Unterhaltung

Anklage unterschlug Beweise Prozess gegen Alec Baldwin völlig überraschend eingestellt

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
BaldwinEingestellt.JPG

Das Verfahren gegen Hollywoodstar Baldwin wegen eines tödlichen Schusses auf eine Kamerafrau ist eingestellt worden. Die Richterin begründet den Schritt damit, dass der Verteidigung vorsätzlich Beweismittel vorenthalten worden sei. Nach dem überraschenden Ende des Prozesses bricht der Schauspieler in Tränen aus.

Der Prozess gegen Schauspieler Alec Baldwin wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung ist eingestellt worden. Richterin Mary Marlowe Sommer ordnete an, dass das Verfahren auch nicht wieder neu aufgerollt werden könne. Baldwin brach im Gericht in Tränen aus. Der Schauspieler umarmte seine Anwälte und seine Ehefrau, Hilaria Baldwin, die ebenfalls im Gerichtssaal saß. Wenig später verließ er als freier Mann das Gebäude. Auf dem Weg nach draußen wird er von Reportern mit Zurufen bombardiert, doch Baldwin äußert sich zunächst nicht.

Richterin Sommer trägt blaue Latexhandschuhe.

Richterin Sommer trägt blaue Latexhandschuhe.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Das Verfahren hatte am Morgen eine überraschende Wendung genommen. Baldwins Anwalt Alex Spiro legte Beweise dafür vor, dass der Polizei scharfe Munition im Zusammenhang mit dem tödlichen Schuss übergeben worden war, deren Existenz den Anwälten Baldwins aber nicht mitgeteilt worden sei. Daraufhin entschied Richterin Sommer, dass das Vorenthalten durch die Staatsanwaltschaft vorsätzlich gewesen sei. Dies schade dem Angeklagten in hohem Maße. Die späte Entdeckung dieser Beweismittel würde die "grundsätzliche Fairness" des Verfahrens beeinflussen, sagte Sommer. Es gebe keine Möglichkeit für das Gericht, dieses Versäumnis richtigzustellen, fuhr sie fort. Die Einstellung des Verfahrens sei der einzige Rechtsbehelf.

Es geht um eine Reihe von Patronen, die vor wenigen Monaten aufgetaucht waren und die am Freitag in einem Umschlag von der Richterin vor Gericht präsentiert worden waren. Aus Sicht der Verteidiger hätten die Patronen früher in ballistischen Untersuchungen Teil des Verfahrens sein müssen - die Staatsanwaltschaft habe sie aber unterschlagen, erklärte die "New York Times" die Argumentation von Baldwins Anwälten. Es stelle einen wesentlichen Verfahrensfehler des Staates dar, mögliche neue Beweise nicht auch der Verteidigung zur Verfügung zu stellen.

Haftstrafe von 18 Monaten drohte

Bei einer Probe im Oktober 2021 am Set des Westerns "Rust" hatte sich aus einer Waffe, mit der Baldwin hantierte, ein Schuss gelöst, der die Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich traf. Regisseur Joel Souza wurde verletzt. Bei einem Schuldspruch wegen fahrlässiger Tötung hätten dem Hollywoodstar bis zu 18 Monate Haft gedroht. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Baldwin, er habe grundlegende Waffensicherheitsgesetze missachtet und sich am Set rücksichtslos gegenüber den Kollegen verhalten. Der Schauspieler betont seine Unschuld und beteuert, den Abzug der Waffe nicht betätigt zu haben.

Die Frage, woher die scharfe Munition stammte, die 2021 an den Western-Drehort gelangte, ist bis heute nicht vollständig geklärt. In diesem Frühjahr stand bereits die junge Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed in Santa Fe vor Gericht. Sie war bei dem Dreh für Sicherheit beim Umgang mit Waffen verantwortlich. Neben Platzpatronen und sogenannten Dummy-Patronen fanden die Ermittler sechs echte Patronen. Eine davon wurde beim Laden in die Revolvertrommel eingelegt. Die Anklage hielt Gutierrez-Reed vor, Sicherheitsvorkehrungen missachtet und die Munition nicht geprüft zu haben. Die Jury sprach die junge Frau im März wegen fahrlässiger Tötung schuldig. Richterin Sommer verhängte die Höchststrafe - 18 Monate Haft.

"Beweismittel regelrecht verborgen"

Ein früherer Polizist hatte die nun vor Gericht gezeigte scharfe Munition im März bei den Ermittlern in Santa Fe abgegeben. Die Haupt-Strafverfolgerin, Kari T. Morrissey, entschied aber, dass diese nichts mit dem Fall zu tun hatte, weil sie sich aus ihrer Sicht zu sehr von den Kugeln am "Rust"-Set unterschied. Die Richterin stellte das nun infrage. Zudem rügte sie Morrissey scharf, dass dieses mögliche Beweismittel nicht in den Unterlagen für den "Rust"-Prozess aufgeführt und den Verteidigern vorenthalten wurde. Die Beweismittel seien regelrecht vor ihnen verborgen worden, erklärte Baldwins Anwalt Luke Nikas im Gericht.

Auch nach dem Ende des Prozesses gegen Baldwin gibt es weiterhin offene Fragen. Gutierrez-Reed hat schon vor Wochen Einspruch gegen das Schuldurteil gegen sie eingelegt, die Waffenmeisterin verlangt ein neues Verfahren. Auch von den Baldwins dürfte die Öffentlichkeit bald mehr erfahren. Im Juni hatte das Ehepaar ein neues Familienprojekt angekündigt. Die Reality-Show "The Baldwins" soll im kommenden Jahr beim US-Sender TLC starten.

Quelle: ntv.de, mau/AP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen