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Frank Meyer "Delle-Komm": Leg mal an

Frank Meyer.

Frank Meyer.

Es ist schon lange her, da hieß die Telekom noch "Delle-Komm“ (Ron Sommer). Sommer ging. Die Delle blieb. Nun, da Dividenden wieder in Mode kommen und als sicherer angesehen werden als Staatspapiere, rückt jetzt auch die Deutsche Telekom wieder ins Anlegerinteresse.

Ist es eine neue Bescheidenheit, mehr auf Dividenden zu schauen statt auf Kurszuwächse bei Aktien? Ich weiß es nicht, jedenfalls hört man das jetzt öfter. Anleger reagieren stinksauer, wenn Dividenden gestrichen werden, wie neulich geschehen bei Daimler. Das kann bei der Deutschen Telekom kaum passieren, schließlich hält der Bund 31,7 Prozent der Papiere. Und Geld braucht er auch dringend.

Als "Volksaktie" wurden die Papiere damals in drei Tranchen dem Bürger verkauft, was dem Bund Einnahmen in Höhe von 36 Mrd. Euro brachte. Manfred Krug hat sich für Werbung dafür entschuldigt. Zusätzlich bezahlte die Telekom dem Bund nochmal 8,5 Mrd. Euro durch die Ersteigerung von UMTS-Lizenzen im August 2000. UMTS hieß damals "Unerwartete Mehreinnahme zur Tilgung von Staatsschulden". 2000 schloss der Bund deshalb mit einem Haushaltsüberschuss ab und Hans Eichel wurde als Held gefeiert. Das ganze Geld ist längst verfrühstückt und verdaut. Die Kopfschmerzen der Anleger, die zu 39,50 Euro und 65,50 Euro bei der zweiten und dritten Tranche zulangten - blieben. Doch das ist eine andere Sache.

54 Aktien je Bundesbürger

Telekom-Aktien gibt es wie Sand am Meer, nämlich 4.361.319.992 Stück, für jeden Bundesbürger 54 solcher Papiere. Der Bund hält ca. 1,375 Mrd. Aktien. Am 3.Mai 2010 scheppert es dann in der Bundeskasse, wenn über die Dividende von 0,78 Euro pro Aktie rund 1 Mrd. Euro ihren Eingang dort finden. 1 Mrd. Euro entspricht der deutschen Neuverschuldung von 61 Stunden bzw. von Montagfrüh bis Mittwochabend. Nach Bekundungen des rosa Riesen gibt es bis 2012 eine Mindestdividende von 0,70 Euro pro Papier.

Umgerechnet beträgt die Dividendenrendite damit 8,3 Prozent für 2009 und für die kommenden Jahre mindestens 7,3 Prozent. Das muss ein Sparbuch erst mal schaffen. Es ist nicht sonderlich schwer zu ermitteln, dass die Telekom ihre Dividenden aus der Substanz bezahlt, denn unterm Strich verdiente sie im letzten Jahr 353 Mio. Euro. Die Dividendenpolitik ist ein klares Signal für die Anleger, die Attraktivität der Aktie zu steigern, heißt es von Analysten. Dennoch bleibt das Unternehmen eine Baustelle. Das ist meistens so, wenn ein Staat beteiligt ist.

Griechenland oder Telekom?

Der große Wurf einer neuen Strategie blieb aus. T-Mobile USA, die ehemalige Voicestream und Powertel, gekauft im Jahr 2001 für zusammen 39,4 Mrd., brachte nur den ehemaligen Voicestram-Anteilseignern einen Milliardengewinn. Anteilseigner von Voicestream waren damals Hutchison Whampoa (23,17 Prozent) und Goldman Sachs (4,54 Prozent) Goldman war überdies Mitglied der Konsortialbank, verdiente also doppelt.

Ein Börsengang von T-Mobile USA wurde bei der Vorstellung der Zahlen nicht ausgeschlossen. Bei einem Verkauf des glücklosen Kindes, an wen auch immer, könnten die Dividenden der Anleger in Höhe von 10 Mrd. Euro bis dahin gesichert sein, vorausgesetzt man bekommt die T-Mobile USA zu dem Preis wieder los. 7,3 Prozent Dividendenrendite für eine lahme Ente oder 6,6 Prozent für griechische Anleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren? Bleibt die Frage, welche Substanz hinter der Telekom steckt und welche Substanz hinter Griechenland. Sehen Sie?

Quelle: ntv.de

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