Acht Monate auf dem Thron König Charles pflegt anderen Stil als seine Mutter
06.05.2023, 09:33 Uhr Artikel anhören
König Charles III. tritt stets volksnah auf.
(Foto: picture alliance / empics)
70 Jahre prägt Elizabeth II. das Vereinigte Königreich, Ruhe und Neutralität zeichnen sie aus. Ihr Nachfolger König Charles III. pflegt bereits acht Monate nach Amtsantritt einen anderen Stil, obwohl er einige Herausforderungen zu meistern hat.
Sieben Jahrzehnte lang war er der ewige Thronfolger und konnte sich als Kronprinz privaten Steckenpferden wie Architektur und Öko-Landwirtschaft widmen. In einem Alter, in dem die meisten Menschen längst in Rente sind, muss Charles III. nun den Übergang gestalten, bis die Krone auf seinen ältesten Sohn und Erben Prinz William übergeht.
Seit dem Tod seiner Mutter Königin Elizabeth II. im September hat sich der 74-Jährige ganz seiner Aufgabe als politisch neutrales Staatsoberhaupt verschrieben. In allen vier Teilen des Vereinigten Königreichs hat Charles sich seither persönlich sehen lassen und sich dabei um Einigkeit nach Turbulenzen wie dem Brexit und dem Unabhängigkeitsreferendum in Schottland bemüht.
Erste Herausforderungen für den König
In rund acht Monaten auf dem Thron hat Charles III. bereits seinen eigenen Stil geprägt: Anders als seine Mutter, die stets distanziert und leicht entrückt wirkte, tritt er häufig lächelnd, bereitwillig Hände schüttelnd und deutlich volksnäher auf. Angesichts antimonarchistischer Bestrebungen in den 14 Ländern außerhalb Großbritanniens, deren Staatsoberhaupt er offiziell ist, setzt er sich für eine modernere, offenere Monarchie ein.
Charles III. wird zum König des Vereinigten Königreichs gekrönt - und bei ntv sind Sie live dabei. Am Samstag, 6. Mai, berichten wir von 11 bis 15.30 Uhr von den Feierlichkeiten in London.
Überschattet wurden Charles' erste Monate auf dem Thron von den öffentlichen Äußerungen seines jüngeren Sohnes Prinz Harry, der in einer Netflix-Dokumentation und seiner kürzlich veröffentlichten Autobiografie nicht mit Kritik an seinem Vater und dem Königshaus sparte. In der Beliebtheitsskala liegt Charles III. Umfragen zufolge mit 63 Prozent deutlich hinter seiner Mutter (81 Prozent) und seinem Thronfolger Prinz William (72 Prozent).
"Er hat eine ganz andere Persönlichkeit als seine Mutter", sagt der frühere britische Botschafter in Frankreich, Peter Ricketts. Die Queen sei geachtet worden, weil sie einfach die Queen und so viele Jahrzehnte lang da war. Ihr Sohn dagegen werde respektiert, weil er "seine eigenen Überzeugungen in den Job mit einbringt", glaubt Ricketts. Der König werde "subtile Wege finden, um deutlich zu machen, wie wichtig es ist, den Planeten für nachfolgende Generationen zu bewahren".
Ricketts beschreibt Charles III. als "warmen, emotionalen Mann". Die Söhne William und Harry schildern ihn als hart arbeitenden Mann, den sie häufig spät abends in seinem Büro vorfanden, wo er über seiner Arbeit eingeschlafen war. Die künftige Königin Camilla schilderte, wie ihr Mann den Enkeln "Harry Potter"-Bücher vorliest und dabei für die verschiedenen Figuren seine Stimme verstellt: "Er ist wirklich süß. Er kann sehr gut mit Kindern. Sie lieben es."
Einsame Kindheit und bewegtes Liebesleben
Geboren wurde Charles am 14. November 1948 im Buckingham-Palast. Seine Gouvernante Catherine Peebles beschrieb ihn als "hypersensibel, in sich gekehrt, krankhaft schüchtern und zu stiller Beschäftigung wie Lesen und Malen hingezogen". Mit 13 wurde Charles ins Internat ins schottische Gordonstoun geschickt. Seine einsamen Jahre dort beschrieb er später als "Gefängnisstrafe".
In Cambridge studierte er anschließend Archäologie und Anthropologie - als erster Thronfolger in der Geschichte machte er 1970 seinen Universitätsabschluss. Von 1971 bis 1976 diente er in der Royal Navy - und während er acht Monate auf Einsatz in der Karibik war, heiratete seine Ex-Freundin und große Liebe Camilla einen anderen.
Unter dem wachsenden Druck, endlich eine Frau zu finden, verlobte sich der 32-jährige Charles 1981 mit der 19 Jahre jungen Lady Diana Spencer. 1982 und 1984 kamen die Söhne William und Harry zur Welt. Doch in der Ehe kriselte es schon bald, beide Ehepartner waren untreu, 1996 kam die Scheidung.
Nach Dianas Unfalltod 1997 sank Charles' Beliebtheit auf einen absoluten Tiefpunkt. Erst acht Jahre nach Dianas Tod wurde 2005 Charles' Verlobung mit Camilla verkündet. Im selben Jahr heiratete Charles die Frau, die nun als Königsgemahlin an seiner Seite steht.
Quelle: ntv.de, Brigitte Dusseau, AFP