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Dem Queen-Gitarristen zum 70. Brian May hat Grund zu feiern

Noch immer ein Dreamteam: Brian May und seine legendäre Gitarre "Red Special".

Noch immer ein Dreamteam: Brian May und seine legendäre Gitarre "Red Special".

(Foto: dpa)

Mit der Band Queen eroberte Brian May einst an der Seite von Freddie Mercury Goldene Schallplatten, Stadien und Fan-Herzen. Nun feiert der legendäre Gitarrist seinen 70. Geburtstag. Auf eine Sache, die nichts mit der Band zu tun hat, darf er besonders stolz sein.

Diese Gitarre. Brachial im Sound, hymnisch, gigantisch. Am frühen Abend des 5. Juni 1982 klingt sie besonders bissig, als Freddie Mercury auf die Bühne springt und den Tausenden jubelnden Fans im Amphitheater von Milton Keynes laut "Hey Hey Hey!" entgegenschreit. Während der Sänger es vorn krachen lässt, joggt hinter ihm ein Mann mit einer langen braunen Lockenmähne über die Bühne. Er wirft sich in die Riffs, die die Fans spüren lassen: Queen geben ein Konzert. Damals war der Mann an der Gitarre 35 Jahre alt, nun feiert Brian May seinen 70. Geburtstag. Titel des Songs damals "The Hero", für seine Fans auch der passende Titel an diesem Tag.

May im Jahr 2002 auf dem Dach des Buckingham Palace.

May im Jahr 2002 auf dem Dach des Buckingham Palace.

Brian May blickt auf Jahrzehnte zurück, die eigentlich mehrere Leben sind. Nach dem Ende von Queen im Jahre 1991 fiel der Musiker erstmal in ein Loch. Doch er rappelte sich wieder auf. Soloalben erschienen, eine Queen-Welttournee mit Paul Rodgers folgte. 2007 schloss der einstige Physikstudent dann doch noch seine Doktorarbeit ab, 36 Jahre nachdem er sie zugunsten der Bandkarriere abgebrochen hatte. Dann wurde er Kanzler der Uni Liverpool und spielte 2002 beim Thron-Jubiläum der anderen Königin, Elizabeth II., auf dem Dach des Buckingham-Palastes "God Save The Queen". Er brachte Bücher über Stereofotografie und eine Queen-Monopoly-Version heraus. Ein Musical über seine Band ("We Will Rock You") stellte er auf die Beine und steuerte nebenbei Gitarrensoli zu Alben der Foo Fighters und von Motörhead bei. Kämpfte gegen die Fuchs- und Dachsjagd in Großbritannien. "Ich bin nicht so der Strandurlaubtyp", soll er einmal gesagt haben. "Was sollte ich da machen?"

Denkt man an Brian May, überstrahlt die Zeit mit der Band natürlich alles andere. Und bei Queen drängt sich zuerst immer Freddie Mercury aus der Erinnerung nach vorn, der Frontmann, die Diva, der Superstar. Ohne den Sänger und Komponisten von "Bohemian Rhapsody" und "We are the Champions" wäre die Band nicht das geworden, was sie wurde. Ohne Brian May aber auch nicht - der introvertierte Gitarrist erdete Mercurys Leidenschaft für Ballett und Oper mit einem hymnischen Rocksound, in dem sich nicht nur Metallica wiederfanden, sondern auch Lady Gaga.

The Show must go on

May schrieb nicht nur unausrottbare Hits wie "We Will Rock You", sondern gründete auch die Band. Er hängte 1968 eine Notiz ans schwarze Brett seiner Uni, weil er einen Drummer suchte. Ein gewisser Roger Taylor meldete sich, die Band "Smile" entstand. Als sie Taylors Mitbewohner Freddie Bulsara ans Mikro ließen, nannte der sich in "Mercury" um und erklärte die Band zur "Queen", die einige Zeit später John Deacon am Bass komplettierte.

Freddie Mercury, Roger Taylor und Brian May bei einer Preisverleihung im Jahr 1990. Der Sänger war damals schon von der Krankheit gezeichnet.

Freddie Mercury, Roger Taylor und Brian May bei einer Preisverleihung im Jahr 1990. Der Sänger war damals schon von der Krankheit gezeichnet.

(Foto: imago/United Archives International)

Es folgte diese wahnsinnige Karriere, die von London aus in die ganze Welt führte, erst durch Clubs, dann durch Hallen, schließlich durch Stadien. Mit Hits, guten, besseren und auch miesen Alben, und dem traurigen Ende: Mercury, dieser Bühnengigant, erkrankte an Aids und starb Ende 1991. Monatelang hielt sich "The Show Must Go On" in den Charts, Mays traurig-grandiose Hymne auf 20 Jahre Bandgeschichte an der Seite seines Freundes.

Auch darin findet sich eines dieser unglaublichen Gitarrensoli, die Brian Mays Spiel unverwechselbar machen. Nicht weil er technisch überragend wäre - er ist zwar ein Könner, aber kein Joe Satriani oder Eddie van Halen. Sondern weil dieses Feeling darin ist, dieses Melodische, das sich immer perfekt in den Song integriert. Harmonie. Dafür verbrachte er Stunde um Stunde im Studio, bis alles perfekt war. Heraus kamen Soli wie in "Bohemian Rhapsody" oder in "Killer Queen". Oder "Hammer to Fall".

Ein Perfektionist

Dieser Perfektionismus zieht sich durch Mays Leben. Schon als junger Mann spielte er wie ein Besessener Gitarre. "Ich dachte, ich wäre ganz gut. Bis ich zum ersten Mal Hendrix sah", sagte er einmal. Da er sich nicht die E-Gitarre leisten konnte, die er haben wollte, baute er selbst eine. Mit Hilfe seines Vaters hobelte, schraubte und feilte er monatelang an dem Instrument, das als "Red Special" in die Rockgeschichte eingehen sollte.

Mittlerweile ist Dr. May in Ehren ergraut.

Mittlerweile ist Dr. May in Ehren ergraut.

(Foto: dpa)

Kein Wunder, dass sich dieser Tüftler 1968 für Mathematik und Physik am Imperial College in seiner Heimatstadt London einschrieb. Auch nicht, dass er gemeinsam mit seinem Bandkollegen Deacon seinen eigenen Zusatzverstärker konstruierte, der viel zum unverwechselbaren Queen-Sound beitrug. Überraschend ist es da schon eher, dass dieser Technik-Freak später so gefühlvolle Balladen wie "Save me" oder "Who wants to live forever" schreiben konnte. Vielleicht waren es die Tiefen, die der immer wieder an Depressionen leidende May durchschritt, die ihn diese Songs schreiben ließen. Und die ihn mit Brettern wie "Tie your mother down" die guten Zeiten feiern ließen.  

Die Songs waren zu gut, um sie nach dem Tod Mercurys liegen zu lassen - viermal ging May mit Taylor unter dem Namen Queen auf Welttour, erst mit Paul Rodgers ("Free", "Bad Company") am Mikrofon, später mit Adam Lambert, den sie in einer Castingshow kennengelernt hatten. Neue Musik gab es zwar, sie blieb aber stets im Schatten der Queen-Songs, auch wenn hier und da ein gelungenes Stück darunter war. Der Rapper Dappy brachte Brian May 2012 noch einmal fast an die Spitze der Charts, der Song "Rockstar" landete auf Platz zwei in Großbritannien.

Vielleicht war es auch der Perfektionismus, der May dazu antrieb, 36 Jahre nach dem Abbruch seiner Doktorarbeit, diese doch noch zu vollenden. Er traute es sich eigentlich nicht mehr zu, nach so langer Zeit, aber ein Wissenschaftler-Freund überzeugte ihn, es doch noch einmal zu versuchen. Der sperrige Titel lautete schließlich: "Eine Untersuchung der Radialgeschwindigkeit interplanetarer Staubwolken". Als sich Freddie Mercurys Geburt im vergangenen Jahr zum 70. Mal jährte, konnte May ihm ein astronomisches Geschenk machen: Er verkündete, dass ein Himmelskörper zwischen Mars und Jupiter nach dem Star benannt werden sollte, der "Asteroid 17473 Freddiemercury". Zu seinem eigenen 70. Geburtstag beschenkt er sich mit einer neuen Bandbiographie: "Queen in 3D". Es gibt eben immer etwas zu tun. Er ist nunmal nicht so der Strandtyp.

Quelle: ntv.de

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