Unterhaltung

Besuch beim Wacken Open Air Eine Metal-Schlammpackung, bitte

Hauptsache, das Getränk bleibt sauber.

Hauptsache, das Getränk bleibt sauber.

(Foto: n-tv.de / Nadine Lischick)

Knöcheltief ist der Matsch, doch die 75.000 Fans lassen sich die Laune nicht verderben: Im beschaulichen Ort Wacken findet dieses Wochenende das größte Heavy-Metal-Festival der Welt statt. n-tv.de begab sich auf die rutschige Schlammpiste.

"Am besten Vollgas geben und nicht in die Spurrinnen fahren", rät die Parkanweiserin noch und dann ist man auf sich allein gestellt: Durch zentimetertiefen Schlamm und über ein paar Holzspäne geht es auf den völlig zermatschten Parkplatz. Wir befinden uns in Wacken, jenem beschaulichen Ort in Schleswig-Holstein, der einmal im Jahr Schauplatz des mit 75.000 Besuchern und 120 Bands größten Heavy-Metal-Festivals der Welt wird. Sintflutartige Regenfälle haben das 240 Hektar große Festivalgelände in den vergangenen Tagen in eine rutschige Schlammpiste verwandelt. Und schon wieder zieht eine raue Wolkenwand auf, in der Ferne ist Donnergrollen zu hören.

"Dat is Wacken!"

"Dat is Wacken!"

(Foto: n-tv.de / Nadine Lischick)

Aber sei’s drum. "See you in Wacken – Rain or Shine" heißt schließlich das Motto des Festivals. Von ein paar Regentropfen und etwas Matsch lassen die Metalheads sich die Laune nicht vermiesen. Auf dem Campingplatz treffen wir Dominic aus der Nähe von Darmstadt. Er sitzt lachend in einer tiefen Matschpfütze und trinkt genüsslich aus seiner Bierdose. "Dat is' Wacken!", ruft er und hebt die Dose. Sei doch jetzt auch egal, findet er. "Außerdem ist es hier drin wärmer als draußen." Dann folgt er seinen Kumpels, doch weit kommen sie nicht. "Da ist noch eine", freut er sich und springt mit Anlauf in die nächste Schlammpfütze.

Blaskapelle bei Wind und Regen

Nächstes Jahr vielleicht mit Gummistiefeln?.

Nächstes Jahr vielleicht mit Gummistiefeln?.

(Foto: n-tv.de / Nadine Lischick)

Während Dominic noch im Schlamm badet, ist das Festival bereits in vollem Gange. Offizieller Start ist zwar erst Donnerstag, doch schon am Vortag gibt es auf fünf Bühnen Metal und Artverwandtes – darunter auch die W:O:A Firefighters. Die Blaskapelle der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr darf das Festival traditionell eröffnen. Bei Wind und Regen pusten sie in ihre Trompeten. Auch die schwedische Band Europe ("The Final Countdown") und Uli John Roth, der in den 1970ern Gitarrist der Scorpions war, treten auf.

Viel zu entdecken gibt es aber auch jenseits der Bühnen. Im Camp der wohltätigen "Wacken Foundation" zeigen Köche der Kochschule Pinneberg, was man statt Dosen-Ravioli so alles auf einem Gaskocher zubereiten kann, im Wackinger Village treiben sich 240 aktive Wikinger, Ritter und Rollenspieler herum. Man kann ihnen beim Stahlschmieden zusehen, mittelalterliches Essen und Schmuck kaufen oder "Hau den Lukas" spielen. Mittendrin stehen die "Wasteland Warriors", eine Hand Rollenspieler, die aussehen wie aus einem Sci-Fi-Weltuntergangsdrama.

Eine Woche Dünnpfiff von Petrus

Auch die Toilettenhäuschen stehen im Matsch.

Auch die Toilettenhäuschen stehen im Matsch.

(Foto: n-tv.de / Nadine Lischick)

Und dann fängt es wieder an zu regnen. Lange. Und doll. Über 30 Liter Regen pro Quadratmeter fallen Mittwochnacht auf den sowieso schon durchweichten Wackener Festival-Boden. Zufahrten sowie einige Camping-Areale werden gesperrt, die Anreise mit dem Auto ist laut Veranstaltern nicht mehr möglich. Und das Gelände vor den beiden Hauptbühnen sieht Donnerstagmorgen aus, als hätte Petrus mindestens eine Woche Dünnpfiff gehabt. Die Besucher fachsimpeln: "Ich habe schon viel Matsch gesehen, aber das übersteigt alles", sagt er eine. "Nächstes Jahr nehme ich extra Matsch-Klamotten mit", der andere.

Der Stimmung kann das Wetter nach wie vor nichts anhaben. Im Gegenteil: Es geht herzlich und geradezu familiär zu. Überall kommt man ins Gespräch. Wird man angerempelt, entschuldigt sich sofort einer. Als uns beim großartigen Auftritt von dem ehemaligen White-Zombie-Sänger und Horrorfilm-Regisseur Rob Zombie eine Ladung Matsch direkt ins Gesicht fliegt – ist doch gut für die Haut, oder? – wird umgehend ein Taschentuch gereicht. "Warte, da ist auch noch was", sagt Julia aus Oldenburg und wischt nach. Und einem älteren Festivalbesucher, der ausrutscht und stürzt, helfen zwei junge Männer wieder auf die Beine. Danach sind sie selber matschig. "Egal", sagt einer von ihnen. "Wir haben was Gutes getan."

"Die wahren Headliner seid ihr"

Kein Wunder, dass die beiden Festivalgründer Thomas Jensen und Holger Hübner schließlich auf die Bühne kommen, um sich persönlich beim Publikum für die Geduld, das Verständnis und die gegenseitige Hilfe zu bedanken. "Die wahren Headliner seid ihr", sagen sie. Hach – so viel Liebe!

Auch Jake und Gabriel, die extra aus dem australischen Brisbane anreisten, sind begeistert. "Who wouldn't like Wacken?", fragt Jake. Es ist sein zweites Mal auf dem Festival, und er ist sich schon jetzt sicher: "Nächstes Jahr komme ich wieder!" Doch erst mal hat er noch zwei Tage vor sich. Mit Bands wie Judas Priest, Dream Theatre und Subway To Sally. Angeblich soll’s sogar trocken bleiben.

Quelle: ntv.de

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