Luzern-"Tatort" im Schnellcheck Flückiger und Ritschard auf Identitätssuche
17.09.2017, 21:56 Uhr
Reto Flückiger (Stefan Gubser) ermittelt in einem vermeintlichen Suizid, der sich als Mord entpuppt.
(Foto: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler)
Der Selbstmord an einer Autobahnbrücke gibt Flückiger und Ritschard einiges an Rätseln auf: gesprungen, gestoßen, gefallen? Auch für den Zuschauer stellen sich Fragen. Zum Beispiel, warum das mit der Synchronisation einfach nicht besser wird.
Das Szenario
Ein Mann springt von einer Autobahnbrücke vor einen Fernbus. Am Steuer sitzt Beni Gisler (Michael Neuenschwander), der schon in seinem einstigen Beruf als Lokführer mehrmals in Suizide verwickelt war. Gisler entpuppt sich als ehemaliger Kamerad von Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser), der in der Folge nicht nur zusammen mit Liz Ritschard (Delia Mayer) versucht, die Identität des Toten zu klären, sondern sich auch um seinen traumatisierten Kumpel kümmert. Beides erweist sich als schwierig: Der Tote, ein Industrieller namens Jakob Conti (Markus Graf), soll bereits 13 Jahre zuvor bei einem Tsunami ums Leben gekommen sein und Gislers Seelenzustand verschlechtert sich trotz Therapie zusehends.
Die eigentliche Botschaft
Schienensuizid oder Bahnsuizid ist eines der Themen im Schweizer "Tatort" - jene Form des Selbstmords, der einen Zugführer zum unfreiwilligen Helfer macht. Allein in Deutschland sterben jährlich 800 bis 1000 Menschen auf den Gleisen, die meisten davon durch Selbsttötung. Beim Lokführer löst das in vielen Fällen ein schwerwiegendes Trauma aus. Im Jahr 2013 haben laut Deutscher Bahn allein 30 Lokführer ihren Job verloren, da sie krankheitsbedingt ihren Beruf nicht mehr ausüben konnten. Dass der Fall Conti am Ende kein Selbstmord war, nimmt der Story ein wenig von ihrer eigentlichen Stoßrichtung, macht für Gisler, der vor den Trümmern seiner Existenz steht, jedoch kaum einen Unterschied. Ausgerechnet die Rettung seiner Therapeutin Dr. Sonja Roth (Stephanie Japp) könnte sich für ihn als heilsam erweisen.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Wer sich darüber noch nicht den Mund fusselig geredet hat, der wird sich am Tag danach ganz sicher ein weiteres Mal an der Synchronisation abarbeiten. Allein beim Anblick des grantelnden Polizeichefs Eugen Mattmann zieht sich die Stirn kraus. Da kann sich der gute Jean-Pierre Cornu noch so bemühen - wenn der Ton wirkt, als sei die Audiospur ein Stück verrutscht, dann nimmt das dem Ganzen den Krimispaß und der Story die Ernsthaftigkeit.
Der Plausibilitätsfaktor
DIe Mär von jenen Menschen, die im fernen Ausland ihren Tod vortäuschen, wirkt grundsätzlich weit hergeholt. Das Ganze dann in Kombination mit dem traumatischen Trip des Beni Gisler, da hapert es dann zuweilen nicht nur an der Plausibilität, sondern auch am Fokussieren. Was ist die eigentliche Story? Wo schlummert denn nun der Fall? Die Verbindung der beiden Plotlinien gerät am Ende zwar arg konstruiert, dabei aber durchaus gekonnt in Szene gesetzt.
Die Bewertung
5 von 10 Punkten. Die Schweizer lassen sich gewohnt viel Zeit, der Fall wirkt über weite Strecken zerfasert und bekommt schlussendlich nur knapp die Kurve.
Quelle: ntv.de, Von Ingo Scheel