Wenn das Laden zweitrangig ist Winterfahrten mit Mercedes-AMG E 53 T-Modell und GLC 300 de


Das Mittelklasse-SUV Mercedes-AMG GLC 300 de wirkt optisch recht kompakt.
(Foto: Patrick Broich)
Mercedes ist nicht nur stark bei den rein elektrischen Antrieben, sondern setzt auch weiterhin auf Plug-in-Hybride. Dabei gibt es sogar eine Besonderheit bei den Schwaben. ntv.de hat sich die Technik zu Gemüte geführt mit GLC und E-Klasse als Kombi.
Man muss sich nichts vormachen: Die reine Elektromobilität ist nicht für alle Neuwagenkunden geeignet - kürzer werdende Ladezeiten hin oder her. Manche Autofahrer möchten sich einfach nicht auf potenzielle Schwierigkeiten beim Laden einlassen und sich nicht umgewöhnen. Die Autokonzerne wiederum müssen runter vom CO2, so steht es schließlich im Gesetz. Also könnte der Plug-in-Hybrid die Rettung sein.

Als Diesel-Hybrid fährt der Mittelklässler ziemlich weit mit voller Batterie sowie vollem Tank.
(Foto: Patrick Broich)
Spannend wird es, wenn der zusätzlich zum Verbrennerantrieb installierte Elektrostrang von einer wenigstens so großen Batterie gespeist wird, dass dabei brauchbare elektrische Reichweiten herauskommen. Bei den Mercedes-PHEV sind das abgesehen von speziellen Hochperformance-Varianten (63) durchweg über 20 kWh - beim hier besprochenen und gefahrenen GLC 300 de 4Matic haben die Techniker knapp 25 kWh Nettokapazität eingebaut. Und der neueste AMG-Performancehybrid - hier in Gestalt eines T-Modells der E-Klasse (Kombi) - speichert immerhin 21 kWh. Damit fährt der Kombi rund 100 Kilometer rein elektrisch, während es beim GLC über 120 Kilometer sein können. Und in beiden Fällen lassen sich die Akkus mit 60 kW Ladeleistung (Gleichstrom) wieder zu Kräften bringen. In 20 bis 30 Minuten stehen erneut 80 Prozent der Kapazität zur Verfügung.
Eine Besonderheit in diesem Duo stellt der GLC 300 de dar, denn als derzeit einziger Hersteller kombiniert Mercedes bei etlichen Modellen einen Elektro- mit einem Dieselantrieb. Insofern könnte das übrigens geräumige Mittelklasse-SUV interessant sein für - nennen wir sie mal regelmäßige Gelegenheitslangstreckenfahrer. Du spulst bei knapp über fünf Litern Verbrauch rund 1100 Kilometer ab mit einer einzigen Tankfüllung (62 Liter) und kannst dann noch über 100 Kilometer rein elektrisch fahren, wie klingt das? Mit dem Dreihunderter nicht bloß graue Theorie.
Ja klar, der 197 PS starke und zwei Liter große Vierzylinder-Selbstzünder klingt unter Last ein wenig knurrig, aber hat er mal Fahrt aufgenommen, übernehmen die Windgeräusche sowieso das Zepter. Nimmt man den 156 PS starken Stromer dazu (333 PS Systemleistung), wird der 2,4-Tonner zum flinken Sprinter. Bloß 6,4 Sekunden dauert der Spurt auf 100 km/h, während es bis zu 217 Sachen hoch geht.
Der Diesel-Hybrid ist kein Schnäppchen
Ob dieser besondere PHEV-GLC infrage kommt, hängt sicherlich vom Nutzungsprofil ab. Und davon, wie es um die Ladeinfrastruktur in der persönlichen Umgebung bestellt ist. Und auch vom Budget oder den Konditionen, zu denen man ein Fahrzeug auswählen kann. Mit einem Grundpreis von 75.196 Euro ist der 4,72 Meter lange Benz jedenfalls nicht gerade ein Schnäppchen. Und verlockende Sonderausstattungen entspannen die budgetäre Situation zudem nicht gerade. Allradlenkung sowie Luftfederung sollen das automobile Multifunktionstool gleichzeitig agiler und komfortabler machen - und 3320 Euro teurer.

Vier runde Auspuffendrohre sowie ein dezenter Diffusor kennzeichnen den E 53.
(Foto: Patrick Broich)
Von ganz anderem Kaliber ist Mercedes' jüngster Performance-Hybrid E 53. Mit 585 PS Systemleistung ist seine Power schon amtlich - allerdings dürfte es sich dennoch bloß um das vorläufige Topmodell handeln. Mercedes wird zwar nicht müde, Entwicklungsfahrten mit einem künftigen Achtzylinder zu dementieren. Doch glauben Sie an den Weihnachtsmann?
Aber wer hier und jetzt in der oberen Mittelklasse maximale Performance will bei Mercedes, muss halt zum ebenfalls nicht gerade unemotionalen Reihensechszylinder greifen. Und der büßt ja bloß deshalb an Attraktivität ein, weil man in München und Ingolstadt eben einen V8 bekommt - allerdings auch preislich schärfer gewürzt in beiden Fällen mit 146.000 Euro im Falle des BMW M5 Touring und mit 131.500 Euro beim Audi RS 6 Avant. Mercedes-AMG berechnet "nur" 111.741 Euro für sein Kombi-Topmodell.
Der E 53 ist kein brutaler Sportler, aber höllisch schnell

In einer gedeckten Farbe wirkt die aktuell stärkste AMG-E-Klasse recht zurückhaltend.
(Foto: Patrick Broich)
Und schon nach den ersten Runden wird deutlich, dass der AMG kein kompromissloser Performer ist, sondern eher ein hochperformanter Tourer. Mit seiner zwar AMG-spezifisch abgestimmter Stahlfeder inklusive Zweiventil-Adaptivdämpfer mutet der Kombi zwar straff, aber nicht brutal hart an. Auch die vergleichsweise zart abgestimmte Bremse animiert jetzt nicht gerade zu Rekordrunden auf der Nordschleife. Der feurige Affalterbacher (3,9 Sekunden auf 100 km/h und auf Wunsch 280 Sachen) ist ein tendenziell komfortabler Express-Transporter mit fein komponiertem Sechszylinder-Sounddesign. Aber erst, nachdem man sich sein persönliches Fahrprogramm sorgfältig zusammenkonfiguriert auf dem Screen.
Das Chassis mag ich lieber mild abgestimmt, Motor und die angeschärfte Neungang-Wandlerautomatik dürfen ruhig zackiger agieren. Der mit 449 PS gesegnete Dreiliter (163 Pferdchen steuert das E-Aggregat zu) sollte laufen, wenn die E-Klasse maximalen Fahrspaß erzeugen soll. Das elektrische Fahren ist zwar fein, aber am Ende ist dieser AMG natürlich etwas für Petrolheads.
Und auch wenn der 4,96 Meter lange Allradler ein tendenziell kommodes Allzweckwerkzeug ist, soll er auch bei der Querperformance nicht völlig unbedarft abschneiden. Obwohl die verschneiten Tiroler Straßen kaum Gelegenheit boten, den Benz dynamisch in den Kehren zu bewegen. Immerhin beruhigt das Wissen, zum Allradantrieb auch noch ein Hinterachssperrdifferenzial auf seiner Seite zu haben angesichts nicht ganz so griffiger Fahrbahnoberflächen.
Aktive Motorlager mit unterschiedlicher Kennlinie in Abhängigkeit vom Fahrprogramm runden das Repertoire an Hightech-Features im E 53 ab zusätzlich zur Gewissheit, in diesem performanten T-Modell mit dem Hybridantrieb auch noch reichlich Gepäck unterbringen zu können (knapp 1700 Liter) nach Umlegen der Rückbank. Und die Kombination ist schließlich nicht die unbeliebteste.
Quelle: ntv.de