"Keine Aussagen zum Tatbestand" Till Lindemann droht offenbar kein Ermittlungsverfahren in Litauen
10.06.2023, 17:41 Uhr Artikel anhören
"Wir hatten ein Riesenglück mit dem angekündigten Unwetter. Glaubt mir, das andere wird auch vorbeiziehen", so Lindemann beim Konzert in München.
(Foto: picture alliance/dpa)
Schuldig oder nicht schuldig? Diese Frage stellen sich zurzeit Millionen Rammstein-Fans nach den schweren Anschuldigungen gegen Till Lindemann. Medienberichten zufolge hat der 60-Jährige zumindest in Litauen nichts zu befürchten.
Nachdem eine Frau nach einem Rammstein-Konzert in der litauischen Hauptstadt Vilnius Vorwürfe gegen die Band erhoben hat, meldet sich nun offenbar die örtliche Polizei zu Wort. Wie die "Bild"-Zeitung von den Behörden in Erfahrung gebracht haben will, werde in Litauen kein Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann eingeleitet. Dies deckt sich mit einem Bericht der litauischen Seite "lrytas.lt".
Zur Begründung dieser Entscheidung heiße es demnach, "dass keine Aussagen zum Tatbestand vorlägen". Auch entsprechende Unterlagen der nordirischen Polizei seien bislang noch nicht vorgelegt worden. Das vermeintliche Opfer, eine Frau aus Nordirland, die sich auf Instagram und Twitter Shelby Lynn nennt, veröffentlichte nach dem Konzert Bilder von Hämatomen an ihrer Hüfte bei Instagram. Zudem behauptete sie, unter Drogen gesetzt worden zu sein. Von wem, wisse sie nicht.
Ihrer Aussage nach sei es bei einer Backstage-Party der Band zu den Verletzungen gekommen, woher die Hämatome genau kämen, könnte sie jedoch auch nicht sagen. Sie stellte jedoch auf Instagram klar, dass Till Lindemann sie weder angefasst noch zu etwas gezwungen habe.
Vorwurf der Vergewaltigung steht nicht im Raum
Nach den Ausführungen der Konzertbesucherin in Litauen hatten sich jedoch in den sozialen Netzwerken zahlreiche weitere Frauen gemeldet und schwere Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Demnach soll die Bekannten des Rammstein-Frontmanns, Alena Makeeva, junge Frauen für den Sänger zum Sex rekrutiert haben.
Wie Influencerin Kayla Shyx auf Youtube behauptet, seien die Frauen vorher nicht darüber informiert worden, dass es sich nicht um die offizielle Aftershow-Party handle, zu der sie eingeladen seien, auch, dass es auf der Aftershow Party zu sexuellen Handlungen kommen sollte, sei nicht kommuniziert worden. Laut Shyx berichten etliche Frauen von grobem Geschlechtsverkehr mit dem Sänger und dem Angebot illegaler Drogen durch Lindemann.
Das Gedicht des 60-Jährigen "Wenn du schläfst", in dem dessen lyrisches Ich über die Vergewaltigung von Frauen unter K.O-Tropfen phantasiert, sehen viele mutmaßliche Opfer als Indiz für die Anschuldigungen von Shelby Lynn. In seinen Songs sinniert der Künstler oft über grenzüberschreitende sexuelle Handlungen, wie in "Ich tu dir weh". "Bisse, Tritte, harte Schläge, Nadel, Zangen, stumpfe Säge. Wünsch' dir was, ich sag' nicht nein. Und führ' dir Nagetiere ein", lauten hier die Zeilen.
Den Vorwurf der Vergewaltigung soll jedoch bisher keine der Frauen gemacht haben, wie auch die "Bild"-Zeitung in ihrem Youtube-Format Zuckerbrot und Peitsche mitteilte.
Vor rund einer Woche veröffentlichte die Band daraufhin ein Statement via Instagram, in dem unter anderem steht: "Durch die Veröffentlichungen der letzten Tage sind in der Öffentlichkeit und vor allem bei unseren Fans, Irritationen und Fragen entstanden. Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst."
"Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen"
Die sechs Musiker wünschen keine "öffentlichen Vorverurteilungen" - in beide Richtungen. "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge", heißt es im Post. Doch nicht nur für die Frauen, die die Vorwürfe erheben, fordert die Band das ein, sondern auch für sich selbst: "Wir, die Band, haben aber auch ein Recht - nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden."
Bei einem Konzert in München vor wenigen Tagen äußerte sich Lindemann persönlich zu den Anschuldigungen. Zunächst fielen die Musiker vor den Zuschauern auf die Knie, dann sagte Till Lindemann: "Wir hatten ein Riesenglück mit dem angekündigten Unwetter. Glaubt mir, das andere wird auch vorbeiziehen."
Quelle: ntv.de, can/spot