Unterhaltung

"Und es hat Zoom gemacht!" Klaus Lage lässt es ruhig angehen

Mit deutschsprachiger Rockmusik wurde er berühmt: Klaus Lage.

Mit deutschsprachiger Rockmusik wurde er berühmt: Klaus Lage.

Mit Songs der Marke "Faust auf Faust" oder "Monopoli" mischt Klaus Lage in den 80ern die Hitparaden auf wie Horst Schimanski den "Tatort". Doch vor allem sein Lied "1000 und 1 Nacht (Zoom!)" können viele noch immer mitsingen. Heute schlägt er ruhigere Töne an. Vielleicht auch, weil er nun 70 wird.

Anzeichen von Altersweisheit? "Das wär' schön", sagt Klaus Lage und lacht. Aber er fügt auch hinzu: "Ich will mich nicht künstlich jung machen." Am 16. Juni 2020 wird der Liedermacher und Deutschrocker 70 Jahre alt. Zum Gespräch ist er gekommen, wie man das in Bremen so macht: mit dem Fahrrad und einer kurzen Fährfahrt über die Weser.

Eine Feier zu dem Ehrentag wird es für den vierfachen Großvater wegen Corona nicht geben. Sein Geschenk kommt danach. Ihm sind wegen der Pandemie schon mehrere Studiotermine geplatzt. "Am Tag nach meinem Geburtstag gehen wir ins Studio. Und dann nehmen wir eine Swingplatte auf", sagt Lage. "Das ist vielleicht nicht mehr das, womit ich in den 80er-Jahren bekannt geworden bin."

Damals spielte er erdigen Rock mit deutschen Texten, hatte Hits wie "Mit meinem Augen" oder "Monopoli". Lage schrieb den Song "Faust auf Faust" für den ersten Kino-"Tatort" von 1985 mit Götz George als Kommissar Schimanski im Ruhrpott. Seinen größten Hit jedoch landete er 1984 mit "1000 und 1 Nacht (Zoom!)". Den Song mit dem Refrain "1000 mal berührt, 1000 mal ist nichts passiert, 1000 und 1 Nacht und es hat Zoom gemacht!", können noch heute viele mitsingen.

"Ein bisschen lächerlich"

Nun mache er schon seit einigen Jahren andere Musik, damit es ihm nicht langweilig werde, erklärt er. Eine erste Swing-Platte seiner Lieder, arrangiert für eine Big Band, brachte er 2018 heraus. Auf der neuen Platte soll Lounge-Swing erklingen mit kleiner Besetzung: Piano, Bass, Schlagzeug und Gesang. "Man kommt nachts um halb zwölf in eine Bar, und da spielt eine coole Band" - so stellt er sich die Atmosphäre vor.

Der wilde Rock'n'Roller ist er heute nicht mehr.

Der wilde Rock'n'Roller ist er heute nicht mehr.

(Foto: imago/Hartenfelser)

Auch andere Projekte sind eher ruhig angelegt. Im Duett mit seinem langjährigen Pianisten Bo Heart will Lage im Herbst ein Konzert erst streamen, dann als Live-Platte veröffentlichen und auf Tournee gehen. Die sanfteren Töne haben für Lage durchaus mit dem Älterwerden zu tun. Den wilden Rock'n'Roller will er nicht mehr geben. "Ich finde das immer ein bisschen lächerlich", sagt er. Ganz aufgeben will er seine Klaus Lage Band zwar nicht, aber er will sich auch nicht in eine Ecke mit Oldie-Rock der 80er-Jahre drängen lassen.

Verfechter deutscher Texte

Einiges ändert sich für den sozialkritischen Musiker nicht. Er kann sich aufregen über den Aufmarsch von Rechtsextremen in Chemnitz, über die rassistischen Anschläge von Halle und Hanau. Und aktuell die Geschehnisse in den USA: "Wenn man im Fernsehen sieht, wie ein Polizist einen Schwarzen umbringt, ist das schon erschütternd."

Auch als Verfechter deutscher Songtexte bleibt Lage sich seit Jahrzehnten treu. "Ich finde es gut, wenn Leute in ihrer Sprache singen." Natürlich sei er wie alle westdeutschen Jugendlichen mit englischsprachigem Rock und Pop aufgewachsen - mit Rockern wie Little Richard ("Der war 'ne echte Sirene"), mit den Beatles, den Rolling Stones oder den Animals mit Eric Burdon. Doch beim Texten hält er sich an die eigene Sprache: "Man kann sich einfach besser und konkreter ausdrücken auf Deutsch." Zugleich sei das riskanter, man könne sich inhaltlich nicht wegmogeln, wenn das Publikum jedes Wort verstehe.

"Ich bin ein Nordwestostdeutscher"

"Ich bin wieder zuhaus" ist eins von Lages bekanntesten Liedern: Ein junger Erwachsener kehrt in die Heimat zurück. Jeder Zuhörer denkt dabei an sein eigenes Provinznest. "Für mich ist das Soltau", sagt Lage. In dem Städtchen in der Lüneburger Heide ist er 1950 geboren. Als junger Mann ging er nach Berlin, war Erzieher und Sozialarbeiter, bevor er zur Musik wechselte. Auch im Rheinland hat Lage gelebt, nur nie im Süden: "Ich bin ein Nordwestostdeutscher".

Seit 2008 lebt er an der Weser. "Ich fühle mich sehr wohl in Bremen." Die Stadt habe alles, was eine Großstadt brauche, "aber ohne die Hektik in Metropolen wie Berlin, Hamburg oder Köln". In Bremen engagiert sich Lage als Botschafter für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und hat den Seenotrettern 2014 die Single "Volle Kraft voraus" gewidmet.

Lage nimmt wieder die Fähre über den Fluss und radelt nach Hause. Was er sich wünscht? Er will die Zeit sinnvoll verbringen, und das bedeutet für ihn: "Mit guten Musikern zu spielen. Solange die Stimme noch hält, mache ich das."

Quelle: ntv.de, Friedemann Kohler, dpa

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