Angebot

Einen Preis für Innenarchitektur gewinnt der Vitara nicht; die Basisvarianten werden mit manuellem Schaltgetriebe ausgeliefert.
(Foto: Suzuki)
Ein kurzer Blick in den Innenraum erklärt dann auch, wie der attraktive Tarif zustande kommt. Es sind nicht die analogen Rundinstrumente mit klassischen mechanischen Anzeigen, mit denen der Vitara ein bisschen aneckt (wobei immerhin ein Farbdisplay zwischen den Skalen hockt). Aber der zentrale Screen in der Mittelkonsole könnte eine Nummer feiner in die Konsole eingearbeitet sein. Und grobschnitziger Sitzheizungsschalter hat man sich anno 2022 eigentlich schon längst entwöhnt. Bitte nicht falsch verstehen - das ist keineswegs Kritik, aber eben das Resultat knapper Kalkulation.
Insgesamt kann sich das Ergebnis durchaus sehen lassen, zumal die Sitze recht ordentlich auch über längere Distanzen funktionieren: Sie spenden einen Hauch von Komfort dank nicht zu nachgiebiger Auslegung. Außerdem bereitet die Fahrzeugbedienung wenig Verdruss - alltägliche Dinge wie die Steuerung der automatischen Klimaanlage erfolgen simpel per Knopfdruck und nicht durch ewige Fummelei in den Tiefen der Menüs. Nur das Lenkrad hätte es auch mit ein, zwei Knöpfchen weniger getan - Verwirrungsgefahr!
Unter dem Strich ist der Suzuki Vitara keine schlechte Wahl und stellt sowieso ein ziemlich wohlfeiles Angebot dar. Ein Auto mit Allradantrieb zu diesem Kurs muss man erst einmal finden. Und die Ausstattung fällt üppig aus mit Features wie LED-Scheinwerfern, schlüssellosem Schließsystem und sogar adaptiv steuerndem Tempomat.
Quelle: ntv.de