Feiner Franzose DS7 E-Tense 4x4 300 - Individualismus geht vor


Der schwarze Kühlergrill verleiht dem DS7 eine sportive Note.
(Foto: Patrick Broich)
Sie möchten ein mittleres SUV, können nichts mit Mainstream anfangen und sind vielleicht auch noch ein bisschen frankophil? Wie wäre es mit dem DS7? ntv.de hat die mittlere Plug-in-Hybrid-Variante ausgeführt.
Deutschland mag eine Autonation sein, aber nicht jeder Kunde schwört auf deutsche Automarken. Das muss nicht jeder nachvollziehen können, aber es gibt Gründe dafür. Deutsche Marken haben hierzulande den höchsten Marktanteil, sind also am häufigsten auf der Straße zu sehen. Individualistisch ist das nicht gerade. An diesem Punkt können Fabrikate anderer Nationen ansetzen, hier können sie auch deutsche Autofahrer rumkriegen. Vielleicht nicht immer mit perfekter Verarbeitungsqualität und dem letzten Fitzelchen technologischer Perfektion, aber dafür mit Charakter und Charme.

Mit 4,59 Längenmetern gehört der DS7 für heutige Verhältnisse eher zu den kompakten Mittelklässlern.
(Foto: Patrick Broich)
Auf diese Weise beispielsweise greift der DS7 an. Dass man ihn nicht oft auf hiesigen Straßen sieht, mag weniger damit zu tun haben, dass man sich ein wahnsinnig schlechtes Produkt einhandeln würde (was man nicht tut), als damit, dass DS7 kein sonderlich großes Händlernetz unterhält und die einst von Citroën abgespaltene Marke nicht sehr bekannt ist. DS Automobiles, haben Sie von dieser Marke schon einmal gehört? Kein Problem, falls nicht. Kommen Sie einfach mit auf die (gedankliche) Reise.
Der DS7 punktet mit ausgefallenem Design
Der DS7 ist ein Mittelklasse-SUV, das auf der inzwischen bei Stellantis angesiedelten EMP2-Plattform aufbaut. Darauf steht viel bodenständige Ware wie diverse Citroën und Peugeot kompakter und mittlerer Bauart, die im Straßenverkehr eher untergeht. Doch DS möchte ausdrücklich nicht untergehen.
Daher haben Scharen von Designern, Innenarchitekten und Ingenieuren Hand angelegt, um diesen besonderen Franzosen aufzupeppen. Eine besondere Formensprache wird nicht nur durch zwei gegenläufige und damit markante Sicken zum Ausdruck gebracht, auch die LED-Rückleuchten im "Frost"-Look fallen auf. Dazu kommt ein Kühlergrill mit ganz vielen kleinen Chrom-Rauten sowie ausdrucksstarke LED-Scheinwerfer (auf Wunsch mit Pixel-Technologie).
Innen empfängt der DS7 seine Passagiere mit üppig gepolsterten Fauteuils, die im Falle des Testwagens mit Nappa bespannt sind. In der Tat ist nicht nur die Kontaktfläche anschmiegsam (übrigens sind auch die Ränder der Konsolen mit dieser handschmeichelnden Oberfläche versehen), sondern die Sessel massieren auf Wunsch auch und fächern sommers kalte Luft in Richtung Allerwertester und Rücken. Darüber hinaus gibt es auf Wunsch adaptive Dämpfer mit installierter Sensorik noch vor der Vorderachse, um die Dämpfung dem Straßenbelag anzupassen.
Komfortabel ist der DS7 schon

Nappa, wohin das Auge reicht. Ein bisschen nobel geht es im DS7-Innenraum durchaus zu.
(Foto: Patrick Broich)
Jetzt sind all diese Gadgets nicht die ganz große Nummer. Die Federung hat nicht das technische Potenzial wie einst die alten, luxuriösen Citroën-Modelle mit hydropneumatischer Federung inklusive Kompressor und Anpassung des Niveaus (wie erstmals beim Citroën DS, den der geneigte DS7-Interessent als Abbildung in der PDF-Preisliste bewundern darf). Stattdessen ändern die Dämpfer bloß per Ventil die Durchflussöffnung für das Öl und beeinflussen damit die Dämpferhärte. Macht aber nichts, denn unkomfortabel fährt der DS7 keinesfalls. Er hat genügend Reserve, um widrige Fahrbahnoberflächen zu entschärfen. Techniknerds finden darüber hinaus eine Nachtsichtkamera, die in der Dunkelheit gar Personen identifiziert. So richtig gut klappt das aber nicht immer.
Bevor das Interieur stärker in den Fokus rückt, sei ein Blick auf den Antriebsstrang geworfen - immerhin auch nicht unwichtig bei einem ambitionierten Fahrzeug. Und ambitioniert ist auch die Leistung der mittleren Hybridausführung - 300 PS. Klar, kein Aufregerwert mehr heutzutage, aber weit weg von bodenständiger Normalo-Kost. Dennoch werkelt der Verbrenner vierzylindrig (1,6 Liter Hubraum und 200 PS), während das vordere Elektroaggregat 110 PS zusteuert. Und es gibt noch eine dritte Maschine (elektrisch) für die Hinterachse mit 113 PS, wodurch der Franzose zum Allradler wird.
Ganz ehrlich, der DS7 hätte definitiv einen Sechszylinder verdient, auch wenn der Ur-DS ebenfalls keiner vergönnt war. Aber die Zeichen der Zeit stehen eben auf Downsizing. Und solange man den Zweitonner nicht unter voller Last bewegt, benimmt sich sein Kraftpaket kultiviert, bleibt akustisch zurückhaltend.
Lässt man die 300 Pferde galoppieren, schiebt der Franzose zwar füllig an, beschleunigt binnen sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h, aber das Klangbild ist dann eher dünn statt satt. Dafür funktioniert zumindest bei moderatem Umfang mit dem Gaspedal das betriebsstrategische Zusammenspiel zwischen Achtstufenautomatik, Elektroaggregaten und Verbrenner. Nur durch bewusste hektische Lastwechsel bekommt man den Antriebsstrang dazu, sich zu "verschlucken" - dann ruckt es ein wenig und man riskiert eine kurze Zugkraftunterbrechung.
Bei normaler Beanspruchung geht der DS7 indes als kommoder Reiseprofi durch dank betont komfortabler Abstimmung und des vorzüglichen Raumangebots. Und das, obwohl er für einen Mittelklässler eher kompakt ausfällt mit 4,59 Längenmetern. Bleibt die Frage, ob er in einer heutzutage ebenfalls wichtigen Disziplin punkten kann: mit seinem Infotainment.
Wo bleibt das Head-up-Display?
Zumindest haben die DS-Architekten schon mal für einen großen Zentral-Touchscreen gesorgt, dessen Rückmeldefreudigkeit überzeugt. Wer sich aber dennoch nicht durch die Menüs arbeiten möchte, sollte es mal mit der Sprachbedienung probieren. Ab sofort lässt DS die Kommandos quasi durch einen Chat-GPT-Filter laufen, um das System leistungsfähiger zu machen. Doch hier steht der Hersteller noch ganz am Anfang, da muss und wird noch etwas passieren. Die aktuelle Trefferquote, richtig verstanden zu werden, war bei der praktischen Übung jedenfalls ausbaufähig. Dafür ist man beim DS7 nicht vollends dem Menü ausgesetzt und kann zentrale Anliegen mit mechanischen Bedienelementen umsetzen. Beispielsweise die Lautstärke per kleiner Drehwalze verstellen. Aber: Wo bleibt das Head-up-Display? Hat man einfach vergessen, für den DS7 anzubieten.
Zum Schluss noch ein Wort zur Sinnhaftigkeit beziehungsweise Nutzung des Plug-in-Stranges. Der DS kann rund 13 kWh Netto-Stromkapazität speichern und kommt damit gemittelt 63 Kilometer weit nach WLTP. Die Mehrheit der Klientel dürfte somit rein elektrisch unterwegs sein können. Zumindest in der Theorie. Wer keine Möglichkeit hat, sein Auto entweder bei der Arbeit oder zu Hause zu laden, wird bald feststellen, vor einer logistischen Hürde zu stehen. Denn selbst mit der höchstmöglichen Ladeleistung von hier 7,4 kW benötigt es zwei Stunden, bis die Batterie wieder aufgeladen ist. Wer auf einen öffentlichen Ladeplatz angewiesen ist, dürfte sein Fahrzeug dann meistens hybridisch bewegen, alles andere wäre wenig praktikabel.
Und mal ganz abgesehen davon lockt beim starken DS7 auch die souveräne Performance, lieber doch mit den vereinten Kräften sämtlicher Triebwerke unterwegs zu sein. Allerdings hat der Kunde ohnehin keine Wahl - reine Benziner mit ansprechender Performance gibt es beim DS7 nicht.
Datenblatt DS7 E-Tense 4x4 300
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,59 / 1,91 / 1,63 m |
Radstand | 2,74 m |
Leergewicht | 1977 kg |
Sitzplätze | 5 |
Kofferraumvolumen | 555 Liter |
Motorart | 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit Turboaufladung plus zwei Elektromaschinen |
Getriebe | 8-Gang-Automatikgetriebe |
Leistung, Verbrenner | 200 PS (147 kW) bei 6000 U/Min |
Leistung, Elektromotor vorn | 110 PS (81 kW) bei 2500 U/Min |
Leistung, Elektromotor hinten | 113 PS (83 kW) bei 14.000 U/Min |
Leistung, System | 300 PS (221 kW) |
max. Drehmoment (Verbrenner) | 300 Nm bei 3000 U/min |
max. Drehmoment (Elektromaschinen) | 320 Nm (vorn) / 166 Nm (hinten) |
max. Drehmoment (System) | 520 Nm |
Kraftstoffart | Benzin |
Antrieb | Allradantrieb |
Beschleunigung 0-100 km/h | 6,0 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h (elektrisch: 135 km/h) |
Elektrische Reichweite | 63 Kilometer (kombiniert) |
Tankvolumen / Akkukapazität | 43 Liter / 13 kWh (netto) |
Benzinverbrauch (hybridisch) | 6,7 bis 6,8 Liter (WLTP) |
Stromverbrauch (kombiniert) | 18,5 bis 18,7 kWh (WLTP) |
CO₂-Emission kombiniert | 30 bis 31 g/km (WLTP) |
Grundpreis | Ab 54.940 Euro |
Fazit: Der DS7 Plug-in-Hybrid ist ein feiner und komfortabler Tourer. Vor allem aber besticht er durch seine individualistische Note, die man bei den deutschen Premiumherstellern weder für Geld noch gute Worte bekommt. Ein Wort ist allerdings der Preis von 54.940 Euro. Und mit entsprechender Ausstattung reißt man auch locker die 60.000-Euro-Grenze. Dennoch könnte sich die Anschaffung lohnen beispielsweise in der Kombination mit einer attraktiven Leasingrate und der 0,5-Prozent-Versteuerung für Dienstwagenberechtigte. Übrigens schickt DS Dieselinteressenten ebenfalls nicht nach Hause: Eine 130 PS starke Ausgabe mit 1,5 Litern Hubraum und Achtgang-Automatikgetriebe gibt es zum Tarif von fairen 42.890 Euro.
Quelle: ntv.de