Letzte Rammstein-Show in Berlin Lindemann provoziert zum Abschied
19.07.2023, 03:38 Uhr Artikel anhören
Um Fan-Zuspruch müssen sich Rammstein nicht sorgen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor über 60.000 Fans spielen Rammstein die dritte Show in ihrer Heimatstadt. Die Schlussworte von Sänger Lindemann können wohl als Kommentar zu den Vorwürfen gegen ihn gewertet werden. Derweil steht der sexpositive Kitkat-Club in der Kritik, weil die Musiker dort ungehindert feiern konnten.
Gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann läuft in Berlin ein Ermittlungsverfahren und inzwischen sehen sich auch andere Mitglieder der Band mit Vorwürfen sexueller Übergriffe konfrontiert. Viele Fans scheint das nicht zu stören: Auch beim dritten Konzert in Berlin wurden die sechs Musiker im ausverkauften Olympiastadion begeistert gefeiert.
Nach der gut zweistündigen Show mit 22 Songs bedankte sich Lindemann zunächst. "Dreimal in unserer Stadt, dreimal Berlin. Danke, dass ihr da wart." Bevor er die Bühne verließ, fügte der Sänger hinzu: "Und denkt immer dran: Bösen Zungen glaubt man nicht. Die Wahrheit, die kommt doch eh ans Licht."
Während der ersten Konzerte hatte Lindemann einzelne Lieder für Änderungen genutzt, die als Anspielungen auf die seit Wochen andauernden Debatten verstanden werden konnten. Im Song "Angst" etwa sang der Frontmann statt "alle haben Angst vorm schwarzen Mann" nun "alle haben Angst vor Lindemann". In einem anderen Lied machte er aus "die Vögel singen nicht mehr" die Zeile "die Sänger vögeln nicht mehr". Beim dritten Konzert verzichtete er auf solche Passagen, die in sozialen Medien als Verhöhnung kritisiert worden waren.
Mehrere Frauen hatten - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Sie schildern Situationen, die sie als beängstigend empfunden haben. Bei Aftershowpartys soll es zu sexuellen Handlungen gekommen sein, die nicht immer einvernehmlich gewesen sein sollen. Einige äußerten den Verdacht, mit K.-o.-Tropfen betäubt worden zu sein. Lindemann weist Vorwürfe gegen ihn zurück, sie seien "ausnahmslos unwahr", schreiben seine Anwälte. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet. Bei Verdacht auf eine Straftat, muss sie ermitteln. Auch Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.
Lindemann feiert im Fetisch-Club
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Berlins Innensenatorin Iris Spranger dafür gesorgt, dass die Band keine Aftershowpartys in landeseigenen Liegenschaften abhalten konnte. Lindemann und seine Bandkollegen feierten am Sonntag stattdessen im für seine freizügigen Partys bekannten Kitkat-Club. Das wiederum sorgte in der Berliner Feier-Szene für Unmut. Mehrere DJs, unter anderem Iva Bodul, die in der fraglichen Nacht im Kitkat aufgelegt hatte, kritisierten scharf, dass Lindemann Einlass erhielt – und das offenbar ohne Taschenkontrolle. Normalerweise werden die Gäste an der Tür insbesondere auf K.-o.-Tropfen durchsucht. Kitkat-Chefin Kirsten Krüger schrieb in einer Mail, Lindemann kenne die Security-Mitarbeiter von früheren Besuchen. Im Club sei "niemals etwas geschehen, was fragwürdig war".
Wegen der Vorwürfe gegen den Sänger war es bereits am Samstag vor der ersten Rammstein-Show in Berlin zu Protesten gekommen. Vor dem Olympiastadion forderten Aktivisten ein Verbot der Konzerte. Am Sonntag war ein Spruchband "Keine Bühne für Täter" am Rundgang um den Stadionbau zu sehen. Während des Auftritts am Sonntag kam es zu einem Zwischenfall, bei dem zwei Menschen von der Polizei abgeführt wurden. Eine dritte Frau konnte unerkannt entkommen. Sie hatten sich nach Polizeiangaben an Kabelschächten zu schaffen gemacht, die zu Lautsprecherboxen in der Nähe der Bühne führten. Beim dritten Konzert war während des gesamten Auftritts Polizei an mehreren Stellen präsent.
Quelle: ntv.de, ino/dpa