Unterhaltung

Erst mediale Hölle, dann Respekt Königsgemahlin Camilla - die royale Seiteneinsteigerin

Seit 17 Jahren an der Seite des neuen britischen Königs.

Seit 17 Jahren an der Seite des neuen britischen Königs.

(Foto: picture alliance / Eddie Mulholl)

Sie hat es nicht leicht gehabt: Camilla, ihres Zeichens Queen Consort. Sie ist lange Zeit äußerst unbeliebt und Zielscheibe der Medien. Erst spät erfährt die heute 75-Jährige, die seit 2005 mit König Charles III. verheiratet ist, Wertschätzung bei den Windsors und beim britischen Volk.

Königin Elizabeth II. ist tot, König Charles III. ist neues Staatsoberhaupt von Großbritannien und Nordirland. Bereits in den vergangenen Jahren hat es die zunehmende körperliche Hinfälligkeit der Langzeitregentin notwendig gemacht, dass die Familienangehörigen noch mehr öffentliche Termine als bislang wahrnehmen müssen. Auslandsreisen der Queen waren ohnehin nicht mehr möglich und nach dem Tod ihres Mannes Prinz Philip ging es mit der Gesundheit der Queen steil bergab. Bereits vor ihrem Ableben sprangen die Jüngeren ein, nahmen wichtige Termine wahr und hielten die "Firma" Windsor am Laufen. Darunter auch ein wichtiges Mitglied der königlichen Familie, das im herkömmlichen Sinne mit 75 Lebensjahren auch schon betagt ist: Her Majesty The Queen Consort Camilla, Duchess of Cornwall and Cambridge, geschiedene Parker-Bowles.

Besuch am 6. Juni 2017 im Royal London Hospital.

Besuch am 6. Juni 2017 im Royal London Hospital.

(Foto: picture alliance / Peter Nicholl)

Seit geraumer Zeit schon ist Camilla nicht mehr aus der britischen Öffentlichkeit wegzudenken. Sie absolviert ihre Termine mit der den Windsors eigenen Routine und gibt den Menschen, denen sie die Hand schüttelt, das Gefühl, in diesem Augenblick nur für sie da zu sein. Und diese danken es ihr. Camilla findet den richtigen Ton - so zum Beispiel bei einem Krankenhausbesuch nach den Terrorattacken Anfang Juni 2017 auf der London Bridge und am Borough Market. "Großbritannien hat sich von seiner besten Seite gezeigt", sagt sie während der Visite: "Alle halten zusammen." Und die Anwesenden klatschen, Camilla kommt gut an. Sie ist ein gern gesehenes Mitglied der königlichen Familie.

Das war nicht immer so: Es hat eine geraume Zeit gedauert, bis die am 17. Juli 1947 geborene Camilla Zugang in die Herzen der Briten fand. Schließlich ist sie als Charles' zweite Ehefrau die Nachfolgerin der von den Inselbewohnern noch immer vergötterten Prinzessin Diana, die 1997 in Paris bei einem Autounfall ums Leben kam. Und Diana hatte, schenkt man den britischen Boulevardmedien Glauben, ihre jahrelange Nebenbuhlerin auch schon mal als "Rottweiler" bezeichnet. Man habe eine Ehe zu dritt geführt, beklagte sich die Betrogene öffentlichkeitswirksam. Dabei war auch sie kein Kind von Traurigkeit. Die Queen beäugte die Affäre ihres Ältesten mit der verheirateten Camilla Parker-Bowles argwöhnisch, glaubte sie doch, die von Anfang an zum Scheitern verurteilte Ehe von Charles und Diana im Sinne ihrer Enkel William und Harry noch irgendwie retten zu können.

Gebrochene Herzen und unglückliche Ehen

Prinz Charles führte eine unglückliche Ehe mit Diana.

Prinz Charles führte eine unglückliche Ehe mit Diana.

(Foto: Imago)

Charles hatte die gebürtige Camilla Rosemary Shand bereits 1970 bei einem Polospiel kennengelernt. Dem jungen Prince of Wales gefiel die ein Jahr ältere Adlige, die von Stuart-König Charles II. (1630-1685) abstammt, sehr. Die Liebesbeziehung war kurz und intensiv - allerdings zu dieser Zeit ohne Zukunft. Die britische Autorin Penny Junor erklärt in ihrer jüngst erschienenen Camilla-Biografie "The Duchess: The Untold Story" auch den Grund: In den Augen der Königin und Prinz Philips sei Camilla "nicht aristokratisch genug" gewesen. Zudem sei ihr bereits die Jungfräulichkeit genommen worden.

Es habe Charles regelrecht das Herz gebrochen, als sich seine Camilla auch wegen der Widerstände entschloss, den acht Jahre älteren Kavallerie-Offizier Andrew Parker Bowles zu heiraten. Aus der Ehe mit ihm gingen zwei Kinder hervor - Thomas, dessen Pate der neue König ist, sowie Laura. Charles kappte die Verbindung für ein paar Jahre und gab den umschwärmten Party-Prinzen. Doch Ende der 1970er-Jahre traten sie wieder in Kontakt.

Denn Charles und Camilla liebten sich wirklich. Und wegen ihrer Liaison zerbrachen später auch ihre ohnehin unglücklichen Ehen. Doch zuvor spielten sich Dramen ab - vor allem im Hause des Thronfolgers. So soll die damals 20-jährige Diana bereits in den Flitterwochen 1981 rasend eifersüchtig gewesen sein, weil ihr Mann weiter Kontakt zu Camilla hielt. Wie Junor herausgefunden haben will, soll Diana einen regelrechten Telefonterror veranstaltet haben, der auch Morddrohungen beinhaltete.

Der Tampon-Skandal

Mit der Queen versteht sich Camilla gut.

Mit der Queen versteht sich Camilla gut.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Höhepunkt der ehelichen Schlammschlacht wurde 1993 erreicht, als ein intimes Gespräch zwischen Charles und Camilla öffentlich wurde, das in den britischen Medien als Tampon-Telefonat bezeichnet wurde. Nun hatte auch die Queen genug, zumal sie mit dem Jahr 1992 gerade ein "annus horribilis" (drei Trennungen ihrer Kinder sowie der Großbrand auf Schloss Windsor) hinter sich gebracht hatte. Sie willigte in die Scheidung von Charles und Diana ein, die 1996 vollzogen wurde. Camilla beendete bereits 1995 die Ehe mit Andrew Parker Bowles. Sie zog sich für einige Jahre aus der Öffentlichkeit zurück - in Anbetracht des Hypes um Diana nach deren Unfalltod und des unterirdischen eigenen Standings bei den Briten ein kluger Schritt.

Der Sieg der Liebe

Freunde und Berater von Prinz Charles fanden dennoch einen Weg, um Camilla wieder öffentliche Auftritte zu ermöglichen. Sie banden die Medien ein, um 1999 einen gemeinsamen Auftritt des Thronfolgers mit seiner großen Liebe in die Wege zu leiten. Es war eine Feier, die Charles und Camilla gemeinsam besuchten. Danach ließen sie sich zusammen fotografieren. Ein Jahr später kam es zum ersten Treffen Camillas mit Königin Elizabeth II. 2001 küssten sich der Thronfolger und Camilla erstmals in der Öffentlichkeit. Vom Hof wurde via Presse lanciert, dass die Prinzen William und Harry einen guten Draht zur Frau an der Seite ihres Vaters hätten und sich über Charles' Glück freuten. Bei der Mehrzahl der Briten war das Eis gebrochen - Camilla wurde hoffähig.

Hochzeit in Windsor 2005.

Hochzeit in Windsor 2005.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dennoch mussten noch fünf Jahre vergehen, ehe die Queen einer Hochzeit zustimmte. Am 9. April 2005 war es dann so weit: Prinz Charles und Camilla heirateten standesamtlich im Rathaus von Windsor. Um nicht mit der verstorbenen Diana zu konkurrieren, verzichtete Camilla auf den Titel "Prinzessin von Wales" und nahm den Titel "Herzogin von Cornwall" an.

Elizabeth II. sorgte zu ihrem 70. Thronjubiläum noch dafür, dass Camilla an der Seite von Charles den Titel Queen tragen kann. "Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass Camilla, wenn die Zeit dafür gekommen ist, als 'Queen Consort' bekannt sein wird", schrieb die Monarchin in einem Statement. Dass die Ehefrauen von Königen als Königsgemahlin gekrönt werden, ist in Großbritannien eigentlich die Regel. Dies war auch bei Elizabeths Mutter und Großmutter (Queen Elizabeth und Queen Mary) der Fall. Im Fall von Camilla, die für das Zerbrechen von Charles' erster Ehe verantwortlich gemacht wurde, war die Frage jedoch lange strittig.

Unprätentiöse Auftritte

Camilla kümmerte die Debatte nicht, sah sie sich doch als Teil des royalen Windsor-Räderwerks. Mit der nun verstorbenen Königin kam sie gut aus, denn beide Frauen waren sich doch gar nicht so unähnlich. Sowohl Elizabeth als auch Camilla hatten beziehungsweise haben ein Faible für das Leben auf dem Lande. Elizabeth mochte das Pflichtbewusstsein ihrer Schwiegertochter und deren unprätentiöse Auftritte in der Öffentlichkeit. So machte die Königin dann schon auch mal auf Damenprogramm - wie etwa 2012 beim gemeinsamen Besuch mit Camilla und Enkel Williams Frau Catherine bei Fortum and Mason in London.

Camilla tut viel für ihr öffentliches Image, und das findet bei den Briten Anerkennung. Sie steht der Nationalen Osteoporose-Gesellschaft vor. Ihre Mutter und Großmutter litten an der auch als Knochenschwund bezeichneten Krankheit. Darüber hinaus macht sie sich für Organisationen stark, die sich um Opfer von Kriminalität kümmern. Überhaupt sind es Rechte für Frauen, für die Camilla streitet.

Im Gegensatz zu Diana agiert Camilla mehr im Hintergrund. Ihre ehrenamtliche Arbeit ist dadurch aber nicht minder wirksam. Die Mitglieder der Familie Windsor hat die royale Seiteneinsteigerin jedenfalls überzeugt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen