Unterhaltung

Der Echo feiert Geburtstag Ene, mene, Helene!

Winkt mal wieder vom Gipfelpunkt: Helene Fischer.

Winkt mal wieder vom Gipfelpunkt: Helene Fischer.

(Foto: dpa)

Die 25. Echo-Verleihung steht ganz im Zeichen zweier Blondinen. Gestatten: Barbara Schöneberger und Helene Fischer. Während sich Letztere vor in Silber gegossenen Kniefällen kaum retten kann, stolpert die Gastgeberin des Abends von einem Moderationsschlagloch ins nächste.

Wenn es um nackte Zahlen geht, dann ist die Echo-Verleihung stets ein Garant für die skurrilsten Begegnungen. Auch in diesem Jahr gingen im Berliner Kongresszentrum wieder jede Menge Musikschaffende auf Tuchfühlung, die sich im Arbeitsalltag in puncto musikalischer Ausrichtung, künstlerischer Fassade und selbstdarstellerischer Attitüde in etwa so nahe stehen wie gesunder Zahnschmelz und die Gebrüder Karius und Baktus.

Aber der Echo ist nun mal keine Veranstaltung, bei der ein Haufen Gleichgesinnter im Hintergrund die Strippen zieht. Nö, nö! Hier geht es nur um Fakten. Wer regierte im vergangenen Jahr die Charts? Und wer verkaufte die meisten Tonträger? Nur das interessiert. Und nur das wird gewürdigt. Und so saßen sie auch diesmal wieder in feiner Garderobe auf ihren edlen Plätzen: Helene Fischer, Xavier Naidoo, Sarah Connor und Andreas Bourani genauso wie die Süd-Tiroler Deutschrocker Frei. Wild, Herr Lindemann von Rammstein und diverse Hartholz-Rapper à la Kollegah, Sido und Co. Ein herrliches Bild. Und mittendrin, eine Blondine mit der Lizenz zum Fremdschämen: Barbara Schöneberger.

Die Moderatorin des Abends humpelte zwar nicht über die Bühne, wie im Vorfeld groß angekündigt (Der vermeintliche Bänderriss entpuppte sich wohl doch nur als kleineres Knöchel-Wehwehchen). Dafür stolperte sie aber umso öfter über scheinbar nicht ganz so richtig gepolte Synapsen unter ihrem Haaransatz. Mit dem komödiantischen Tiefgang eines Tauchsieders versuchte sich die selbst ernannte Cellolita-Lolita an einer Mixtur aus Thrash-Komik und aufgesetzter Selbstironie, die nur selten bis gar nicht zündete.

Max Raabe würdigt Iron Maiden

Barbara Schöneberger im Interview-Infight mit Jamie-Lee Kriewitz.

Barbara Schöneberger im Interview-Infight mit Jamie-Lee Kriewitz.

(Foto: dpa)

Hätte man doch lieber einen Max Raabe für den Moderationsposten engagiert. Der war nämlich der erste, der nach gut einem Drittel der Veranstaltung endlich mal etwas Leben in die Bude zauberte. Und das - man höre und staune - mit einer Kurz-Laudatio zum Genre Rock/Alternative. Plötzlich war die Rede von dicken Elefanten, die er zwar gerne beobachte, mit denen er aber nur unter Protest eine Bühne teilen würde. Manch einer von denen verbringe die meiste Zeit des Jahres schließlich in Polizeigewahrsam, so der schlaksige Kaktusstecher mit dem tiefen Bariton. Gut, dass die Edelstahl-Gewinner (Iron Maiden) nicht persönlich vor Ort erscheinen konnten. Wer weiß, was Bruce Dickinson dem lieben Max Raabe sonst ins Ohr geflüstert hätte.

Andere hatten übrigens auch keine Zeit. Großkaliber wie Adele, AC/DC und Taylor Swift hatten trotz Nominierungen scheinbar Besseres zu tun als den Live-Klängen von hiesigen Chart-Dauergästen wie Sarah Connor, Joris und Bosse zu lauschen. Die Auftritte hatten aber zumeist auch nur selten Unterhaltungswert. Einzig Deutschlands Pop-Prediger Nummer eins, Xavier Naidoo, sorgte mit einer reduziert instrumentierten Version seines Songs "Frei" für kurzzeitig gespitzte Ohren im weiten Rund der Location. Er war auch einer der wenigen an diesem Abend, der sich zumindest kurz Zeit nahm, um sich von dem erst vor wenigen Tagen verstorbenen Kollegen Roger Cicero öffentlich zu verabschieden.

Buh-Rufe bei Freiwild

Neben Naidoo sendeten nur noch Rae Garvey und Max Raabe kurze Grüße gen Himmel. Der Rest hüllte sich lieber in Schweigen. Auch die Produktionsregie hatte Roger Cicero nur kurz auf dem Schirm. Ein kurzes Einblenden eines Schwarzweiß-Fotos im Rahmen einer Aneinanderreihung all der kürzlich verstorbenen Musiker aus aller Welt: Das war’s. Lediglich David Bowie wurde mit einem kurzen Gedenk-Filmchen posthum geadelt. Viel lieber beschäftigte man sich mit den Lebenden. Und die freuten sich über jede Menge Trophäen.

Vor allem Helene Fischer dürfte beim Gang zurück ins Hotel schwer zu schleppen haben. Sage und schreibe vier Echos wurden der Schlager-Queen überreicht, darunter auch der Königsdisziplin-Award (Album des Jahres). Ebenfalls große Augen machen durfte Joris, der drei Echos einheimste. Weitere Preisträger: Robin Schulz, Vanessa Mai, Lost Frequencies, Santiano, James Bay, Pur, Kollegah, Udo Lindenberg, Roland Kaiser, Pur, Die Puhdys und … Achtung! Die Skandal-Buben von Frei.Wild. Und natürlich klatschten nicht alle im Saal begeistert Beifall, als Sänger Philipp Burger die Trophäe in die Hand gedrückt bekam. Es schallten gar hörbare Buh-Rufe durch den Saal. Befürchtete Tumulte oder gar Handgreiflichkeiten blieben jedoch aus. Die Band tat aber gut daran, direkt im Anschluss schnell wieder von dannen zu ziehen. Wer weiß, wer den Jungs auf der Aftershow-Party sonst noch in den Rücken gesprungen wäre. Helene Fischer aber sicherlich nicht. Mit vier Echos unter den Armen rauft es sich schließlich schlecht.

Quelle: ntv.de

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