Die Busch-Trommel Rückzug ins Ich
11.01.2010, 06:00 UhrGeahnt haben wir es schon lange: Von dieser Bundesregierung ist offensichtlich nur noch wenig bis gar nichts mehr zu erwarten. Nicht im Gesundheitswesen oder bei der Energiefrage, nicht im Bildungsbereich oder beim Arbeits- und Sozialrecht. Erst recht nicht bei den Steuern. Nirgendwo wird sich diese Regierungskoalition zu einer dauerhaften Reform durchringen können.
Noch vor wenigen Monaten hatte die Mehrheit der Wähler, der sozialistischen Fingerübungen der großen Koalition überdrüssig, ihre Hoffnungen auf eine neue konservativ-liberale Führung gesetzt. Doch von Führung kann bei Merkel & Co. keine Rede sein.
Stattdessen stolzieren sie wie aufgeblasene Gockel durch die Massenmedien, schlagen ob eines unsäglichen Wachstumsbeschleunigungsgesetzes freudig erregt mit den Flügeln und krähen irgendetwas von künftigen Steuererleichterungen.
Die aber müssten, wenn sie denn kämen, mit hoher Wahrscheinlichkeit durch wachsende Sozialabgaben, höhere Müllgebühren oder steigende Strom- und Wasserkosten kompensiert werden, weil halt Bund, Länder und Gemeinden im billionenschweren Staatsdefizit versinken.
Doch all dies lässt uns erstaunlich kalt. Es interessiert uns offenbar überhaupt nicht mehr, was die da oben tagtäglich für die Öffentlichkeit absondern.
Träge Bürger, fauler Staat
Wenn der Staat seine Funktion als Gestalter unserer Zukunft einbüßt, müssen wir uns halt auf uns selbst besinnen, müssen wir uns ins eigene Ich zurückziehen. Keine schlechte Idee! Doch leider sind wir dabei nicht immer konsequent!
Wenn unsere eigene private Welt bedroht wird, rollen wir allzu gerne das stolze Banner der Eigenverantwortung wieder ein und flüchten uns unter den wärmenden Mantel des Staates. Vor allem, wenn es ums Geld geht wissen wir wenig anzufangen mit der Selbstverantwortung.
Allzu bereitwillig folgen wir in Fragen der Geldanlage Tipps von Freunden und Bekannten, erwarten von Fachjournalisten und Bankberatern die entscheidenden Wegweisungen in Richtung schnelle Gewinne.
Geht es aber schief, endet manche Freundschaft, werden die vermeintlichen Fachleute in Häme ertränkt - nicht unbedingt ein Beinbruch. Doch den erfolglosen Kundenberater trifft die ganze Härte unseres Zorns.
Empört verlangen wir die Bestrafung des verantwortlichen Institutes und die Rückzahlung unseres Einsatzes, wenn nötig, mit tätiger Hilfe staatlicher Stellen. Letztlich ist ja auch der Staat für unsere Verluste verantwortlich. Oder? Warum hat er den ganzen Schlamassel nicht verhindert?
Mündige Bürger, sorglose Anleger
Ich will hier keinen fahrlässigen oder gar betrügerischen Finanzberater entschuldigen oder Nachlässigkeiten staatlicher Aufsicht verharmlosen. Ich will auch keiner grenzenlosen Eigenverantwortung des Anlegers das Wort reden. Deswegen halte ich auch die jetzt eingeführte Protokollpflicht bei Beratungsgesprächen für sinnvoll, im Interesse der Bankkunden - und der Berater.
Aber bei manchem der geschädigten Anleger gibt es auch eine gehörige Portion Mitverschulden. Selbst ein in Geldfragen gänzlich unerfahrener Anleger wird um den Zusammenhang von Chance und Risiko wissen.
So wie ein billiges Produkt wohl kaum von höchster Qualität sein kann, muss einem schon der normale Verstand sagen, dass ein ungewöhnlich hoher Zins - wie beispielsweise auf Einlagen bei der isländischen Kaupthing-Bank - nicht gerade für die Bonität des Schuldners spricht, also höchste Vorsicht geboten ist.
Und wenn ein Finanzprodukt angeboten wird, von dem man nichts versteht, dann sollte man die Finger davon lassen, egal wie verlockend der versprochene Gewinn auch sein mag. Ich schlucke doch auch kein Medikament, dessen Nebenwirkungen ich gar nicht kenne, selbst wenn es mir ein Arzt oder Apotheker empfohlen hat.
Die letzte Verantwortung für das eigene Geld kann man nicht delegieren. Nicht an den Berater und erst recht nicht an diesen Staat, der gerade dabei ist, uns alle in eine Schuldenfalle zu führen, aus der es wahrscheinlich kein Entrinnen geben wird.
Quelle: ntv.de