400 Demonstranten trillern Proteste gegen Till Lindemann beim Leipziger Opernball
26.10.2025, 04:43 Uhr Artikel anhören
Lindemann erscheint verspätet, als die Demonstranten nicht mehr da sind.
(Foto: picture alliance/dpa)
Rammstein-Sänger Till Lindemann erhitzt in Leipzig die Gemüter. Nach Anschuldigungen mehrerer Frauen kam es zwar nie zu einem Gerichtsverfahren gegen den 62-Jährigen, doch rund 400 Demonstranten vor dem Opernhaus wollen ihn trotzdem vom Ball ausgeschlossen sehen.
Vor der Leipziger Oper haben Menschen mit Bannern, Trillerpfeifen und Sprechchören gegen die Einladung von Rammstein-Sänger Till Lindemann zum Opernball demonstriert. Nach Einschätzung eines Reporters versammelten sich etwa 200 Demonstranten gegenüber dem roten Teppich auf dem Augustusplatz. Die Polizei bezeichnete die Versammlung als friedlich und sprach am Abend von bis zu 400 Demonstranten in der Spitze. Auch Fans hatten sich unter das Publikum gemischt, um Prominente zu sehen.
"Wir wollen die Organisatoren darauf aufmerksam machen, sich beim nächsten Mal im Vorfeld mehr Gedanken über die Auswahl der Gäste zu machen", sagte Irena Rudolph-Kokot vom Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz". Das Bündnis hatte gemeinsam mit anderen zu Protesten aufgerufen.
Lindemann stand mit anderen Gästen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auf der Gästeliste des diesjährigen Opernballs in Leipzig. Bei der 30. Jubiläumsausgabe feierten rund 2000 Gäste gemeinsam unter dem Motto "Bienvenidos, Andalucía". Neben Lindemann waren etwa der Violinist David Garrett, Reality-TV-Star Claudia Obert und Schauspielerin Jenny Elvers anwesend. Die sächsische Gleichstellungsministerin und SPD-Politikerin Petra Köpping hatte ihre Teilnahme am Ball kurzfristig abgesagt.
Viele Prominente und eine Absage
Der Leipziger Opernball war in die Schlagzeilen geraten, weil mit Lindemann eine umstrittene Person als VIP-Gast geladen war. 2023 hatten mehrere Frauen schwere Vorwürfe gegen den 62-Jährigen erhoben. Lindemann weist die Vorwürfe zurück. Die Berliner Staatsanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen gegen den Rockstar mangels hinreichenden Tatverdachts im August 2023 ein.
Das Bündnis "Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch" hatte die Einladung an Lindemann kritisiert und zu einer Demonstration aufgerufen. In einem Offenen Brief im Vorfeld mahnte der Zusammenschluss aus Vereinen, Institutionen und Akteuren der Zivilgesellschaft die gesellschaftliche und moralische Verantwortung der Veranstalter an und warnte vor einem "fatalen Signal" an Betroffene sexualisierter Gewalt. Juristische Unbedenklichkeit könne keine moralische Entlastung bieten, hieß es.
Opernball-Organisatorin Vivian Honert-Boddin sagte mit Blick auf die Kritik an dem prominenten Gast: "Wir grenzen niemanden aus." Zugleich mahnte sie, das "Wesentliche in den Fokus zu nehmen". Der Opernball sei eine Charity-Veranstaltung, bei der der Erlös aus einer Tombola zugunsten der Stiftung "Leipzig hilft Kindern" gespendet wird. Leipzig sei eine weltoffene Stadt, das solle mit dem Ball gezeigt werden, so Honert-Boddin. Laut "Bild"-Zeitung erschien Lindemann erst mit Verspätung zum Ball. Da waren die Demonstranten bereits wieder weg.
Quelle: ntv.de, mau/dpa