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Athen, Banken, Software, Windkraft Dax freundlich erwartet

Nach den tiefroten Abschlägen vom Vortag stellt sich der deutsche Aktienmarkt auf einen versöhnlichen Einstieg in den letzten Handelstag der Woche ein. In weiten Teilen Deutschlands dürfte nach Fronleichnam entspannte Brückentagsruhe herrschen.

Am deutschen Aktienmarkt zeichnet sich am Freitag zur Eröffnung nach der Erholung an den US-Börsen im späten Geschäft eine kräftige Erholung ab. Die Einigung auf ein fünfjähriges Sparpaket für Griechenland und die Aussage des chinesischen Premiers Wen Jiabao, dass die Preissteigerung in diesem Jahr unter Kontrolle sein dürfte, werde Aktienkäufe nach sich ziehen, prognostizierte ein Händler.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Die Frage ist aber, ob der Dax mit diesen Nachrichten aus der Seitwärtsbewegung ausbrechen und die Gewinne in der nächsten Woche ausbauen kann", erklärte ein Marktteilnehmer. Oberhalb von 7300 Punkten überwiege seit Ende Mai das Angebot. Nehme man die verhaltene Reaktion des Euro auf das Sparpaket für Griechenland zum Maßstab, werde der Ausbruch des Dax nach oben wohl eher nicht gelingen. Kurz nach dem Start dürfte sich der Blick dann bereits auf den Ifo-Index richten.

Auf Tagessicht sei der Dax bei 7065 Punkten unterstützt, hieß es aus dem Lager der charttechnisch orientierten Beobachter. Bei 7234 Punkten liegt demnach ein Widerstand.

Vor allem die Finanztitel gingen am Freitag im frühen Handel auf Erholungskurs: Bei Lang & Schwarz waren Commerzbank mit einem Aufschlag von 2 Prozent größter Dax-Gewinner. Allianz legten 1,2 Prozent zu, Deutsche Bank gewannen 1,1 Prozent. Händlern zufolge zeigten sich Anleger erleichtert, dass sich die Troika von EU, IWF und EZB mit der griechischen Regierung über ein neues Sparpaket geeinigt hat und die Aussicht auf neue Hilfen für das Euroland nun gestiegen ist. "Grundlegend hat sich aber eigentlich nichts geändert, deshalb ist nicht ganz klar, warum die Finanzwerte gestern so deutlich verloren haben und heute so stark gewinnen", sagte ein Börsianer. Am Donnerstag hatten die Titel der Commerzbank 3,8 und die der Deutschen Bank 2,6 Prozent eingebüßt.

In den nachbörslichen Kursverlusten bei Oracle sahen Experten keine Gefahren für SAP. In erster Linie sei das Minus einem schwachen Abschneiden im Hardware-Geschäft geschuldet - und also für SAP keine größere Belastung, hieß es. Während Oracle um mehr als 6 Prozent nachgaben, hielten sich die Abgaben von SAP an der Nasdaq mit 1 Prozent in Grenzen. "Die Entwicklung bei Oracle im Software-Lizenzgeschäft war gut. Ich werte das als Erholung bei der Software-Nachfrage generell, was mit Blick auf SAP eher positiv wirken sollte", meinte ein Händler. Ein anderer Marktteilnehmer sprach von einem "positiven read-across" von Oracle auf SAP und erwartete damit steigende Kurse.

Sollten Investoren jedoch argumentieren, dass das gute Software-Lizenzgeschäft bei Oracle mit Marktanteilsverlusten für SAP verbunden ist, könnte sich der Druck auf die Aktie fortsetzen. Charttechnisch seien SAP auf ein Dreimonatstief und aus dem Januar-Aufwärtstrend herausgefallen, merkte ein anderer Händler an. Damit sei ein Verkaufsignal ausgelöst worden.

Mit Blick auf die am Vortag unter die Kursräder geratene Bayer-Aktie riet ein Händler noch zum Abwarten: "Gestern waren viele deutsche Portfolio-Manager nicht am Markt. Möglicherweise werden daher im frühen Handel weitere Stücke geschickt", vermutete er. Sollte der Verkaufsdruck abebben, könne man auf eine technische Gegenbewegung setzen. Vorbörslich geht es für das Bayer-Papier 0,3 Prozent nach oben.

Die Aussicht auf eine stärkere Förderung der Windenergie an Land als bisher geplant verlieh Nordex im frühen Handel Auftrieb. Die Titel des Windkraftanlagenbauers waren im Handel von Lang & Schwarz mit einem Plus von 3 Prozent größter TecDax-Gewinner. Nach einem Spitzengespräch im Kanzleramt hieß es aus Teilnehmerkreisen, der staatlich garantierte Abnahmepreis für Windstrom an Land solle jedes Jahr nun wie bisher nur noch um 1 Prozent statt 2 Prozent schrumpfen. "Das ist positiv für Nordex und wird der Aktie heute sicher Auftrieb geben", sagte ein Händler.

An den asiatischen Märkten hatte die Aussicht auf neue Hilfen für Griechenland am Freitag für Aufatmen gesorgt. Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte notierte zeitweise 0,4 Prozent höher mit 9639 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index legte 0,5 Prozent zu auf 829 Zähler. Die EU-Staats- und Regierungschefs sagten dem Schuldensünder Griechenland weitere Unterstützung zu, sofern das Parlament in Athen das Sparpaket der Regierung billigt. "Obwohl der Effekt der Nachrichten aus Griechenland nur vorübergehend sein dürfte, sind die Investoren erleichtert", sagte Marktanalyst Yumi Nishimura von Daiwa Securities.

Auch den Ölpreisrückgang bezeichneten Börsianer als positiv, insbesondere für die Konjunkturentwicklung in den USA. Im Kampf gegen hohe Ölpreise und drohende Engpässe haben die Industriestaaten ihre strategischen Ölreserven angezapft. Unter Federführung der Internationalen Energieagentur (IEA) werden 60 Mio. Barrel (je 159 Liter) auf den Markt gebracht, um damit die Förderausfälle aus dem kriegsgebeutelten Libyen auszugleichen.

Gestützt von den jüngsten Nachrichten über den Beschluss eines Sparprogramms in Griechenland bot auch die Börse in Schanghai ein freundliches Bild. Die Aktien von Schiff- und Autobauern profitieren nach der IEA-Aktion von dem jüngsten Ölpreisrückgang.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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