Nachricht Technische Analyse
26.05.2009, 08:00 UhrDie Verkäuferin im Süßigkeitenladen bittet ihre kleinen Kunden um einen Gefallen: Auf einem Zettel soll jeder seine Lieblingsnaschereien einzeichnen. Die Nummer eins ganz oben links, dann alle weiteren. Die Verkäuferin möchte sehen, ob und wie sich die Naschgewohnheiten ihrer Kundschaft verändert haben, um ihr Sortiment darauf abzustimmen. Als die Kinder fertig sind mit ihren Zetteln, kann sie die Süßigkeiten-Charts auswerten.
Charts zeigen, wie sich etwas im Laufe der Zeit entwickelt. Charts an der Börse zeigen, welchen Kursverlauf Aktien in einem bestimmten Zeitraum genommen haben. Damit beginnt die Technische Analyse.
Die drei gängigsten Muster der Technischen Analyse sind der Aufwärtstrend, dann sein Gegenteil, der Abwärtstrend und schließlich der Seitwärtstrend, wenn die Kurse keine großen Sprünge nach oben oder unten machen.
„Für die Technische Analyse ist es zunächst wichtig festzustellen, wie die Trends aussehen und in der Vergangenheit aussahen. Gab es einen Aufwärtstrend, einen Seitwärtstrend oder einen Abwärtstrends. Weiterhin ist es wichtig zu analysieren, an welcher Stelle sich diese die Trends, die durch Charts dargestellt werden, geändert: Wo gab es den Wechsel? Das erfordert den ganzen Fleiß und die Aufmerksamkeit der Technischen Analysten: diesen Wechsel, diesen Wendepunkt festzustellen“, erklärt Friedhelm Busch, der Börsenkommentator für n-tv.
Die Wendepunkte zeigen, wann der richtige Einstiegs- und Ausstiegspunkt ist. Einfacher formuliert: Den Zeitpunkt, an dem ich eine Aktie kaufe und den, an dem ich sie wieder verkaufe. Es geht weniger um Mathematik, als um Massenpsychologie und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Kritiker meinen, die Technische Analyse sei nicht viel mehr, als der Blick in eine Glaskugel.
Friedhelm Busch gibt zu: "Wenn alle Welt sich an diesen technischen Gegebenheiten und Möglichkeiten orientiert, die durch die Elektronik den Börsen geboten oder aufgezwungen wird, dann bleibt einem gar nichts anders übrig, als sich mit der Technischen Analyse zu befassen und ihr auch zu folgen. Selbst wenn man sagt: Nein, ich folge ihr nicht. Wenn alle anderen es trotzdem tun, ist man der Dumme, wenn man der Einzige ist, der es nicht macht. Deshalb glaube ich, die Technische Analyse – so sehr es mir persönlich missfällt – ist heute bei dieser Informationsflut durch die Technik nicht mehr wegzudenken."
Rückschlüsse für den Verkauf von Süßigkeiten leitet auch die Verkäuferin im Laden ab. Nachdem sie die Zettel ihrer kleinen Kunden ausgewertet hat, ist klar: Für die nächsten Wochen und Monate muss sie vor allem ihr Schokoladensortiment massiv aufstocken. Sonst könnte ihr ein gutes Geschäft entgehen.
Von Katharina Kiecol
Quelle: ntv.de