Wegen "Hass bis zu Bedrohungen" Nach Rakers sagt auch Höppner Opernball ab
01.02.2020, 19:31 Uhr
Mareile Höppner moderiert den Semperopernball nun doch nicht. Hier ist sie bei dem Ball im vorherigen Jahr zu sehen.
(Foto: imago/Future Image)
Der Semperopernball braucht Ersatz für den Ersatz. Eigentlich wollte Mareile Höppner für Judith Rakers einspringen und die Veranstaltung moderieren. Rakers hatte wegen der hoch umstrittenen Ehrung von Ägyptens Präsident Al-Sisi absagt. Der Grund bei Höppner ist jedoch ein anderer.
Nach Judith Rakers hat auch die für sie eingesprungene Mareile Höppner die Moderation des Semperopernballs in Dresden abgesagt. Grund sei ein unerträglicher "Grad an Hass bis hin zu Bedrohungen", habe sie dem MDR mitgeteilt, wie der Sender bekanntgab. "Ich bin nun Opfer und Zielscheibe von schlimmstem Hass und Anfeindungen geworden. Selbst vor meinem Kind wurde dabei nicht halt gemacht", schrieb Höppner auf Instagram. "Wir als MDR sind erschüttert über das Ausmaß der Verrohung", hieß es vom Sender.
Wegen der umstrittenen Verleihung des St. Georgs Ordens des Semperopernballs an Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi hatte am Mittwochabend Rakers ihre Zusage zurückgezogen. Am Donnerstag war dann mitgeteilt worden, dass Mareile Höppner diesen Job übernimmt - an der Seite von Schlagersänger Roland Kaiser. Er hatte die Vergabe des Preises ebenfalls kritisiert, will aber am 7. Februar nach wie vor als Moderator des Balls auf der Bühne stehen.
Höppner schreibt auf Instagram weiter, sie habe gehofft, "nach all den Skandalen und der sehr berechtigten Kritik an der Auswahl eines Preisträgers" einen Semperopernball im Sinne "unserer guten demokratischen Werte" gestalten zu können. "Ich wünsche meinem Kollegen Roland Kaiser viel Kraft für diesen Abend. Von dem Verantwortlichen des Balls erwarte ich, dass er endlich wirklich neue Zeichen setzt."
Ball-Vereins-Chef Hans-Joachim Frey teilte mit: "Wir sind schockiert über die Hetze und den Hass, die Mareile Höppner plötzlich in den vergangenen zwei Tagen trafen." Dass sie solchen Anfeindungen ausgesetzt sei, "lag außerhalb aller Vorstellungskraft und entsetzt uns zutiefst". Mit großer Sorge werde gesehen, "wie einige wenige dem Semperopernball mit völliger Unnachgiebigkeit und Unversöhnlichkeit gegenübertreten und dabei vor keinem Mittel, nicht einmal vor persönlichen Bedrohungen zurückschrecken."
Wer für Höppner moderiert, ist offen
Der MDR teilte weiter mit: "Wir lassen uns in unserer Arbeit von einzelnen radikalen Stimmen im Netz nicht beeinflussen." Daher wolle der Sender den Ball am 7. Februar trotz der umstrittenen Ordensverleihung übertragen. Eine künftige TV-Übertragung solle anschließend jedoch "intern kritisch auf den Prüfstand" gestellt werden.
Wer nun die Moderation Höppners übernehmen werde, wurde nicht mitgeteilt - weder vom MDR noch vom Verein. Nach eigenen Angaben hat der Sender Höppner juristische Unterstützung beim Vorgehen gegen Hass und Hetze im Netz angeboten.
Die Auszeichnung Al-Sisis hatte für viel Empörung gesorgt. Trotz öffentlicher Kritik war der Opernballverein nach Kairo gereist, um Al-Sisi einen St.-Georgs-Orden - in der Kategorie Politik und Kultur - zu überreichen. Der frühere General und Armeechef war 2013 nach einem Militärputsch an die Macht gekommen und 2014 als Präsident vereidigt worden. Seitdem geht er mit harter Hand gegen Oppositionelle und Kritiker vor, Meinungs- und Versammlungsfreiheit sind stark eingeschränkt.
Vereinschef Frey hatte die Auswahl Al-Sisis damit gerechtfertigt, dass der Ball eine Kultur- und keine politische Veranstaltung sei. Der ägyptische Machthaber sorge in Ägypten für Stabilität, den Aufbau der Gesellschaft, für Kultur und Bildung - und er sei als Präsident der afrikanischen Union die Stimme Afrikas.
Quelle: ntv.de, hul/dpa