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Aufregung um "Germany's next Topmodel" Bombendrohung lässt Klum-Show platzen

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(Foto: dpa)

Chaos-Finale bei "Germany's next Topmodel": Mitten in der Live-Übertragung muss Prosieben die umstrittene Show abbrechen. Die Zuschauer vor Ort werden ins Freie gebeten, die Mannheimer SAP-Arena wird komplett geräumt.

Das ist der Alptraum eines jeden Großveranstalters: Die groß angekündigte Abschlusssendung der Prosieben-Show "Germany's next Topmodel" (GNTM) hat am Abend ein jähes, ungeplantes Ende gefunden.

Gegen 21.35 Uhr forderte ein Moderator die knapp 10.000 Zuschauer vor Ort in der Mannheimer SAP-Arena auf, die Halle "geordnet zu verlassen". Wegen eines technischen Problems könne die Show nicht fortgesetzt werden, hieß es zunächst.

Da war noch alles in Ordnung: Mit gekonntem Haarschwung wirbelte Heidi Klum über die GNTM-Bühne.

Da war noch alles in Ordnung: Mit gekonntem Haarschwung wirbelte Heidi Klum über die GNTM-Bühne.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schon 20 Minuten zuvor hatte Heidi Klum überraschend eine Werbepause angekündigt und direkt danach zusammen mit ihren Co-Juroren Thomas Hayo und Designer Wolfgang Joop die Bühne verlassen. Bis dahin waren noch drei Mädchen im Rennen um die Model-Krone: Die 18-jährige Ajsa aus Tübingen, die 17-jährige Anuthida aus Lübeck und die 18-jährige Vanessa aus Bergisch-Gladbach. Die 19-jährige Katharina aus Winsen an der Luhe war kurz zuvor ausgeschieden.

Anonyme Anruferin

Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand im Saal oder auf der Bühne wusste: Um 21.07 Uhr hatte eine Frau bei Prosieben angerufen und gedroht, dass in der Halle während der Live-Übertragung eine Bombe hochgeht. Kurz darauf wird an einer der Garderoben ein verdächtiger Koffer gefunden, wie die Polizei später mitteilte. Daraufhin entschied sich der Veranstalter, die Halle vorsorglich zu räumen. Die Live-Übertragung des großen Show-Finales wurde eingestellt.

Der Sender steht vor einem Debakel: "Es gab während des GNTM-Finales eine Bombendrohung. Die SAP-Arena ist sicher evakuiert worden", teilte Prosieben schließlich mit. "Die Live-Sendung wurde vom Veranstalter in Rücksprache mit der Polizei nach einer Bombendrohung und dem Fund eines verdächtigen Koffers vorsichtshalber beendet", hieß es am späten Abend in einer Mitteilung. "Das Publikum hat die Halle sehr ruhig und ohne größere Zwischenfälle verlassen."

Mitten in der Live-Sendung

Die Bombendrohung sei gegen 21 Uhr bei der SAP-Arena eingegangen. Da zusätzlich ein verdächtiger Koffer gefunden worden sei, habe der Veranstalter entschieden, die Halle vorsorglich zu evakuieren, um möglichst jede Gefährdung der Besucher auszuschließen. Der verdächtige Koffer wurde bis tief in die Nacht untersucht. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen dauerten an, hieß es am späten Abend.

Erst eine gute halbe Stunde nach Mitternacht konnte die Polizei Entwarnung geben: Im Inneren des Koffers befand sich offenbar kein Sprengsatz. "So, wie es aussieht, war keine Bombe drin", erklärte ein Sprecher der Polizei Mannheim. Für die anonyme Anruferin könnte die Drohung teuer werden. Falls ihre Identität geklärt werden kann, muss sie wohl für die Kosten der Evakuierung und den Polizeieinsatz aufkommen.

Für die Zuschauer daheim vor dem Fernseher blieb die Situation in der Mannheimer Arena zunächst vollkommen rätselhaft: Der Sender unterbrach die Ausstrahlung und sendete zunächst ein Alternativprogramm. "Wegen technischer Probleme kann im Moment nicht weiter aus Mannheim gesendet werden", hieß es auf einem Laufband.

"Wir werden heute nicht mehr senden"

Bei dem großen Finale der aktuellen Staffel sollten Heidi Klum und ihre Jury am Abend eigentlich zum zehnten Mal seit 2006 einen neuen Laufsteg-Star küren. Die Liveshow "Germany's next Topmodel" aus Mannheim war ab 20.15 Uhr auf Prosieben zu sehen. Gegen 21.36 Uhr unterbrach der Sender die Ausstrahlung und sendete stattdessen einen Spielfilm.

"Die SAP-Arena ist sicher evakuiert worden": Für die Veranstalter gleicht die Sicherheitsmaßnahme einem wirtschaftlichen Debakel.

"Die SAP-Arena ist sicher evakuiert worden": Für die Veranstalter gleicht die Sicherheitsmaßnahme einem wirtschaftlichen Debakel.

(Foto: dpa)

Während sich die Zuschauer vor den Fernsehen noch wunderten, twitterten Augenzeugen bereits aus dem Mannheimer Veranstaltungsort, dass das gesamte SAP-Stadion geräumt werde. Wenig später teilte der Sender mit, das Finale der Show werde endgültig abgebrochen. "Wir werden heute nicht mehr senden", hieß es in einer kurzen Verlautbarung bei Twitter.

Wie es mit der Modelwahl weitergeht, blieb zunächst offen. Die Gewinnerin kommt den Ankündigungen zufolge auf das Cover eines Modemagazins, erhält einen Vertrag bei der Modelagentur von Heidis Vater Günther Klum und ein Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro. Auf Twitter wurde bereits kräftig abgestimmt unter den Fans: Bislang lag Vanessa vorn. Ob die Sendung wiederholt wird, ist noch vollkommen unklar.

Wilde Gerüchte aus der Arena

Viele Zuschauer im Saal bekamen von der Aufregung zunächst wenig mit. Sie verließen die Halle ruhig - obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits Gerüchte von einer Bombendrohung im Internet kursieren. Viele Besucher der Arena versammelten sich zunächst auf dem Parkplatz vor dem Veranstaltungsort bei Mannheim. Mädchen standen in ihren Pumps und dünnen Kleidchen mit ihren Müttern ratlos herum. Später wurden sie angewiesen, nach Hause zu gehen. Wie der Veranstalter mit der Masse der Fundsachen umgeht, ist bislang unklar.

Wer die Ordner ansprach, bekam einem Augenzeugen zufolge zu hören: "Ein technischer Defekt." Nach einiger Zeit ertönte eine Stimme über Lautsprecher. Ein Ordner übersetzte die für viele Besucher unverständliche Ansage: "Wegen eines technischen Defekts kann die Veranstaltung nicht fortgesetzt werden. Wir bitten Sie, das Gelände zu verlassen."

Großeinsatz am GNTM-Veranstaltungsort: Die Evakuierung der SAP-Arena läuft reibungslos.

Großeinsatz am GNTM-Veranstaltungsort: Die Evakuierung der SAP-Arena läuft reibungslos.

(Foto: picture alliance / dpa)

Erst im Lauf des späteren Abends bestätigte die Polizei Mannheim, dass das Finale wegen einer anonymen Bombendrohung abgebrochen worden sei. Die Zuschauer hätten die Halle sofort verlassen müssen, hieß es. Viele ließen in der Hektik Jacken und Taschen auf ihren Plätzen zurück.

"Teure Karten für den ..."

Die Stimmung auf dem Parkplatz blieb überraschend gelassen. "Ich finde es total bescheuert, ich finde es unmöglich, wie so jemand etwas machen kann", empörte sich eine Besucherin aus der Nähe von Heidelberg. "Da sind doch auch kleine Kinder dabei." Die 43-Jährige war mit ihrer Tochter und Freunden in der Arena. Die Aufforderung zur Räumung kam so unerwartet, dass auch sie ihre Jacken in der Halle zurückließen.

Andere Zuschauer ärgerten sich über die Art der Räumung - immerhin hatte die Jury zumindest die Bühne deutlich vor den Zuschauern verlassen. "Wenn die 10.000 Menschen verrecken, ist es nicht so schlimm, wie wenn die Promis verrecken", sagte eine 23-Jährige aus Ludwigshafen. "Es ist eine bodenlose Frechheit, dass diese teuren Karten für den Arsch sind."

Viele kritische Töne

Die Jubiläumsstaffel von GNTM schien zuvor bereits unter keinem guten Stern zu stehen: Der laufende Wettbewerb wurde deutlich stärker als alle neun Staffeln zuvor von kritischen Tönen begleitet. Jugendschützer hatten zuletzt eine erneute Prüfung des Formats in Aussicht gestellt. Der Hintergrund: In einer Studie erkannten Experten Zusammenhänge zwischen Essstörungen vieler Heranwachsender und Klums "Topmodel"-Show.

Ein Drittel der von den Forschern befragten Patientinnen erklärte, die Prosieben-Sendung sei entscheidend für ihren Krankheitsverlauf gewesen. Ein weiteres Drittel schrieb ihr leichten Einfluss zu, und volle 85 Prozent glauben, dass Heidi Klums Sendung Essstörungen verstärken kann. Die fragwürdigen Schönheitsideale, die Heidi Klum und ihre Jury während der Sendung wiederholt propagieren haben demnach einen enormen Einfluss auf das Selbstbewusstsein und das leibliche Wohl vieler Jugendlicher.

Die Studie liefert allerdings nur erste Hinweise. Der Erhebung ist nicht repräsentativ, da die Ergebnisse auf einer Befragung von einer vergleichsweise engen Zielgruppe von 241 an Essstörungen erkrankten Patientinnen basiert. Befragt wurden die Betroffenen im Auftrag des Jugend-TV-Instituts des Bayerischen Rundfunks und des Bundesfachverband Essstörungen.

Der Sender begrüßte zuletzt, dass die Medienanstalt Berlin-Brandenburg die Sendung prüfen wolle. "ProSieben nimmt das Thema Jugendschutz sehr ernst, arbeitet seit der ersten Folge gewissenhaft an dem Programm", teilte Prosieben mit. Daher habe es seit der ersten Sendung 2006 nie Beanstandungen gegeben.

Quelle: ntv.de, mmo/ppo/dpa

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