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Solar- und Windaktien Mit neuer Energie

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Die Hiobsbotschaft kam im Mai: Der Arktische Rat AMAP prognostiziert bis zum Ende des Jahrhunderts einen mittleren Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 1,60 Meter. Das entspräche dem Achtfachen des gesamten Anstiegs des Meeresniveaus zwischen 1880 und 2009. Bisher galt die Berechnung des Weltklimarates IPCC von 2007 mit einem um maximal 59 Zentimeter höheren Wasserstand bis zum Jahr 2100. Aber nicht nur die schmelzenden Polkappen und der steigende Meerespegel machen sich bemerkbar. Auch Naturkatastrophen wie Wirbelstürme und Überschwemmungen nehmen zu.

Erderwärmung durch Treibhausgase

All das hat einen Grund: die Erderwärmung. Jedes der Jahre 2001 bis 2007 zählte zu den zehn wärmsten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1880. Ursache für den Temperaturanstieg sind laut Experten die Treibhausgase, die unter anderem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Öl und Kohle entstehen. Die Gefahr ist längst erkannt, aber nicht gebannt. Im Gegenteil: Einer Untersuchung des Global CarbonProjects zufolge stieg der Ausstoß der Treibhausgase von 2000 bis 2007 viermal schneller als im Jahrzehnt davor. Der Trend droht sich fortzusetzen.

Wachsende Weltbevölkerung steigert Energieverbrauch

Ein wichtiger Faktor hierbei: Die Weltbevölkerung wächst. Die steigende Zahl an Menschen und der zunehmende Wohlstand in Schwellenländern wie China und Indien lassen den weltweiten Energiebedarf nach oben klettern. Denn immer mehr Waschmaschinen, Fernsehgeräte und Mobilfunktelefone brauchen Strom. Dem Energy Outlook 2030 des Ölriesen BP zufolge wird der Energieverbrauch von 2010 bis 2030 um knapp 40 Prozent steigen.

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Das bedeutet auch: noch mehr CO2-Ausstoß. Aber nicht nur das. Die Gas- und Kohlereserven werden noch einige Jahrzehnte reichen, das Öl könnte hingegen knapp werden. Zudem liegt das Gros der Ölreserven in politisch schwer einschätzbaren Gebieten wie dem Nahen Osten. Der Anstieg des Kohlendioxid-Ausstoßes und die Endlichkeit fossiler Brennstoffe treiben immer mehr Länder dazu, neue Wege in der Energieversorgung zu beschreiten. Eine zentrale Rolle spielen dabei die erneuerbaren Energien. Sonne und Wind sind im Überfluss vorhanden und können in Energie umgewandelt werden.

Subventionen brachten Sonnenenergie

Der Trend zu sauberem Wasser, gesünderem Getreide und grüneren Wäldern ist nicht neu. Mit dem Kyoto-Protokoll verpflichteten sich seit 1997 über 170 Staaten, ihren CO2-Ausstoß bis 2012 um mindestens 5 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu reduzieren. Reinere Luft gibt es allerdings nur mit sauberer Energieerzeugung.

Die Krux: Energiegewinnung durch Sonne und Wind ist teuer im Vergleich zu Kohle, Gas, Öl oder Atomkraft. Einziger Ausweg, um die Energieerzeugung durch Sonnen- und Windkraft in Schwung zu bringen, sind Förderungen und Subventionen. Deutschland zählt dabei zu den Vorreitern. Die damalige rot-grüne Regierung entwickelte bereits im Jahr 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz, welches der Einspeisung von alternativ erzeugter Energie ins Stromnetz den Vorrang vor der Atom- und Kohlekraft gibt. Ein Modell, das später international Schule machen sollte.

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Die Gewinner waren schnell gefunden. Wer Solarzellen auf das Dach montierte, sparte Geld und die Hersteller verdienten prächtig. Solar- und Windenergie-Aktien, allen voran von Unternehmen aus Deutschland, erhielten einen lang anhaltenden Auftrieb. Frisches Wasser auf die Mühlen der Hersteller von erneuerbaren Energien kam wenig später aus Brüssel. Im Jahr 2007 beschloss die Europäische Union (EU), dass Treibhausgase bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden sollen. Der „Ökotrend“ und das Bestreben zur Abgasreduktion breiteten sich damit in der gesamten EU aus.

So führte die EU 2009 eine Richtlinie für ihre Mitgliedsstaaten ein. Danach müssen die Länder die Entwicklung erneuerbarer Energien so fördern, dass ihr Anteil bis 2020 rund 20 Prozent zum EU-Gesamtverbrauch an Energie beisteuert. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird somit weiter forciert werden. Zwar stutzten Länder wie Deutschland, Frankreich und Belgien mittlerweile die Subventionen, gefördert wird allerdings auch in Zukunft.

Der Klimagipfel im mexikanischen Cancun im Dezember vergangenen Jahres zeigte, dass der Klimawandel längst nicht nur von den Ländern der EU ernst genommen wird. Zwar gab es keine konkreten Zielvereinbarungen wie 1997 in Kyoto. Auf dem nächsten Gipfel in Durban in Südafrika im Dezember 2011 könnte es allerdings zu einem Abschluss kommen, der die Entwicklung erneuerbarer Energien weltweit weiter vorantreibt.

Klimaziele hängen an China und USA

Ein besonderer Fokus bei der Verwirklichung von Klimazielen liegt auf China und den USA. China generiert über 17 Prozent der Energie aus Biomasse, Geothermie, Sonne, Wind und Wasser. Die US-Quote hinkt zwar noch hinterher. Im Rahmen des Konjunkturprogramms zur Rettung der USA aus der Finanzkrise stellte die US-Regierung jedoch 56 Milliarden US-Dollar für die Förderung regenerativer Energien bereit. Anfang April 2011 nahm zudem eine Gesetzesinitiative zur Nutzung von erneuerbaren Energien einen neuen Anlauf. Danach sollen Stromversorger verpflichtet werden, bis 2025 jeweils 25 Prozent ihrer Elektrizität aus regenerativen Quellen zu beziehen. In den vergangenen Jahren waren Gesetzesvorhaben zur Einführung einer derartigen Quotenregelung stets im Kongress gescheitert. Ob es dieses Mal klappt, ist offen. Die Zahl der Befürworter der Atomenergie nimmt seit der Katastrophe in Japan auch in den USA ab. Zudem haben vor allem Deutschland und China gezeigt, dass die Entwicklung einer neuen Industrie Arbeitsplätze schaffen kann.

Die Bereitschaft, künftig mehr in die Erschließung alternativer Energiequellen zu investieren, erfasst auch weitere Länder. Gemessen am Wachstum in den zurückliegenden fünf Jahren wiesen Staaten wie die Türkei, Argentinien, Südafrika und Indonesien mit jeweils über 89 Prozent pro Jahr die höchsten Steigerungsraten bei den Investitionen auf. Der Weg in Richtung sauberer Energien ist somit in weiten Teilen der Welt auch ohne globale Vereinbarung längst eingeschlagen. Der Markt für derartige Technologien hat enorme Dimensionen angenommen. Analysten der amerikanischen Unternehmensberatung Clean Edge zufolge wuchs der Markt für regenerative Energieerzeugung im vergangenen Jahr weltweit um 35 Prozent auf insgesamt 188 Milliarden Euro Umsatz. Der Markt für Photovoltaik und Wind ist dabei in den vergangenen zehn Jahren um das 20-Fache gewachsen. Der aufstrebende Trend bei Photovoltaik, Wind- und Bioenergie wird der jüngsten Clean-Edge-Studie zufolge für noch mindestens zehn Jahre anhalten.

Als zusätzlicher mittel- bis langfristiger Treiber könnte sich nun die Atomkatastrophe in Japan entwickeln. Der Einstieg in Wertpapiere mit dem Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien dürfte sich demnach mittelfristig lohnen.

Gute Zeiten für Windenergie

Nach der rasanten Aufwärtsentwicklung von Aktien von SolarWorld & Co. von 2003 bis 2007 ging es mit den Titeln aus dem Ökosektor von Anfang 2008 bis März dieses Jahres vor allem abwärts. Hintergrund war insbesondere die schrittweise Kürzung der Subventionen in Deutschland. Außerdem ließen günstige Solarzellen aus Asien die Gewinnmargen hiesiger Hersteller zusammenschmelzen. Darüber hinaus führten Überkapazitäten im Windbereich zu abnehmenden Profiten.

„Für deutsche Solaraktien sehe ich derzeit begrenztes Potenzial“, beurteilt Michael Tappeiner, Analyst für erneuerbare Energien bei UniCredit, die Lage. „Viel hängt davon ab, wie das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz novelliert wird. Und die entscheidende Frage ist auch, wie stark erneuerbare Energien auf europäischer Ebene gefördert werden“, erklärt der Experte. Darüber hinaus spielen vor allem Anbieter aus China ihren Kostenvorteil auch in Europa aus. Der Qualitätsvorsprung deutscher Solaranlagen gegenüber chinesischen Anbietern ist inzwischen deutlich geschrumpft. Global werden die Investitionen in Photovoltaikanlagen nach Ansicht von Clean Edge im laufenden Jahrzehnt von 71,2 Milliarden US-Dollar auf 113,6 Milliarden US-Dollar steigen. Der SolactiveGlobal Solar Energy (TR) Index deckt unter anderem die Unternehmen First Solar aus den USA, SolarWorld aus Deutschland und Suntech Power aus China ab.

Bei Windkraft sieht Tappeiner größeres Potenzial. „Onshore – sprich: an Land – sind in Deutschland die besten Stellen schon verbaut und es gibt starken Widerstand in der Bevölkerung vor Ort. Offshore – sprich: vor der Küste – gibt es hingegen noch große Wachstumsmöglichkeiten“, meint er. Das gilt nicht nur für Deutschland. Die bereits verkündete Entwicklungspläne zahlreicher Staaten zeigen, dass der Bereich Windenergie überdurchschnittlich wachsen wird. Schätzungen zufolge könnten sich die jährlichen Investitionen im Bereich Windenergie bis 2020 auf deutlich über 100 Milliarden US-Dollar verdoppeln.

Regenerative Anlagemöglichkeiten

Davon werden in den kommenden Jahren vor allem Spezialanbieter wie Nordex und Vestas, aber auch Großkonzerne wie Siemens und General Electric profitieren. Sie haben sich in den vergangenen Jahren in diesem Markt durch Akquisitionen gestärkt. Investoren, die das Risiko diversifizieren wollen, bietet der SolactiveGlobal Wind Energy (TR) Index interessante Zusammenstellung. In dem Aktienbarometer sind unter anderem Aktien der Windkraftfirmen Nordex, Vestas, Suzlon und Gamesa enthalten.


Darüber hinaus bieten Investments in den ÖkoDAXoder den DAXglobalAlternative Energy Index eine breite Risikostreuung über mehrere Bereiche der erneuerbaren Energien. Der ÖkoDAXIndex enthält die zehn größten deutschen Titel aus den Bereichen Sonnen und Windenergie sowie Biokraftstoffe. Dazu zählen unter anderem die Anteilscheine von Nordex, Phoenix Solar, PME Wind und SolarWorld.

Für Anleger, die nur auf Schwellenländer setzen wollen, eignet sich der SolactiveEM Renewable Energy(TR) Index. Er enthält die 25 größten Unternehmen aus dem Sonnen und Windenergie- sowie Geothermiebereich. Mit Indexpapieren auf diese Aktienbarometer können Investoren ohne Laufzeitbeschränkung vom Aufwärtstrend der jeweiligen Indizes profitieren. Anleger sollten jedoch bedenken, dass fallende Aktienkurse zu einem Kursrückgang des Indexpapiers und damit zu Verlusten führen können. Zudem sind Index-Zertifikate ebenso wie andere strukturierte Produkte Inhaberschuldverschreibungen, bei Insolvenz der Emittentin drohen daher Verluste.

Weitere Informationen im onemarkets Magazin der HypoVereinsbank unter: www.onemarkets.de/magazin

 

 

Quelle: ntv.de

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