Daimler, Rheinmetall und EZB-Sorgen Dax-Future gibt nach
30.06.2010, 08:30 UhrNach den starken Kursverlusten vom Vortag rechnen die Beobachter am deutschen Aktienmarkt mit einem verhaltenen Auftakt. Analystenstimmen lenken die Aufmerksamkeit auf Titel aus dem Automobilsektor. Und ein EZB-Termin wirft dunkle Schatten voraus.

Blick über das Parkett in Frankfurt.
(Foto: Reuters)
Der Dax-Future ist am Mittwoch im frühen Geschäft leicht um neun Punkte auf 5962 Zähler gefallen. Banken und Broker sagten für den Dax zur Eröffnung ein Plus von 0,1 Prozent auf 5955 Punkte voraus. Der Bund-Future zog um 18 Ticks auf 129,61 Punkte an. Der Euro notierte bei 1,2210 Dollar und lag damit etwas höher als am Vorabend in New York mit 1,2182 Dollar. Ein Fass WTI kostete mit 75,68 Dollar 0,3 Prozent weniger.
Auf Unternehmensseite steckten Analystenkommentare den Rahmen ab: Experten von JP Morgan zeigten sich zum Beispiel zuversichtlich für die Geschäfte von Daimler. Die Erwartungen an das Pkw-Geschäft seien zu konservativ, schrieben die Analysten. Der Markt unterschätze die Gewinnaussichten für den Autokonzern. Sollte die Lage am Devisenmarkt sich nicht stark ändern, bekomme Daimler auch von dort Rückenwind. Unterstützung dürfte auch vom Lkw-Geschäft kommen. Die Experten bekräftigten ihre "overweight"-Empfehlung und hoben das Kursziel um fünf auf 55 Euro an. Daimler hatten am Vortag 4,5 Prozent auf 41,28 Euro verloren und damit im Dax zu den Schlusslichtern gezählt. Am Mittwochmorgen notierten die Titel bei Lang & Schwarz 1,2 Prozent höher.
Eine weitere Kaufempfehlung gab Rheinmetall vorbörslich Auftrieb. Die Titel des auf Rüstung und Autoteile spezialisierten Konzerns legten um 1,6 Prozent zu und führten damit die Gewinnerliste im MDax an. Die Analysten der Bank of America Merrill Lynch hatten Rheinmetall auf "buy" von "neutral" hochgestuft und das Kursziel auf 55 Euro von 50 Euro angehoben. Das attraktive Produktportfolio sowohl in der Auto- wie auch in der Rüstungssparte lasse auf ein robustes mittelfristiges Wachstum hoffen, schrieben sie ein einem Kommentar.
Die Aktien von ProSiebenSat.1 werden an diesem Mittwoch mit einem Dividendenabschlag von zwei Cent gehandelt. Auf der Hauptversammlung am Dienstag hatte Konzernchef Thomas Ebeling die Aktionäre auf ein gutes zweites Quartal eingestellt. Die Aktien schlossen am Vorabend in einem schwachen Gesamtmarkt mit einem Minus von 1,3 Prozent auf 12,14 Euro.
"Es gibt überhaupt keine Unternehmensnachrichten, der Markt spielt nur Makro, Makro, Makro", hatte dagegen ein Händler noch am frühen Morgen geklagt. Die Vorgaben aus Asien fielen schwach aus: An den Aktienmärkten in Fernost setzten sich die Verkäufe weiter fort. Der Nikkei baut sein Minus zeitweise auf über zwei Prozent aus. Negative Vorgaben lieferten auch die US-Börsen: Der Dow-Jones-Index weitete seine Verluste nach Handelsschluss in Europa am Dienstag aus und verlor 2,7 Prozent, nachdem er zuvor bei 2,3 Prozent notiert hatte. Der S&P500 fiel um 3,1 Prozent, der Nasdaq-Composite um 3,9 Prozent.
Die Aktien von General Mills gerieten am Dienstagabend im nachbörslichen New Yorker Handel unter Druck, nachdem die Prognose des Konzerns unter den Erwartungen des Marktes geblieben war. Der Konzern teilte nach der Schlussglocke mit, dass für 2011 ein unbereinigter Gewinn von 2,46 Dollar bis 2,48 Dollar je Aktie angestrebt werde. Analysten hatten im Konsens mit einem Überschuss von 2,50 Dollar je Schein gerechnet. Des Weiteren kündigte der Konzern einen Anstieg der Kosten bei seinen Lieferketten von vier bis fünf Prozent an. Im vierten Quartal sank indes der Gewinn um 41 Prozent. An der Nasdaq verlor das Papier zeitweise knapp vier Prozent.
Die Themen am Mittwoch seien die selben wie am Vortag, hieß es. Damit blickten die Marktstrategen weiterhin in Richtung Durchhänger in der chinesischen Wachstumsdynamik, auf den Einbruch im US-Verbrauchervertrauen und vor allem auf die Nervosität im Vorfeld des Wechsels beim EZB-Jahrestender der Europäischen Zentralbank (EZB). Im Fokus dürften daher vor allem die Finanzwerte und die Bond-Märkte stehen.
"Bevor der Tender morgen zugeteilt worden ist, wird keine Ruhe in die Märkte einkehren", stellte ein Marktteilnehmer fest. Die EZB wird dem Banksystem über den auslaufenden Ein-Jahres-Tender rund 400 Mrd. Euro entziehen. Die wichtigste Frage sei dann, welches Volumen von den Banken durch den nachfolgenden Drei-Monats-Tender in Anspruch genommen werden wird.
Der massive Rückgang der Renditen von Staatsanleihen weise hier auf ein bedrohliches Szenario hin. So fielen die 10-jährigen US-Treasuries am Vorabend auf 2,947 Prozent zurück, den tiefsten Stand seit April 2009. Das schlechte Konsumklima wurde am Morgen auch für Großbritannien bestätigt. Hier fiel der GfK-Konsumklimaindex auf -19 von -18 zurück.
Bei den Konjunkturdaten stehen der ADP-Arbeitsmarktbericht und der Chicagoer Einkaufsmanager-Index im Fokus. "Beide sind in diesem Umfeld gut für negative Überraschungen", so der Händler. Aus dem Lager der charttechnisch orientierten Beobachter hieß es, der Dax dürfte erst um 5850 Punkte auf eine tragfähige Unterstützung treffen.
Nach den starken Kursverlusten vom Vortag hatten Beobachter am Morgen zunächst mit einem Dax auf Vortagesniveau gerechnet. Für die Eröffnung sagten die Beobachter einen nahezu unveränderten Dax-Stand voraus. Am Vorabend hatte die Angst vor einer Abschwächung der Weltwirtschaft den deutschen Leitindex um 3,3 Prozent auf 5952 Zähler ins Minus gedrückt.
Quelle: ntv.de, DJ/rts