Meat Loaf wird 70 Rock around the Klops
27.09.2017, 12:28 Uhr
Meat Loaf (hier 2011 bei "Wetten, dass...?") hat mehr als 50 Millionen Tonträger verkauft.
(Foto: dpa)
Schwergewichtiger Rockpoet und exzessiver Lebemann: Meat Loaf hat in seiner Achterbahn-Karriere so ziemlich alles mitgenommen, was das Showbusiness zu bieten hat. Heute feiert der "Fleischklops" seinen 70. Geburtstag.
Edmonton, Kanada im Sommer 2016: Auf der Bühne des Northern Alberta Jubilee Auditorium trällert ein älterer Herr von der großen Liebe. Die pompösen Harmonien eines Hardrock-Klassikers aus dem Jahre 1993 breiten sich im Saal aus. Immer wieder schließt der verschwitzte Senior auf der Bühne die Augen. "I would do anything for love", haucht er ins Mikrofon. Ja, er ist es tatsächlich: Marvin Lee Aday alias Meat Loaf.

Meat Loaf im August 2016 in Berlin - kurz zuvor, im Juni, war er bei einem Konzert in Kanada zusammengebrochen.
(Foto: dpa)
68 Jahre ist er mittlerweile alt. Aber der einstige Rock-Gigant will es immer noch wissen. Kurz vor dem letzten Refrain seines Über-Hits durchbricht jedoch ein dumpfer Knall die Melange aus opulentem Rock und bezirzendem Pop. Der Mikrofonständer fällt auf den Boden. Meat Loaf folgt ihm. Es wird ruhig im Saal.
Manch einer im Publikum zückt eine Videokamera und hält fest, wie der Sänger von der Bühne getragen wird. Noch während des Abtransports streckt ein Helfer auf der Bühne den Daumen nach oben. Die Menge jubelt. Kurz darauf checkt der eben noch auf der großen Bühne stehende Barde im Krankenhaus ein. Es ist nicht sein erster Von-der-Bühne-direkt-ins-Krankenhaus-Ritt.
"Ich bin keine 32 mehr"
2003 brach Meat Loaf in der Wembley Arena in London zusammen. Acht Jahre später kollabierte er auf einer Bühne in Pittsburgh. Diesmal geht dem Rock’n’Roll-Globetrotter aber erstmals ein Licht auf: "Ich muss meine Kräfte besser dosieren. Kein Wunder, dass ich nach 17 gespielten Shows irgendwann platt bin. Ich bin ja keine 32 mehr", gibt Meat Loaf noch im Krankenhaus zu Protokoll. Ja, da ist was dran.
Eingefleischte Fans des selbsternannten "Fleischklopses" erinnern sich noch gut an Zeiten, in denen der in Texas geborene Sohn eines alkoholkranken Polizisten und einer fürsorglichen Lehrerin die großen Hallen rockte, als gäbe es kein Morgen. Dabei wollte Meat Loaf eigentlich nie Sänger werden: "Ich wollte schon als kleiner Junge zum Film. Die Schauspielerei hat mich fasziniert."
Nach einem Auftritt in dem Kino-Musical "The Rocky Horror Picture Show" und einer kurzen Broadway-Stippvisite ("Hair") wird Meat Loaf aber vom Oversize-Produzenten Jim Steinman an die Hand genommen. Gemeinsam tüfteln sie an einem Rockmärchen, das im Oktober 1977 die komplette Musikwelt auf den Kopf stellen soll.
Fünf-Sterne-Suiten, ein dickes Bankkonto und ausverkaufte Arenen
Mit dem Studiodebüt "Bat Out Of Hell" katapultiert sich Meat Loaf praktisch über Nacht auf den Bombast-Rock-Thron. Plötzlich teilt sich der schwergewichtige Out-of-the-blue-Sänger die roten Teppiche der Welt mit Business-Größen wie Alice Cooper, Kiss, Led Zeppelin und Co. Fünf-Sterne-Suiten, ein dickes Bankkonto und ausverkaufte Arenen: Das Leben von Meat Loaf steht Kopf. Zwei Jahre später ist der Rausch allerdings schon wieder vorbei.
Nach einer intensiven Welttournee kehrt Meat Loaf saft- und kraftlos nach Hause zurück. Die Stimme ist weg und das Blut verseucht von Alkohol und Drogen. Nichts geht mehr. Bis der Akku wieder komplett aufgeladen ist, vergehen mehr als zehn Jahre. Dann knallt es aber nochmal so richtig.
Mit dem pompös aufbereiteten Debüt-Zwilling "Bat Out Of Hell II: Back Into Hell" drängt sich Meat Loaf im Spätsommer 1993 wieder zurück ins Rampenlicht. Alles nochmal auf Anfang. Gemeinsam mit seinem alten Regler-Buddy Jim Steinman zeigt Meat Loaf der hyperventilierenden Grunge-Generation den Stinkefinger. Mit glamourös arrangiertem Philharmonie-Rock im Gepäck startet Meat Loaf eine zweite Rock’n’Roll-Rundreise. Abermals liegt ihm die Welt zu Füßen.
Aber auch diesmal ist der Erfolg nicht von Dauer. Die anschließenden Studiowerke können nicht annähernd an den Erfolg von "Bat Out Of Hell II: Back Into Hell" anknüpfen. Meat Loaf ist das aber schnuppe. Der ehemalige Parkplatzwächter ist längst mit sich und seiner Achterbahn-Karriere im Reinen. Nach mehr als 50 Millionen verkauften Tonträgern gibt’s nicht mehr viel zu meckern. Heute zündet der "Fleischklops" 70 Geburtstagskerzen an. Gibt’s Hackbraten zum Fest? Bestimmt. Schmecken lassen, und auf die nächsten 70!
Quelle: ntv.de