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Ofarim-Prozess Hotelmanager ist froh über Ende der Odyssee

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Vor Gericht legt der jüdische Musiker Gil Ofarim ein Geständnis ab: Der angeblich antisemitische Vorfall hat sich so nie zugetragen. Der Hotelmanager zeigt sich erleichtert. Doch der Fall wirkt nach. Auch der Zentralrat der Juden geht mit dem Sänger hart ins Gericht.

Nach der Einstellung des Verfahrens gegen den Musiker Gil Ofarim ist der Hotelmanager als Nebenkläger nach Angaben seines Anwalts froh, dass "die Wahrheit ans Licht gebracht werden konnte". Details zu der Höhe des Schadensersatzes nannte Rechtsanwalt Daniel Bäumgärtner am Landgericht Leipzig nicht: "Wir sind so weit mit dem Abschluss zufrieden und dabei bleibt es auch", erklärte Baumgartner. "Was Besseres hätte uns nicht passieren können."

Zuvor hatte Ofarim in einem Prozess wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung am Landgericht Leipzig überraschend eingeräumt, dass die Vorwürfe der Anklage gegen ihn zuträfen. Er entschuldigte sich bei dem Hotelmanager, dem er in einem viralen Video Antisemismus vorgeworfen hatte. Der Musiker muss eine Geldstrafe von 10.000 Euro zahlen, das Verfahren wurde eingestellt.

"Entschuldigung wertvoller als Gerichtsurteil"

"Die Kammer ist davon überzeugt, dass das heutige Geständnis des Angeklagten der Wahrheit entspricht", sagte der Vorsitzende Richter, Andreas Stadler. Der Angeklagte und der Nebenkläger hätten sich geeinigt. Der gute Ruf des Hotelmanagers sei wieder hergestellt. "Eine Entschuldigung ist als Rehabilitierung wertvoller als ein Gerichtsurteil", betonte Stadler.

Derweil hat auch der Zentralrat der Juden das Verhalten des Musikers verurteilt. "Zwei Jahre lang hat Gil Ofarim Mitarbeiter eines Leipziger Hotels des Antisemitismus beschuldigt. Nun hat er gestanden, dass er gelogen hat. Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt", teilte der Zentralrat mit.

Ofarim habe neben der Öffentlichkeit auch die jüdische Gemeinde belogen, erklärte der Zentralrat. Es sei richtig, bei einem Antisemitismusvorwurf auf der Seite des Betroffenen zu stehen, ihm beizustehen und die Antisemitismuserfahrung zunächst nicht infrage zu stellen. Umgekehrt dürfe so ein Vorwurf aber niemals grundlos erhoben werden. "Und das ist hier leider passiert."

Vorfall hat sich so nie zugetragen

Dieser Prozess kenne nur Verlierer, sagte auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung laut einer Mitteilung. "Das Hotel, das sich übler Beschimpfungen ausgesetzt sah, die Stadt Leipzig, die sich international zu Unrecht in die antisemitische Ecke gestellt sah", betonte der SPD-Politiker. Der üble Beigeschmack, den das Video damals erzeugt habe, sei mit dem heutigen Tag aber leider nicht weg. "Am Ende darf die Lüge aber nicht überdecken, dass Antisemitismus ein ernsthaftes Problem in unserer Gesellschaft ist. Wir müssen doppelt wachsam bleiben."

Ofarim hatte im Oktober 2021 ein Video veröffentlicht, in dem er dem Manager des Leipziger Hotels antisemitsche Äußerungen vorwarf. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hat sich der Vorfall aber nicht so zugetragen. Sie hatte stattdessen Anklage gegen Ofarim erhoben.

Quelle: ntv.de, jki/dpa

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