Besuch bei Boxkampf-Event Melanie Müller in rechtsradikaler Gesellschaft
16.12.2022, 00:53 Uhr
Melanie Müller bei dem Boxkampf in Leipzig im August.
(Foto: Screenshot Youtube/ Frontière - Respect of the Streets)
Wegen eines mutmaßlichen Hitlergrußes wird derzeit gegen Melanie Müller ermittelt. Die Ballermann-Sängerin betont, sie habe mit rechtem Gedankengut nichts am Hut. Nun macht ein Video die Runde, das die Musikerin bei einem Boxkampf zeigt. Die Hintermänner des Events haben offenbar Verbindungen ins Neonazi-Milieu.
Ein im August entstandenes Video zeigt die Schlagersängerin Melanie Müller bei einem Boxkampf des Kampfsportzirkels "Frontière – Respect of the Streets" in Leipzig. Recherchen des "Spiegels" legen nahe, dass der Veranstalter enge Verbindungen in die Neonazi-, Hooligan- und Rockerszene pflegt.
Demnach trägt Steffen S., einer der Gründer, einen NS-Adler sowie die Worte "Deutscher Kämpfer" in Fraktur als Tattoos. Einer der Hauptsponsoren, Alexander O., ließ sich dem Magazin zufolge eine schwarze Sonne stechen, ein Symbol der SS, das von Neonazis häufig als Ersatzsymbol für das verbotene Hakenkreuz verwendet wird. Auf seinem linken Oberarm sollen zudem zwei doppelte SS-Siegrunen, ein SS-Division-Totenkopf sowie der Schriftzug "Blut und Ehre" prangen. Die letzten drei Motive stehen in Deutschland unter Strafe.
Gründer Steffen S. steigt dem Bericht zufolge bei den Frontière-Boxkämpfen häufig als Kampfrichter mit in den Ring. So auch bei dem Event im August. Sein Spitzname in der Szene ist "La Vie". Auf seinem Instagram-Profil hat er ein Foto mit Müller veröffentlicht. Auf dem Bild sind seine fragwürdigen Tattoos unter einem T-Shirt versteckt.
Gegenüber dem "Spiegel" begründete Müller ihre Teilnahme am Event damit, dass sie "begeisterter Box-Fan" und "dorthin eingeladen" worden sei. Die Veranstaltung sei ihr und ihrem Management "als Charity-Veranstaltung verkauft" worden. Von Verbindungen in die Nazi-, Hooligan- und Rockerszene wisse sie nichts.
Veranstalter Frontière wiederum erklärte auf Anfrage, Müller sei spontan gekommen. Es habe keine Einladung gegeben. Und ursprünglich sei zwar geplant gewesen, mit dem Event einen Verein für trauernde Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Bei der Organisation und der Umsetzung habe es aber "Probleme gegeben", sodass das Event ohne Eintrittsgeld stattgefunden habe.
Frontière distanziere sich von rechtsextremen Gruppen und folge keiner politischen Richtung, hieß es weiter. "Jeder, der uns näher kennt, weiß, dass wir komplett weltoffen sind." Politisches Gedankengut und politische Aussagen seien "verboten". Dass unter ihren Kämpfern Hooligans seien, könne Frontière von den Anmeldungen ausgehend nicht bestätigen. Man könne aber "nicht jeden durchleuchten". Tattoos hätten bei ihnen auch "eher was mit Kampfsport" als mit politischen Aussagen zu tun. Gründer Steffen S. und Sponsor Alexander O. wollten sich gegenüber dem "Spiegel" nicht äußern.
Gegen Müller wird derzeit wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. Mitte September war ein anderes Video aufgetaucht, das Müller während eines Auftritts vor der Leipziger Hooligan-Gruppe "Rowdys Eastside" zeigt. Zu sehen ist, wie die 34-Jährige den Fußballfangesang "Ost-, Ost-, Ostdeutschland" anstimmt. Dann schnellt ihr rechter Arm mehrmals hintereinander in die Höhe.
Den Hitlergruß zeige sie dabei nicht, behauptet Müller. Sie habe "wie oft bei meinen Auftritten den Spruch 'Zicke-zacke, Zicke-zacke, hoi, hoi, hoi' als Stimmungsbringer" gerufen und dabei den Arm rhythmisch nach oben gerissen.
Quelle: ntv.de, jpe