Unterhaltung

Kein Verfahren gegen Rammstein Mutmaßliches Opfer legt Beschwerde ein

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Sieht sich aktuell heftigen Vorwürfen ausgesetzt: Rammstein-Frontmann Till Lindemann.

Sieht sich aktuell heftigen Vorwürfen ausgesetzt: Rammstein-Frontmann Till Lindemann.

(Foto: picture alliance/dpa)

Shelby Lynn ist die erste, die mit ihrem Verdacht gegen die Band Rammstein und deren Frontmann Till Lindemann an die Öffentlichkeit geht. Beim Konzert in Vilnius könnten ihr Drogen verabreicht worden sein. Die dortige Polizei leitet kein Verfahren ein. Nun legt die 24-Jährige dagegen Beschwerde ein.

Am 22. Mai feierte die Band Rammstein im litauischen Vilnius den Auftakt ihrer Europatournee. Drei Tage später wendete sich eine Frau namens Shelby Lynn über die sozialen Medien an die Öffentlichkeit und äußerte den Verdacht, im Backstagebereich des Konzerts unter Drogen gesetzt worden zu sein. Zwar sagte sie auch, Frontmann Till Lindemann hätte sie nicht angefasst, doch sei er wütend geworden, als sie ihm in einem Raum unterhalb der Bühne mitteilte, keinen Sex mit ihm haben zu wollen. Danach setzen ihre Erinnerungen angeblich aus.

Zwar hatte sich die 24-jährige Nordirin seinerzeit auch an die Polizei vor Ort gewandt, doch sah die keinen Handlungsbedarf. Lynn aber bestand auf eine Befragung, die dann per fünfstündigem Videotelefonat doch noch stattfand, als sie längst wieder zu Hause war. Bei diesem Gespräch war eine Investigativjournalistin von "Welt am Sonntag" anwesend.

"Ich bin völlig irritiert"

Am Wochenende dann gab die litauische Polizei bekannt, kein Ermittlungsverfahren einleiten zu wollen. Auf Nachfrage der "Welt" teilte die Staatsanwaltschaft in Vilnius, die diesen Beschluss noch bestätigen muss, mit, hier sei noch keine finale Entscheidung gefallen. Lynn selbst hat bereits Beschwerde eingereicht. "Ich habe gestern schriftlich Widerspruch eingelegt. Außerdem habe ich um Akteneinsicht gebeten. Ich bin völlig irritiert von dem Vorgehen der litauischen Polizei", wird sie von "Welt" zitiert.

Dort heißt es weiter, dass es in Litauen - anders als in Deutschland - zwischen der Erlangung der Kenntnis über ein mögliches Verbrechen und der Einleitung des staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens noch ein Zwischenverfahren gibt. Bei diesem müsse der ermittelnde Polizeibeamte entscheiden, ob tatsächlich ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Die Einleitung eines Verfahrens ablehnen darf die Polizei nur, "wenn die Angaben zur Straftat offensichtlich falsch sind" oder "keine Handlung begangen worden ist, die ein Verbrechen oder eine Straftat darstellt", erklärt dort der deutsch-litauische Rechtsanwalt Mindaugas Jacinevičius. Er hält es demnach nicht für ausgeschlossen, "dass die Ermittlungen seitens der litauischen Behörden wieder aufgenommen werden könnten, wenn beispielsweise weitere Zeugen konkrete Angaben machen und der dortige Mediendruck steigt".

Zeugin wohl nie befragt

Nach Shelby Lynns Gang an die Öffentlichkeit meldeten sich immer mehr Frauen, die von ähnlichen Erlebnissen berichteten. Einige wandten sich an die Presse, um dort ihre teils traumatischen Erfahrungen im Backstagebereich von Rammstein zu schildern. Mit Kayla Shyx sprang Lynn dann noch eine deutsche Influencerin zur Seite, die erzählte, wie sie von einer Frau namens Alena Makeeva für die sogenannte "Row Zero" gecastet worden war. Shyx berichtete in einem 37-minütigen Youtube-Video von einer After-Aftershow-Party, für die offenbar junge Frauen rekrutiert werden, damit Till Lindemann mit ihnen Sex haben kann.

Ebenfalls öffentlich geäußert hatte sich Ieva Žiliūtėis. Sie war selbst beim Konzert in Vilinus in der "Row Zero" dabei und stützt die Aussagen von Shelby Lynn. Von der Polizei wurde sie nach eigener Aussage aber bis heute nicht kontaktiert.

Zum Oralsex in die "Suck Box"?

Mehr zum Thema

Wie "Welt" weiter berichtet, äußern sich mittlerweile auch immer mehr Leute aus dem Umfeld der Band zu den Vorwürfen und sprechen bezüglich der von den Frauen erwähnten Backstage-Party von einem "offenen Geheimnis". So beispielsweise Aeneas Hohenadl, Geschäftsführer des Veranstaltungsunternehmens Riggingwerk. Sein Unternehmen arbeitete in der Vergangenheit als Sub-Partner mit Rammstein zusammen. Er erklärt bei "Welt", der Raum unterhalb der Bühne, in den während des Konzerts jeweils eine der jungen Frauen aus der "Row Zero" geführt werden soll, um Till Lindemann oral zu befrieden, werde intern "Suck Box" genannt. Neben Alena Makeeva sei für die Rekrutierung auch das Security-Personal zuständig gewesen.

Wie Hohenadl "Welt" weiter erklärt, sei das Schweigen der Musikindustrie zu den aktuellen Enthüllungen "nicht zu entschuldigen". Er selbst und sein Unternehmen distanzieren sich von Rammstein. Das Verhalten der Band und den Umgang mit den Vorwürfen dürfe man nicht hinnehmen, so Hohenadl.

Quelle: ntv.de, nan

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen