"Hoffnungslos festgefahren" Jury lässt Prozess gegen Cosby platzen
17.06.2017, 17:08 Uhr
Bill Cosby hat viele juristische Probleme.
(Foto: AP)
Sechs Tage beraten die Geschworenen über Bill Cosby, kommen aber zu keinem Urteil. Der Prozess wegen sexueller Nötigung ist damit geplatzt, der US-Fernsehstar bleibt vorerst auf freiem Fuß. Der Staatsanwalt kündigt an, eine Neuverhandlung zu beantragen.
Der bisher einzige Strafprozess gegen Bill Cosby wegen sexueller Nötigung ist ergebnislos zu Ende gegangen. Es wird möglicherweise neu verhandelt. Die zwölfköpfige Jury konnte sich nicht auf ein Urteil für den US-Entertainer einigen. Die Beratungen über den 79-Jährigen seien "hoffnungslos festgefahren". Cosby, der keine Reaktion auf die Entscheidung zeigte, bleibe angeklagt, erklärte Richter Steven O'Neill.
Die Geschworenen verhandelten insgesamt 62 Stunden an sechs Tagen verteilt über einen möglichen Schuldspruch. Sie hatten über Erschöpfung geklagt und teilten am Ende mit, sie könnten zu keinem Urteil kommen. Das Verfahren endet damit als ergebnisloser "mistrial", ein fehlerhaft geführter Prozess. Staatsanwaltschaft Kevin Steele kündigte umgehend an, er werde ein neues Verfahren beantragen. Bis zu einer möglichen Neuverhandlung bleibt Cosby auf freiem Fuß. Er hat eine Kaution von einer Million US-Dollar gezahlt.
In dem Prozess ging es um die Frage, ob Cosby die Klägerin Andrea Constand an einem Abend im Jahr 2004 sexuell missbraucht hat. Die heute 44-Jährige wirft ihm vor, sie in seinem Haus in Philadelphia mit Tabletten betäubt und sich dann an ihr vergangen zu haben. Bei Verurteilung drohten ihm mehrere Jahre Haft. Auf jeden der drei Anklagepunkte steht eine Höchststrafe von zehn Jahren.
Laut US-Gesetz ist es notwendig, dass ein Angeklagter ohne jeden "vernünftigen Zweifel" schuldig gesprochen wird - besteht ein solcher Zweifel, muss er freigesprochen werden. Zudem schreibt das US-Rechtssystem in Strafprozessen zwingend eine einstimmige Entscheidung der Geschworenen vor. Wird diese nicht erreicht, ist das Verfahren geplatzt. Dann kann der Fall noch einmal komplett neu aufgerollt werden.
Gegen Cosby sind noch weitere Klagen anhängig: Mehrere Frauen beschuldigen ihn der Vergewaltigung oder anderer Sexualdelikte.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP