Unterhaltung

Nazi-"Polizeiruf" aus Rostock Meckpomms braunes Bullerbü

Sind sich nicht grün: Kommissar Bukow (Charly Hübner) und Erik (Patrick von Blume).

Sind sich nicht grün: Kommissar Bukow (Charly Hübner) und Erik (Patrick von Blume).

(Foto: NDR/Christine Schroeder)

Wenn in Rostock eine rechtspopulistische Politikerin bei lebendigem Leibe verbrannt wird, sind alle verdächtig - vom deutschnationalen Bionazi bis zum geflüchteten Spindoctor aus Syrien. "In Flammen" ist ein "Polizeiruf" der besonders packenden Art.

Das Beste kommt zum Schluss, sagt man. Stimmt natürlich nicht immer - im Fall des letzten ARD-Sonntagskrimis vor der langen Sommerpause trifft das Sprichwort den Nagel allerdings auf den Kopf: "In Flammen" ist so packend, wie ein "Polizeiruf 110" nur sein kann - und das, obwohl der Film zunächst wie ein Potpourri aus gleich drei Krimis wirkt, die in der abgelaufenen Spielzeit ähnliche Themenfelder beackerten.

Verdächtigt Karim (Atheer Adel, Mitte) des Mordes: Kommissar Bukow

Verdächtigt Karim (Atheer Adel, Mitte) des Mordes: Kommissar Bukow

(Foto: NDR/Christine Schroeder)

Aber von vorn. Eine rechtspopulistische Politikerin wird in Rostock bei lebendigem Leibe verbrannt, selbst den abgebrühten Kommissaren Bukow (Charly Hübner) und König (Anneke Kim Sarnau) - die Düsteres ja eigentlich gewohnt sind - verschlägt es den Atem: "Da folgt jemand seinem Vernichtungsdrang, das ist purer Hass - sonst hätte man sie erst erschossen und dann verbrannt." Die beiden Ermittler vermuten deshalb ein sehr persönliches Motiv hinter der Tat - und an Verdächtigen mangelt es nicht: Der ehemalige Mann der Ermordeten, Erik (Patrick von Blume), leitet eine deutschnationale Biobauerngemeinschaft in der Pampa und ist auch 17 Jahre nach der Scheidung noch nicht über die Trennung hinweg. Und der Spindoctor der flüchtlingsfeindlichen Partei, ironischerweise ein geflüchteter Syrer, kassierte von seiner Chefin wiederholt eine Abfuhr und am Tag ihres Todes auch noch eine Ohrfeige.

Aus diesem unübersichtlichen Gemisch destilliert Regisseur Lars-Gunnar Lotz einen wort- und bildgewaltigen Krimi, der definitiv mit zum Besten gehört, was auf diesem Sendeplatz im vergangenen Jahr zu sehen war. Wer Woche für Woche den "Tatort" einschaltete, wird zunächst über die Parallelen zu den Episoden aus dem Schwarzwald, Hamburg und München staunen, die sich ebenfalls mit Rechtsaussteigern, Rechtspopulisten und Bionazis beschäftigten. Aber "In Flammen" schlägt jede dieser Folgen nicht nur qualitativ, der Film wurde auch vor den anderen abgedreht und landete nur wegen der wirren ARD-Programmplanung auf dem letzten Startplatz.

Macht aber gar nichts, spätestens nach einer Viertelstunde ist ob der gebotenen Spannung und der geschliffenen Dialoge jegliche Redundanz vergessen: "Unser braunes Bullerbü: 28 Einwohner und alle in der Szene", seufzen die Ermittler angesichts des braunen Biobauernhofdorfs, in dem einer der Hauptverdächtigen nach Belieben schaltet und waltet. Und einen anderen rotzt König an: "Sie sind der Dreck der Vergangenheit." Ein Satz, der direkt in den Kopf zieht und dort auch bleibt. So wie dieser "Polizeiruf".

Quelle: ntv.de

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