Berliner Kultclub am Ende Das "SchwuZ" macht dicht
24.10.2025, 15:39 Uhr Artikel anhören
Die Partys im "SchwuZ" sind gezählt.
(Foto: picture alliance / XAMAX)
Die Hoffnung, dass der insolvente Berliner Kultclub "SchwuZ" doch noch von Investoren gerettet wird, erfüllt sich nicht. Jetzt steht fest: Die queere Institution wird schon in einer Woche schließen. In die Betroffenheit darüber mischt sich auch Ärger.
Der queere Berliner Club "SchwuZ" muss nach fast fünf Jahrzehnten aus finanziellen Gründen schließen. Das gaben die Betreiber am Donnerstagabend auf Instagram bekannt. Nach monatelangen Gesprächen "mit potenziellen Investor*innen hat sich keine Partei gefunden, die das 'SchwuZ' im jetzigen Zustand übernehmen und weiterführen möchte", hieß es.
"Wir haben alles versucht, doch am Ende hat es nicht gereicht", so die Betreiber. Trotz intensiver Bemühungen habe niemand die nötigen Mittel aufbringen können. Nun wolle das Team die verbleibende Zeit nutzen, "um noch einmal zusammenzukommen. Um zu tanzen, zu lachen, zu weinen und Erinnerungen zu teilen".
Die letzte Party ist bereits für den 1. November - Samstag in einer Woche - geplant. Der Abschied solle zugleich ein Dankeschön an alle sein, "die mit so viel Herzblut, Kreativität und Ausdauer dieses Abenteuer Namens 'SchwuZ' seit 1977 möglich gemacht haben".
Insolvenz angemeldet
Das "SchwuZ" hatte Ende Juli Insolvenz angemeldet. Damals erklärten die Betreiber, man habe die Reißleine ziehen müssen, bevor die Zahlungsunfähigkeit eintrete. Trotz Sparmaßnahmen und struktureller Veränderungen sei die wirtschaftliche Lage ernster als erwartet gewesen.
Die Nachricht von der Schließung des Clubs wurde in der Community mit Bestürzung aufgenommen. "Ich bin unendlich traurig", schrieb jemand bei Instagram unter die Ankündigung des Clubs. Ein großes Stück queere Geschichte breche weg. Ein anderer postete: "Danke für die schönen Jahre".
Die Berliner Clubcommission, die Interessenvertretung der Clubbetreiber in der Hauptstadt, reagierte ebenfalls betroffen. Das "SchwuZ" sei für viele Menschen weit mehr als ein Club gewesen - "es war ein Zuhause, ein Schutzraum, ein Stück Berliner Identität".
Die wirtschaftliche Lage vieler Clubs sei angespannt, erklärte die Clubcommission weiter. Gerade Orte wie das "SchwuZ" bräuchten gezielte politische Unterstützung. Die Schließung der Einrichtung stehe in einem eklatanten Widerspruch zum Selbstverständnis Berlins als "Regenbogenhauptstadt".
Politischer Streit
Auch der Fraktionschef der Grünen im Abgeordnetenhaus, Werner Graf, sprach von einem Schock. Dass einer der ältesten queeren Clubs Europas schließen müsse, sei ein Armutszeugnis für den Senat. Statt zu unterstützen, habe CDU-Regierungschef Kai Wegner "nur zugesehen". Es brauche eine dauerhafte Strukturförderung für queere Orte und Clubkultur.
Ähnlich äußerte sich der frühere Kultursenator Klaus Lederer von der Linken. Das Ende des "SchwuZ" sei ein Weckruf für die Landespolitik. Ein echtes Bemühen des Senats zur Rettung des Clubs sei für ihn nicht erkennbar gewesen. Trotz aller auch hausgemachter Probleme dürfe man als Senat von Berlin einen solch bedeutenden Ort "nicht einfach sehenden Auges sterben lassen".
Das traditionsreiche "Schwulen-Zentrum" wurde einst im Stadtteil Schöneberg gegründet und ist heute in Berlin-Neukölln beheimatet. Seit 1977 war es ein zentraler Ort der queeren Szene, also zum Beispiel für lesbische, schwule, bisexuelle und transgeschlechtliche Menschen.
Quelle: ntv.de, vpr/dpa