"Richter Gnadenlos" am Zuckerhut Ronald Schill hat's warm, Frauen hat er auch
11.02.2015, 06:31 Uhr
(Foto: © Vox / Good Times)
"Lieber barfuß zum Strand, als mit einem Mercedes ins Büro": Mit diesem Motto hat es sich Ronald Schill in Rio bequem gemacht. Unter der Sonne Südamerikas genießt er das süße Leben - und alle sollen es wissen, auch "Teppichluder" Janina.
Ausgestreckt auf dem Bett, deutsche Zeitungen über den Fernsehbildschirm lesen und sich darüber ärgern, was alles schief läuft - das ist Luxus für Ronald Schill. "Richter Gnadenlos" hat es sich in Rio de Janeiro gemütlich gemacht. Ein bisschen warm sei es zu anfangs gewesen, sagt er. Die Frauen habe er schon in Deutschland gehabt. Über den Dächern der Stadt genießt der Gründer der "Partei Rechtsstaatliche Offensive" in seinem Favela-Häuschen das Leben am Zuckerhut.
Morgens Gymnastik, Handschlag mit dem freundlichen Nachbarn im Deutschlandtrikot, Beach-Tennis mit Freunden, ein bisschen was einkaufen. Es geht ihm gut, dem Herrn Schill. Und damit das zu Hause in Deutschland auch alle wissen, hat er sich das Kamera-Team von "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" nach Brasilien bestellt.
"Alles eklig", diese Armut
In Rios Favelas schauen die Armen auf die Reichen herab. Schill muss nicht, er will das. Monatlich bekommt der 56-Jährige eine Pension von 1700 Euro. Das reicht für seine sonnige "Oase des Luxus". Die Nachbarn sollen aber lieber nicht zu Besuch kommen - "damit sie nicht neidisch werden". Deutschland fehlt Schill nicht, das wird er nicht müde, zu betonen. Nur zwei tolle Dinge gibt es in Brasilien nicht: das gute Brot und seine Freundin Janina Youssefian. Genau, die durch ein Schäferstündchen auf dem Zuschneidetisch eines Teppichhändlers als "Teppichluder" kurzzeitig Boulevard-Karriere machte.
Janina kommt jetzt dank der Vox-Show aber zu Besuch und Brot hat sie auch mitgebracht - schön in Zellophan verpackt, wie man das eben so macht. "Die bringt hier Klasse rein", verspricht Schill. Aber erst einmal muss das "Model" sich zum Ex-Politiker durchkämpfen. Vor der Seilbahn, die auch dem Mülltransport dient, hat sie Angst. Und überhaupt findet sie "das alles eklig". Ja, liebe Janina, du sagst es: "Schön ist was Anderes." Aber so ist sie eben, diese Armut. Völlig zu Recht kann sich ihr freundlicher Lotse kaum halten vor Lachen ob ihrer Herumstöckelei mit zugehaltener Nase.
"Bei uns wohnt jetzt ein reicher Gringo"

Womit vergleicht Ronald Schill die Erziehungsmethoden seiner Nachbarin? Mit "'ner späten Abtreibung".
(Foto: © Vox / Good Times)
"Nur ein Rabenvater lässt seine Kinder darben, während er sich um unbekannte Gäste kümmert", sagte Schill 2002 im Bundestag. In Brasilien ist er selbst zum Fremden geworden. Als sein Touristenvisum vor zehn Jahren ablief, blieb er erst einmal einfach dort - unerlaubt. Gut, dass er sich ohnehin den Spruch "der Linken" angeeignet hat: "Legal, illegal, scheißegal". Schill bezog sich dabei zwar auf das "ganz bestimmte Pfeffergas", dass er zum Schutz bei sich trägt, der Spruch greift aber eben auch anderweitig. Einen Gürtelsafe besitzt Schill übrigens auch, aber das nur nebenbei.
In einer der Favelas mit dem gefährlichen Ruf, den er nur zu gern bestätigt ("Hier gibt's Banditen, ein bisschen wie im Wilden Westen"), ist Schill gerne Exot. "Die Nachbarn können jetzt sagen: 'Bei uns wohnt jetzt sogar ein reicher Gringo, so toll ist es bei uns.'" Sie sollen mal froh sein, nicht wahr, Herr Schill? Die holprigen Straßen der brasilianischen Armutsviertel sind sein Jakobsweg: "Lieber barfuß zum Strand, als mit einem Mercedes ins Büro" - das ist Schills Motto.
"Wie 'ne späte Abtreibung"

Gleich hebt Schill mit dem Drachenflieger ab. Einen Höhenflug hat er auch mit beiden Füßen am Boden.
(Foto: © Vox / Good Times)
Ein bisschen alt ist er geworden und die Haare sind lichter. Das ist ja aber spätestens seit Schills Auftritt bei "Promi Big Brother" bekannt. Milde ist er trotzdem nicht. Janina sorgt sich um die spielenden Kinder auf den Häuserdächern. Schill zerbricht sich darüber weniger den Kopf. Als sein Gast bei der Nachbarin klingeln will, um die an ihre Fürsorgepflichten zu erinnern, konstatiert er: "Die haben so viele Kinder, dass es gar nicht auffällt abends beim Zählen. Das ist wie 'ne späte Abtreibung." Er sei immer schon einen Schritt zu weit gegangen, erklärt Schill. Wenn er da mal nicht zur falschen Zeit mit der Bescheidenheit herausrückt.
Bei Schill ist alles inszeniert. Netzstrümpfe einer seiner angeblichen Gespielinnen hängen noch über dem Stuhl als Janina die Wohnung betritt. Man kann ja "nicht das ganze Haus umräumen". Für ein schickes Essen holt Schill das Hemd aus der Plastiktüte und zieht sich auf dem Klo um, er stürzt sich todesmutig mit einem Drachenflieger in den Abgrund und steht als Steuermann an Deck der Charter-Yacht.
Ronald Schill steht im Supermarkt nicht gern an. Er macht seine Freunde runter, Janina sowieso. In Brasilien steht er Deutschen gern mit Rat und Tat zur Seite, die auf der anderen Seite des Atlantiks auf die Verjährung ihrer Straftaten warten. Ihn reizt sowohl das Fleisch auf dem Teller, "als auch das Fleisch auf zwei Beinen" und "Vegetarier sind alle ferngelenkte Unterhosen". Kochen kann Schill nicht.
Kommando-Mann duldet keine Widerrede
In Brasilien wechselt der gescheiterte Politiker Schill je nach Belieben zwischen abgeschirmter Privatheit (in der Favela) und der Öffentlichkeit eines Stars (mit den Deutschen am Strand). Weit weg von der Heimat ist er das, was er in Deutschland nicht mehr sein durfte: Chef. "Wenn ich das Kommando an Bord eines Schiffes habe, kann jeder machen und lassen, was ich will", sagt der Machtmensch Schill beim Segelturn. Es ist eigentlich überflüssig zu erklären, dass "Schiff" hier willkürlich mit anderen Begriffen ersetzt und "Kommando" frei ausgelegt werden darf.
Am Ende der Sendung vermisst Ronald Schill dann doch etwas: seine Freunde natürlich und vor allem seine Mutter. Aber die besucht er ja "alle ein, zwei Jahre". Dafür hat er nach eigenen Angaben das Geheimnis des Glücks gefunden: "Ich habe meine Bedürfnisse erkannt und mein Leben danach ausgerichtet." Wenigstens da, aber auch nur da, könnte er ein einziges Mal recht haben.
Quelle: ntv.de