Öl Brent wieder teurer als WTI
30.04.2010, 05:11 UhrAn den Ölmärkten sind zurzeit wieder interessante Bewegungen zu beobachten. Das traditionelle Verhältnis zwischen den weltweit wichtigsten Benchmark-Ölsorten Brent und WTI hat sich geändert. Historisch gesehen handelt WTI im Durchschnitt mit einem Premium von 1,40 US-Dollar gegenüber der europäischen Sorte Brent, was auf den niedrigeren Schwefelgehalt und die dadurch leichtere Raffinierbarkeit zurückzuführen ist. Derzeit ist das Verhältnis umgekehrt und Brent ist rund 3,00 US-Dollar teurer.
Hohe Lagerbestände am wichtigsten WTI Umschlagplatz

(Foto: picture-alliance/ dpa)
Vergangene Woche gab die US-amerikanische Energiebehörde (IEA) die aktuellen Lagerbestände bekannt. Analysten hatten erwartet, dass die Lagerbestände im wichtigsten Lager für WTI, in Cushing im US-Bundesstaat Oklahoma, zurückgehen. Stattdessen sind die Bestände jedoch die fünfte Woche in Folge angestiegen, was unter anderem auf ein erhöhtes Angebot aus Kanada zurückzuführen ist. Aber auch von der Nachfrageseite kommen preismindernde Signale. In der Saison zwischen Februar und Mai führen die Raffinerien gewöhnlich ihre Wartungsarbeiten durch und vermindern dementsprechend den Raffineriebetrieb. Somit ist der Ölpreis für die sofortige Lieferung gefallen. Gleichzeitig geht man aber von einer wirtschaftlichen Erholung aus, weswegen die Terminkontrakte für die Lieferung des Öls in der Zukunft zulegten.
Vor einem Monat betrug der Unterschied zwischen Frontmonat (also nächstfälligem Kontrakt) und dem Folgekontrakt gerade einmal 15 US-Cent und es wurde gemutmaßt, dass sich Öl in Backwardation bewegen könnte. Derzeit beträgt dieser Spread wieder 2,15 US-Dollar, der größte Unterschied seit Dezember 2009. WTI-Öl befindet sich wieder deutlich in Contango. Die momentan hohen Lagerbestände lassen den Preis für die sofortige Lieferung fallen und tragen so zu dem Preisunterschied bei.
Wirtschaftsaussichten lassen Preis steigen
Beim europäischen Öl ist die Gesamtsituation derzeit anders. Hier befindet sich der Markt ebenfalls in Contango, was auf einen Preisverfall des Frontmonats-Future zurückzuführen ist. Allerdings ließen Wachstumsprognosen, die kürzlich unter anderem von der OECD veröffentlicht wurden, den Preis für das Öl der Sorte Brent insgesamt deutlich steigen. Während WTI im vergangenen Monat um weniger als vier Prozent zulegte, stieg die Sorte Brent im Wert um mehr als acht Prozent. Mit einer verbesserten konjunkturellen Lage erwartet man ebenfalls einen erhöhten Bedarf an Erdöl. Mit 86,04 US-Dollar je Barrel liegt Brent zurzeit deutlich über WTI mit 83,16 US-Dollar. Wie lange die Sorte Brent noch teurer als die amerikanische Sorte WTI handeln wird, bleibt abzuwarten. Mit dem Long/Short-Zertifikat SG03N4 der Société Générale können Anleger auf eine Normalisierung des Verhältnisses der Preise von WTI und Brent setzen.
Quelle: ntv.de, Société Générale Zertifikate-Team