Praxistest

Einsteiger mit Abstrichen Seat Leon - der große Sparmeister?

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Der Seat Leon Sportstourer ist optisch auf jeden Fall die sportlichste Art, einen Kombi zu fahren.

(Foto: Holger Preiss)

Häufig werden die Einstiegsmodelle in einem Segment verschmäht. Dabei sind sie trotz weniger PS und kleinerer Komforteinbußen durchaus einen Blick wert. ntv.de hat einen solchen auf den Seat Leon Sportstourer 1,5 TSI mit 130 PS geworfen, um rauszufinden, ob der eine echte Empfehlung ist.

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Das Heck des Seat Leon Sportstourer ziert ein LED-Lichtband, das über die ganze Breite strahlt.

(Foto: Holger Preiss)

Wer früher ausschließlich auf den VW Golf fokussiert war, hat heute die Wahl. Dank der Tochtermarken kann man sich die Technik aus dem Bestseller auch gerne in einem anderen Kleid kommen lassen. Wem das Design des Wolfsburgers zum Beispiel zu bieder ist, der darf sich gerne bei Seat umsehen und zum Leon greifen. Am besten gleich zum Sportstourer, dann klappt es bei 620 Litern Stauraum im Gepäckabteil auch gleich mit der Zuladung. Wer die Rückbank umlegt und so eine plane Fläche erzeugt, kann sogar auf 1600 Litern seine Sachen verstauen.

Doch wer ordentlich einlädt, braucht auch einen Motor, der das dadurch entstehende Mehrgewicht bewegen kann. Mit Blick auf ein Leergewicht von mindestens 1,3 Tonnen hat Seat den 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 130 PS und einem maximalen Drehmoment von 200 Newtonmeter zum Einstiegsmodell erklärt. Aber nicht nur die Leistung war ein Kriterium für den Praxistest von ntv.de, sondern auch der Anschaffungspreis. Für den 1.5 TSI ruft Seat in der Ausstattungslinie Style nämlich "nur" 24.516 Euro auf. Wird die höchste Ausstattungslinie Xcellence gewählt und noch das eine oder andere Kreuz in der Optionsliste gesetzt, ist man am Ende bei erstaunlichen 34.112 Euro für den schmucken Spanier. Das ist viel Geld für einen Mittelklasse-Kombi, der noch nicht mal ein Automatikgetriebe hat, sondern die Antriebskräfte über ein manuelles Sechsganggetriebe verteilt.

Fein zu schalten

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Bis zu 1600 Liter Stauraum bietet der Seat Leon Sportstourer.

(Foto: Holger Preiss)

Aber da sind wir schon beim ersten Punkt: Genau über diesen Handschalter gibt es nichts zu klagen. Der Ganghebel lässt sich über kurze Wege spielend leicht durch die Gassen führen, während der Antrieb seinerseits für einen flotten Antritt sorgt. In 9,7 Sekunden ist die 100-km/h-Marke überwunden und wer lange genug auf dem Gaspedal verharrt, wird es sogar auf ein gemessenes Tempo von 220 bringen. Das ist aber beim besten Willen keine Reisegeschwindigkeit, zumal die Spitzengeschwindigkeit für den 130 PS starken Sportstourer von Seat mit 213 km/h angegeben wird.

Das flotte und entspannte Reisen liegt aber eher im Bereich von 120 bis 170 km/h. Da fühlt sich nicht nur das Triebwerk wohl, sondern auch die Insassen - und beim Blick auf den Verbrauch das Portemonnaie. Denn tatsächlich ließ sich der Spanier im Solobetrieb über eine Strecke von 598 Kilometern mit 6,9 Litern bewegen. Und dabei musste jetzt keine übertriebene Zurückhaltung geübt werden. Klar, wer die Höchstgeschwindigkeit exzessiv ausreizt, wird mehr verbrauchen und auch mit voller Besatzung erhöht sich die Zahl in der digitalen Anzeige auf 7,2 Liter. Aber selbst das ist ein durchaus akzeptabler Wert, der wohl nicht zuletzt auch der Zylinderabschaltung geschuldet ist, die im lockeren Dauerlauf gerne zwei Töpfe für den Augenblick in den Ruhestand schickt.

Auch ohne DCC gut ausgefedert

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Voll digitalisiert zeigt sich das Cockpit im Seat Leon Sportstourer. Manchmal wünscht man sich aber doch einen Schalter zurück.

(Foto: Holger Preiss)

Interessant ist auch, dass trotz des Umstandes, dass es für den Testwagen keine adaptive Fahrwerksregelung (DCC) gab, auch hier keine Missstände auftraten. Der Leon zeigte sich beim Kurvenlauf stabil und überlief die Gemeinheiten der Straße mit souveräner Gelassenheit, die sich genau so auch auf die Insassen übertragen hat. Auch über die Lenkung kann keine Klage geführt werden. Direkt und mit feiner Rückmeldung führte sie den Wagen genau dort hin, wo ihn der Fahrer haben wollte. Die Bedienelemente hingegen sind im neuen VW-Stil mit viel Touch und Slide etwas gewöhnungsbedürftig. Auch dass die Klimaautomatik sich im Detail nur über den 10,25 Zoll großen Touchscreen bedienen lässt, ist bei schlechter Straße nicht immer zielführend.

Zudem konnte das Ablagenkonzept im Leon nicht in Gänze überzeugen. Zwar sind die Türinnentaschen ausreichend groß und halten auch 1,5-Liter-Flaschen fest, aber die beiden unterschiedlich großen Becherhalter erklären sich nicht. Ein mittlerer Kaffee versinkt im großen Loch bis zum Anschlag und im kleineren droht er während der Fahrt umzukippen. Zudem sind die Einlässe nur nutzbar, wenn die Mittelarmlehne ganz nach hinten geschoben wurde. Auch ein Brillenfach im Dachhimmel wäre eine schöne Sache. So stellt sich immer die Frage: "Wohin mit den Augengläsern?"

Kurz gesagt

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Die 18 Zoll großen Aluräder des Seat Leon Sportstourer müssen extra bezahlt werden.

(Foto: Holger Preiss)

Die Frage "Wohin mit dem Smartphone?" stellt sich hingegen nicht. Eine entsprechende Ablage ist in der Mittelkonsole vorhanden, für zusätzlich 219 Euro kann das Endgerät sogar induktiv geladen werden. Ein echtes Feature ist die Möglichkeit, das Mobiltelefon nicht nur über Bluetooth zu koppeln, sondern es lässt sich auf diesem Weg auch - je nach Dienstprogramm - mit Apple Carplay oder Google Auto auf dem TFT spiegeln. Dann wieder schade ist der Umstand, dass es nicht ohne Aussetzer möglich ist, dieses Feature und das DAB-Radio zu nutzen. Hier muss man sich tatsächlich entscheiden. Wer Radio hören will, sollte, damit keine Unterbrechungen auftreten, dann doch lieber das interne Navigationssystem nutzen. Aber auch das hat seine Tücken. Insofern, als es sich sehr schwertut, Kurzbegriffe von anzusteuernden Orten zu akzeptieren. Wer zum Beispiel den Lausitzring besuchen will, wird ohne Ergebnis bleiben. Gibt er aber Eurospeedway Lausitz ein, hat er gute Chancen, dass ihm der Weg gewiesen wird. Bei Google Maps und ebenso bei Apple-Karten reicht das erstgenannte Stichwort.

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Platz und ausgezeichnete Sitze bietet der Seat Leon Sportstourer in jedem Fall.

(Foto: Holger Preiss)

Weil wir gerade bei den technischen Schmankerln sind, werfen wir noch einen Blick auf die Assistenzsysteme. Natürlich gibt es für den Leon auch in der getesteten Variante einen adaptiven Tempomaten mit Abstandsradar und einen ebensolchen Spurhalteassistenten. Das alles funktioniert im freien Lauf und solange man im sehr lang übersetzten sechsten Gang fahren, kann ganz famos. Selbst der Umstand, dass man bei sich reduzierender Geschwindigkeit den Gang wechseln muss, ist überhaupt kein Problem. Was dann aber wirklich nicht geht, ist die Unterstützung im Stau. Hier ist der Pilot gefordert, die Gänge hoch- und runterzuschieben und das Anfahren und Bremsen selbst zu übernehmen.

Und genau dieser Umstand könnte für Vielfahrer so lästig sein, dass sie sich am Ende doch überlegen, auf den 1,5 eTSI mit 150 PS und Doppelkupplungsgetriebe umzusatteln. Denn der Stauassistent ist schon eine echte Bank. Und auch der Umstand, nicht ständig das Rührgerät, auch wenn es sich noch so fluffig durch die Gassen schieben lässt, bewegen zu müssen, macht schon viel aus. Doch am Ende dürfte wohl der Preis entscheiden, auf welches Fahrzeug die Wahl fällt. Und hier hat der Handschalter mit 130 PS dann die Nase ganz deutlich vorn. Denn während für den wie im Fall des Testwagens knapp 34.000 Euro fällig werden, müssen im anderen Fall bei gleicher Ausstattung 35.936 Euro berappt werden.

DATENBLATTSeat Leon Xcellence 1.5 TSI
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,64m/ 1,80 m/ 1,45 m
Radstand2,69 m
Leergewicht (DIN)1318 kg
Sitzplätze5
EmissionsklasseEU 6 DG
Motor/HubraumR4 Benziner mit Turbolader und 1498 Kubikzentimetern Hubraum
Getriebe6-Gang-Handschalter
Leistung130 PS (96 kW) bei 5000 - 6000 U/min
KraftstoffartBenzin
Tankinhalt45 Liter
Kofferraum620 / 1600 Liter
Höchstgeschwindigkeit213 km/h
max. Drehmoment200 Nm bei 1400 - 4000 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h9,4 s
Normverbrauch (kombiniert) NEFZ5,8 - 5,4 l
Testverbrauch6,8 l
CO2-Emissionen
(Normverbrauch)
131 - 123 g/km
Grundpreis24.516 Euro
Preis des Testwagens34.112 Euro

Fazit: Der Seat Leon Sportstourer 1,5 TSI mit 130 PS und Handschaltung ist ein universeller Begleiter im Alltagsgebrauch. Wer ihm die neuesten technischen Features und eine Portion Komfort verpasst, muss aber schon mit einem Preis jenseits von 34.000 Euro rechnen. Und genau das könnte am Ende der Grund sein, warum sich der Blick auf die nächsthöhere Leistungsstufe mit Doppelkupplungsgetriebe lohnen könnte. Denn zwischen den beiden Modellen liegen bei gleicher Ausstattung lediglich 2000 Euro.

Quelle: ntv.de

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