Markus Zschaber, V.M.Z. Sterbende Heuschrecken
29.12.2009, 11:02 UhrDie Bankinstitute in den USA sowie in Europa vermelden zwar offiziell wieder einen sich partiell verbessernden Status, blind trauen werde ich diesen Mitteilungen nicht.
Bewertet man die Bilanzen im Detail, so kann meiner Kenntnis nach festgehalten werden, dass diese einen sehr schwammigen Eindruck hinterlassen, da immer noch hunderte von Milliarden Dollar an "Ramschpapieren" in den besagten Bilanzen verankert sind. Problematisch sind, wie bereits mehrfach in meinen Telebörse-Kolumnen dokumentiert, die veränderten Bilanzierungsrichtlinien, welche den Banken ermöglichen, Wertpapiere, die eigentlich nahezu wertlos sind, nur mit geringfügigen Abschlägen zu bilanzieren.
Beispielsweise werden oftmals diese Toxic Assets mit gerade einmal 20 Prozent Abschlag bewertet, obwohl diese im Kern eigentlich nichts mehr wert sind. Die Banken kommunizieren gegenüber den Wirtschaftsprüfern bzw. den staatlichen Regulierungsbehörden, diese nicht verkaufen zu wollen, da diese Wertpapiere nachhaltig, also mit Blick auf die kommenden Jahre "werthaltig" wären. Die Problematik, die ich als Vermögensverwalter und Ökonom hierbei erkenne, ist, dass der Preismechanismus nicht ansatzweise einen intakten Zustand signalisiert. Daraus resultiert, dass die Preise weiterhin eine negative Entwicklung anzeigen und nachhaltig Druck auf die Banken ausgeübt wird.
Hintergrund hierfür ist die sich nach wie vor negativ entwickelnde Situation der Krise im Wohnimmobilienbereich, so dass sich die freien Cashflows, welche die Banken zunehmend generieren, verringern. Exakt diese sich noch intensivierende Perspektive wird bereits heute durch Wertanpassungen in der Aktiva bestätigt und in den kommenden Quartalen mit hoher Wahrscheinlichkeit zunehmen. Ich bin davon überzeugt, dass auch zukünftig kein Markt für die besagten Ramschpapiere entstehen wird, so dass nachhaltig der Abschreibungsdruck, wie angesprochen, zunehmen wird.
Bekanntermaßen sind es aber nicht nur die Bankhäuser auf der ganzen Welt, die horrende Wertverluste durch diese Wertpapiere hinnehmen mussten, sondern auch große Investoren, wie das Segment der Hedgefonds. Interessanterweise werden seitens diverser Hedgefonds mittlerweile Maßnahmen genutzt, die vor der Krise das endgültige "Aus" für einen Hedgefonds bedeutet hätten. Heutzutage gelten diese Maßnahmen als normal, da diese die einzige Möglichkeit sind, das Anlagesegment irgendwie durch die Krise zu manövrieren. Viele Hedgefonds leiden unter massiven Reputationsverlusten aufgrund der Finanzmarktkrise und den daraus entstandenen Verlustgrößen. Außerdem wird seitens der Investorengruppen die mangelnde Transparenz dieser Fondsgattung immer kritischer begutachtet. Die größte Problematik der Krise für die Hedgefonds ist meiner Meinung nach, dass die Renditen wortwörtlich einbrechen und teilweise sogar deutlich stärkere Verluste hingenommen werden müssen, wie an den Aktien- oder Rohstoffmärkten.
Daraus resultierte, dass ganze Investorenverbände horrende Summen aus dieser Anlageklasse weltweit abgezogen haben, was wiederum die Renditen zusätzlich unter Druck setzte. Eine Abwärtsspirale, die unzählige Hedgefonds in die Insolvenz führte. Alleine in den USA mussten über 130 hochkapitalisierte Hedgefonds seit Beginn der Krise geschlossen werden.
Doch zurück zu den besagten Gegenmaßnahmen, welche die Hedgefondsbranche seit einiger Zeit in sehr dynamischer Form umsetzt. Festzuhalten bleibt, dass der identischen Problematik, welcher die Banken ausgesetzt sind, auch die Hedgefonds in Bezug auf die illiquiden Toxic Assets vorfinden. Nämlich, dass keine Marktpreise gehandelt werden, was einen Verkauf unmöglich macht. Außerdem würden nach meinen Einschätzungen die Abschläge bzw. die Verluste, die durch einen Verkauf entstehen würden, die noch verbliebene Reputation wohl vollends ruinieren.
Nicht wirklich überraschend sind die unzähligen enttäuschten Privatanleger und institutionellen Investorengruppen, die hier Spekulationen eingegangen sind und jetzt das Nachsehen haben. Ich kann nur immer wieder betonen und bin eigentlich auch guter Hoffnung, dass eine Änderung der Investorenmentalität stattfinden wird und endlich die Risikocharakteristik eines Marktes bzw. eines Investments, die Gradmessung einer Investitionsentscheidung sein wird und nicht die eventuellen zukünftigen Performancemöglichkeiten.
Ihr Markus Zschaber
Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Nach seinem BWL-Studium ließ er sich in den USA bei der Chase Manhattan Bank zum Fondsmanager ausbilden und kehrte danach wieder zurück in seine Wahlstadt Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt als "Bester Fondsverwalter 2008"durch den "Handelsblatt-Elite-Report", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Zwei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden, zuletzt das Buch "Der Börse voraus" als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv.
Quelle: ntv.de