"Lieblingsrestaurant gesucht" Ist Saufen auf der Arbeit erlaubt?
26.04.2016, 00:35 Uhr
Die Wirte vom Pastis haben allen Grund, sich zu freuen: Sie führen Deutschlands Lieblingssteakhouse.
Zwei Gäste haben es auf eine Kellnerin abgesehen, Christian Rach soll sich ausziehen und etliche Steaks wollen einfach nicht richtig "rare" werden. Die Autopsie des Fleisches macht vor allem einem zu schaffen: Cowboy-Sven aus Sachsen.
"Sag mal, wie heißt'n du?", fragt der dickbäuchige, leicht schmierig wirkende Gast Kellnerin Tini und bestellt drei Gläser Schampus. Tini arbeitet im "Pastis" in Kiel und wird von zwei aufdringlichen von Rach angeheuerten Undercover-Gästen belatschert. "Ich bin der Bernd, ich komme aus Hannover. Willste mir mal deine Telefonnummer geben?" Darauf Tini souverän: "Das bringt Ärger." "Wieso?", will der penetrante Typ nun wissen: "Mann? Türkische Gastfamilie?" Ziemlich beeindruckend, wie gelassen die "Kieler Sprotte" Tini reagiert, denn normalerweise müsste sie den beiden Schmierlappen eigentlich eine vor den Latz knallen. Die angemessene Reaktion auf Belästigung durch Gäste müsste doch im Grunde der unverzügliche Rausschmiss sein, oder?
In dieser Woche ist der Kampf der Steakhäuser eröffnet. Um den Titel "Deutschlands Lieblingsrestaurant" kämpfen in der Kategorie "Steakhouse": ein deutsch-französisches Ehepaar aus dem "Pastis" in Kiel, eine USA-begeisterte Familie aus dem "Western Inn" in Sachsen und der angeblich sehr hippe Fleischtempel "Dom" in Karlsruhe, in dem der Chef den Restauranttester vor Aufregung keines Blickes würdigt.
Die Autopsie des Steaks
Wieder reitet Rach unangekündigt in den feinen Fressbuden ein und macht die gesamte Crew inklusive Küchenchefs komplett wuschig, indem er die Karte rauf und runter bestellt, während seine eingeschleusten Nerv-Gäste die Kellner tyrannisieren. Nachdem den Lieblingsrestaurant-Tester im "Dom" der kleine Crunch-Effekt des "gegrillten Fenchels an Rinderfiletstreifen" fast aus den Latschen haut, interessieren ihn nun vor allem die Garstufen. Diese muss ein Steakhouse nämlich aus dem Effeff beherrschen, sprich: ein Steak "medium rare" darf nicht "well done" sein. "Steaks auf den Punkt zu garen ist ein Muss!", so Rach und fragt die Küche, die vor lauter TV-Stress Rotz und Wasser schwitzt: "Wie oft seid ihr in der Scheiße, Jungs?" Auf jeden Fall im Moment, denn alle Garpunkte sind "knapp daneben".
Fluffiger geht's im "Pastis" in Kiel zu. Das liegt vor allem an der Wirtin, die Rach "frei Schnauze" fragt, ob er sich ausziehen will. "Hahaha", freut der sich und wird sogar ein wenig rot, "ich mach ja vieles in meinem Lieblingsrestaurant, aber mich ausziehen?"
Der Mann der Wirtin, der gleichzeitig in der Küche das Sagen hat, ist leider nicht sofort zugegen, als Rach eintrudelt: "Vielleicht hat er ne Freundin?", überlegt die möglicherweise betrogene Ehefrau und grinst. Endlich mal eine Wirtin mit Humor, so Rach, doch als man sieht, wie Kellnerin Tini mit den aufdringlichen Gästen am Nebentisch am Schampus nippt, weiß man zwar, warum die zwei Störenfriede drei Gläser Champagner bestellt haben, dennoch fragt man sich ganz humorlos: Darf die Tini denn während der Arbeitszeit saufen? Ist das Arbeitnehmern aus anderen Branchen gegenüber nicht ungerecht? Kann Arbeitsministerin Nahles da nicht ein Gesetz für machen?
Tiefkühl-Ensemble aus Fertiggedöns
Obwohl im "Pastis" der Wohlfühlfaktor ganz weit oben liegt, hat Rach wie fast immer etwas zu mosern: Der gegarte Lachs ist ihm "nicht glasig genug". Das müssen Sie sich merken, wenn sie zu Hause richtig "Beef" haben wollen: "Du, Schatz, dein Lachs ist zwar ganz köstlich, aber er ist mir einfach nicht glasig genug."
Apropos Beef: Davon gibt's auch jede Menge im "Western Inn" in Sachsen. Dort schmeißt Cowgirl Dagmar gemeinsam mit ihrem Sohn Maik (mit ai) den Laden. Rach lässt sich die hausgemachte Kraftsuppe munden, jedoch nicht das Tiefkühl-Ensemble aus Fertiggedöns. Küchen-"Lucky Luke" Sven, der indes versucht, die bestellten Steaks irgendwie so hinzukriegen, dass sie "rare", "medium" und "medium well" sind, geht komplett die Pumpe. Zur selben Zeit bestellen nämlich Rachs Trolle sehr anspruchsvolle Gerichte, sind aber, als das Essen von "Old Shatter"-Maik serviert werden soll, plötzlich stiften gegangen. Und dann hat man statt "vier Warmhalteglocken nur eine!" Ja, das Leben ist manchmal einfach nicht "well".
Obwohl die Barbecuesoße im "Western Inn" sehr superb und der "Maik" einen sehr schönen Cowboyhut aufhat, ist es letztlich das "Pastis" in Kiel, das in der Kategorie bestes "Steakhouse" die Lorbeeren einfährt. Damit hat Kellnerin Tini endlich einen richtigen Grund, während der Arbeitszeit ordentlich zu bechern.
Quelle: ntv.de