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Zwischen IBM und Eurokrise Dax vorsichtig erwartet

Der Dax am Montag.

Der Dax am Montag.

(Foto: REUTERS)

Am deutschen Aktienmarkt bereiten sich die Beobachter in Banken und Brokerhäusern auf einen zaghaften Start in den Dienstagshandel vor. Vor dem großen EU-Gipfel am Donnerstag beschäftigen sich die Investoren unter anderem mit den Quartalsergebnissen von IBM und frischen Konjunkturdaten aus Deutschland und den USA.

Nach seinen jüngsten Verlusten dürfte der Dax am Dienstag etwas freundlicher in den Handel starten. Zum Wochenauftakt hatte der Leitindex ein Minus von 1,6 Prozent auf 7107 Zähler verbucht. Die ungelösten Schuldenkrisen auf beiden Seite des Atlantiks hielten die Anleger in Atem. Am Dienstag dürfte sich der Blick allerdings nicht allein auf die Schuldenmisere in den USA und Europa richten. Erwartet werden neben dem ZEW-Konjunkturindex für Deutschland unter anderem die Zahlen von Goldman Sachs und der Bank of America.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Wall Street hatte am Montag ebenfalls im Minus geschlossen, ihre Verluste nach Handelsende in Europa aber etwas verringern können. Der Dow-Jones-Index und der S&P500-Index gaben 0,8 Prozent nach, der Nasdaq-Composite fiel um 0,9 Prozent. Von ihren Aktien trennten sich Anleger am Dienstag auch in Asien: Der Nikkei-Index verlor 0,6 Prozent, der Shanghai-Composite 0,5 Prozent.

Dax
Dax 23.632,95

Am Markt hieß es am frühen Morgen, der Dax könnte sich in der Mitte eine Kursspanne zwischen etwa 7000 und etwa 7300 Punkten etablieren. "Einerseits stützt mit guten Zahlen und einer höheren Prognose die Stimmung", erklärte ein Marktteilnehmer. "Andererseits bleibt die Stimmung vor dem EU-Gipfel am Donnerstag zur Schuldenkrise aber labil." Von einer durchgreifenden Wende nach oben sei deshalb noch nicht auszugehen, hieß es. "Wenn am Donnerstag keine Lösung kommt, kommt Unmut auf", meinte ein Händler.

MDax
MDax 30.148,88

Die Kurse der europäischen Technologiewerte dürften nach Einschätzung eines Händlers von den am Vorabend vorgelegten IBM-Zahlen für das abgelaufene Quartal profitieren. "Besonders der Umsatz dürfte für gute Stimmung quer durch die Branche sorgen", sagte ein Börsianer. Im zweiten Vierteljahr hat "The Big Blue" 26,67 Mrd. Dollar eingenommen, Analysten hatten lediglich 25,35 Mrd. Dollar erwartet. Gleichzeitig schraubte der IT-Dienstleister seine Gesamtjahresprognose auf einen Gewinn von mindestens 13,25 Dollar je Aktie von zuvor 13,15 Dollar je Aktie nach oben. Am Markt wurden für 2011 lediglich 13,22 Dollar je Aktie erwartet. Im nachbörslichen Geschäft legte die IBM-Aktie um 1,8 Prozent zu, bereits im regulären Handel widersetzte sie sich dem allgemeinen Abwärtstrend. Schon in Südkorea hat das Zahlenwerk die Technologiewerte beflügelt, im Mittel stiegen die Aktien des Sektors um deutlich überdurchschnittliche 1,2 Prozent.

TecDax
TecDax 3.600,35

Gute Zahlen von Mosaic könnten laut Händlern K+S stützen. Sowohl Umsatz als auch Gewinn bei Mosaic haben die Erwartungen übertroffen. Der Kurs stieg nachbörslich um 1,5 Prozent. "K+S steht mit der anhaltenden Spekulation um Veränderungen bei den Anteilseignern ohnehin im Blick", meinte ein Händler. Der Kurs könnte in den oberen Bereich der Trading-Range zwischen 54 und 56 Euro laufen, ergänzte er. Impulse könnten auch von neuen Zahlen von Yara kommen. In Europa wird Novartis den Auftakt der Berichtssaison der Pharmaunternehmen machen. Dazu kommen die Quartalsberichte des Reifenhändlers Delticom und des norwegischen K+S-Wettbewerbers Yara.

Gute Zahlen von Steel Dynamics könnten Händlern zufolge im deutschen Aktienmarkt den Kurs der Aktien des Stahlhändlers Klöckner & Co (KlöCo) stützen. Der Kurs des US-Mitbewerbers gewann nachbörslich fast 4 Prozent. "Sowohl die Preise als auch die Margen haben sich günstig entwickelt", so ein Händler. Der Abwärstrend bei etwa 20,70 Euro biete für KlöCo einen Widerstand, hieß es aus dem Lager der charttechnisch orientierten Beobachter. unterstützt sei der Kurs bei den letzten Tiefs knapp über 19 Euro.

Nach einem kritischen Analystenkommentar setzten Praktiker ihre Talfahrt am Dienstag fort. Die Aktien des Baumarktkonzerns verloren gegenüber ihrem Schlusskurs von 2,76 Euro im frühen Geschäft von Lang & Schwarz 2,9 Prozent und waren damit schwächster Wert im MDax. Seit der Gewinnwarnung des Unternehmens am 1. Juli haben die Aktien bereits mehr als 50 Prozent an Wert verloren. Laut Händlern erwarten die Analysten der Commerzbank, dass die Umsätze bei Praktiker im zweiten Quartal und ersten Halbjahr deutlich gesunken sind. Genaue Zahlen will das Unternehmen mit seinem Halbjahresbericht am 27. Juli veröffentlichen. Die Commerzbank-Analysten, die die Aktien zum Verkauf empfehlen, senkten das Kursziel von 4,50 auf 2,50 Euro.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Ein Großauftrag aus Frankreich ließ die Perspektiven von Phoenix Solar aufschimmern. Mit einem Plus von 2,1 Prozent standen die Aktien im frühen Geschäft von Lang & Schwarz an der Spitze des TecDax. Der für die Solarindustrie produzierende Anlagenbauer hatte am Morgen mitgeteilt, Solarkraftwerke mit insgesamt 24 Megawatt Spitzenleistung in Frankreich zu bauen. Nach Unternehmensangaben ist das der bisher größte Auslandsauftrag. "Gute Nachrichten für Solarunternehmen sind derzeit selten, das dürfte den Anlegern also gefallen", sagte ein Händler.

Starke Signale zur deutschen Konjunktur

Auch auf der Konjunkturseite stehen größere Impulse an: In Deutschland wird der ZEW-Index veröffentlicht. Die deutschen Konjunkturindikatoren dürften im Juli weiter zurückgegangen sein. Die zugespitzte Staatsschuldenkrise, anhaltende Kämpfe in Nordafrika und im Nahen Osten, höhere Ölpreise und ein abgeschwächtes US-Wirtschaftswachstum dürften den ZEW-Index nach Einschätzung von Beobachtern belastet haben.

Die vom Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW unter Finanzanalysten und institutionellen Investoren erhobenen Konjunkturerwartungen sind im Juni nach vier Rückgängen in Folge erstmals seit Oktober 2010 negativ gewesen. Analysten nehmen den ZEW-Index derzeit nicht übermäßig ernst, was auch mit den Indexrückgängen zwischen Frühjahr und Herbst 2010 zu tun hat. Von dem damals angezeigten Abschwung ist bis heute nichts zu sehen, von Oktober 2010 bis Februar 2011 stiegen die Erwartungen wieder, um dann erneut abzusacken. Angesichts der den Finanzsektor belastenden Nachrichten ist das auch nicht weiter erstaunlich.

Aus den USA werden im Lauf des Nachmittags unter anderem frische Zahlen vom Häusermarkt mit den Baubeginnen und den Baugenehmigungen erwartet.

Zur Lage an den europäischen Märkten

Mit Blick auf die Lage an den europäischen Börsen gingen die Beobachter ebenfalls von einem freundlichen Auftakt aus. Nach den herben Verlusten zum Wochenauftakt dürfte der europäische Aktienhandel etwas erholt in den Dienstag starten. An der Wall Street hatten die Aktienindizes am Vorabend zum Handelsschluss in Europa nahe ihrer Tagestiefs notiert, anschließend legte der Dow-Jones-Index noch 0,4 Prozent zu, für den S&P-500-Index ging es noch um 0,3 Prozent nach oben.

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 3.633,36

Die Futures auf den Stoxx50-Index zogen nach dem Ende des Kassageschäfts noch um 0,1 Prozent an, die Kontrakte auf den S&P500-Index notieren am Morgen 0,3 Prozent im Plus.

Auch in Asien scheint die von Schuldenkrisen in Europa und den USA ausgelöste Talfahrt des Vortags zunächst einmal gestoppt, die Indizes notieren im späten dienstäglichen Geschäft zumeist leicht im Plus. Lediglich in Japan geht es kräftig nach unten, dort waren die Börsen zu Wochenauftakt allerdings geschlossen, es gibt also Nachholbedarf. Der als Maß für die Risikobereitschaft der Anleger geltende Euro hält sich gleichzeitig über der zuvor zum Dollar zurückeroberten Marke von 1,41 Dollar.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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