Unterhaltung

"Polizeiruf 110" mit neuem Team Lenski und der Zeitlupen-Mann

Neue Stadt, neues Büro: Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski (Maria Simon) und Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) im neuen "Polizeiruf 110".

Neue Stadt, neues Büro: Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski (Maria Simon) und Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) im neuen "Polizeiruf 110".

(Foto: dpa)

Aus Brandenburg nach Frankfurt an der Oder: Hauptkommissarin Olga Lenski tritt ihren neuen Job in einer deutsch-polnischen Ermittlergruppe an. Die Chefs sind mürrisch, die Sprache schwer - und der neue Kollege eine Macke auf zwei Beinen.

Ist das Slow Motion oder kann das weg? Was macht der denn da? Oder ist da jemand im Schnitt gegen die Zeitlupen-Taste gekommen? Nein, der veranstaltet den Quatsch selbst. Raczek (Lucas Gregorowicz) heißt nicht nur so, der Kriminalkommissar hat auch eine leichte Ratsche - und an die muss Olga Lenski (Maria Simon) sich schneller gewöhnen, als ihr lieb ist. Der Schlaks ist ihr neuer Partner und der schaltet zwischenzeitlich gerne mal auf gaaaanz laaaangsame Bewegung, irgendwo zwischen Breakdance und Pantomime, wie ein Special Effect auf Latschen.

Ermittelt wird in Deutschland und Polen.

Ermittelt wird in Deutschland und Polen.

(Foto: dpa)

Für Kriminalkommissarin Lenski beginnt in Frankfurt an der Oder ein neuer Karriereabschnitt und der bringt sie direkt auf Betriebstemperatur. Auf dem Weg ins zukünftige Revier grüßt auf der Landstraße noch ein Krause-Lookalike im Gegenverkehr, das war es dann aber auch schon mit dem entspannten Start. Vorbei die Zeiten an der Seite des gemütlichen Dicken, für Lenski geht der Stress jetzt erst so richtig los. Einen Schwerverletzten kutschiert sie zwei Kurven später vom Straßenrand ins Krankenhaus. Nicht nur, dass für den jegliche Hilfe zu spät kommt, ihr neuer Vorgesetzter fordert sogleich einen Bericht über Lenskis seiner Ansicht nach fragwürdiges Verhalten.

Der Tote, ein Student namens Tomasz Nowak (Tim Haberland), wird schließlich zum Fall - der erste im neuen Einsatzgebiet. Und als wenn das Gewirr aus fremden Sprachen, neuen Gesichtern und alten Seilschaften, schrägen Anwälten und noch schrägeren Kollegen nicht schon unübersichtlich genug wäre, entwickelt sich auch die Lösung zu einer äußerst vertrackten Angelegenheit.

Da gibt es den undurchsichtigen Anwalt Hans Vogel - kann der grandiose Manfred Zapatka eigentlich jemals schlecht spielen? - der den Studenten betrauert und doch kaum gekannt haben will. Ebensowenig wie sein Sohn Tobias (Christoph Luser), der die Kanzlei einmal übernehmen soll und jede freie Minute doch viel lieber mit den verschwitzten Jungs im Boxclub verbringt. Und dann gibt es da noch den Fahrer des Unfallwagens, Ramsan Dimaev (Tamer Yigit), der einfach nicht reden will.

Stark im Osten

Hat man es hier mit einem Flüchtlingsdrama zu tun oder vielleicht einer privaten Tragödie? Eifersuchtstat, Auftragsmord oder doch nur ein Unfall? "Grenzgänger" hält die Storyschleusen - und das ist die Stärke des Falles -  lange Zeit nach allen Seiten offen.

Dabei schafft es Regisseur Jakob Ziemnicki, der zusammen mit Claudia Boysen und Uwe Wilhelm auch für das Buch verantwortlich zeichnet, das Innenleben Lenskis, die Umstände zwischen Transzendenz und Transpiration, nach außen zu kehren und den Zuschauer ihre holprige Eingewöhnung miterleben zu lassen. Ausgelegte Spuren werden nur angedeutet, kaum etwas wird richtig auserzählt, Gedankensprünge in Echtzeit vorgeführt. Sinnvoll zudem, wenn auch konzentrations- und fantasieabringend, dass an keiner Stelle etwa Untertitel die verschiedenen Landessprachen übersetzen.

Wenn es überhaupt ein zentrales Element gibt in diesem Fall, der sich am Ende als Adrenalin-Affekt mit zynischer Verwandschaftspointe entpuppt, dann ist es das Miteinander von Lenski und Racek. Der "Neue", er kommt daher wie ein Mix seiner Sendeplatz-Kollegen vom "Tatort": Aufbrausend wie Faber, motorisiert wie Stellbrink, divenhaft wie Boerne, dazu Stedefreunds Kumpel-Potenzial - das alles verdampft zu einem durchaus eigenen Typen. Der zudem, auch das wohltuend, über seine Marotten hinaus uns nicht gleich qua Privatdetails im Dutzend entzaubert wird. Das neue Duo am Rande der Republik, es deutet einiges an und nimmt doch nicht allzu viel vorweg - das hat Potenzial für die Zukunft. Oder um es mit Raczek zu sagen: "Das könnte eine runde Sache werden".

Quelle: ntv.de

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