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"Trage ich nicht weiter mit" Sophia Thomalla tritt aus CDU aus

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Fortan wieder parteilos: Sophia Thomalla.

Fortan wieder parteilos: Sophia Thomalla.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Zwölf Jahre ist Sophia Thomalla CDU-Mitglied. Zu Zeiten von Bundeskanzlerin Merkel steigt sie mehr als nur einmal sogar für die Partei in die Bütt. Nun aber verkündet sie Knall auf Fall ihren Austritt. Der Grund hat mit ihrem Ex, Rammstein-Sänger Till Lindemann, zu tun - jedenfalls indirekt.

"Den immer größer werdenden Realitätsverlust mancher Politiker möchte ich nicht weiter mittragen", wettert Sophia Thomalla in einer Story auf ihrer Instagram-Seite. Und verkündet zugleich die für sie daraus folgende Konsequenz: "Auf diesem Wege teile ich euch mit, dass ich nach 12 Jahren aus der CDU austrete."

Zuletzt unterstützte Sophia Thomalla etwa den Kanzlerkandidaten der Union, Armin Laschet, im Wahlkampf.

Zuletzt unterstützte Sophia Thomalla etwa den Kanzlerkandidaten der Union, Armin Laschet, im Wahlkampf.

(Foto: picture alliance / Flashpic)

Was ist geschehen? Ist Thomalla womöglich mit der Haltung der Partei in der Migrationsfrage, dem Umgang mit der AfD oder dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz nicht länger einverstanden? Nein, konkreter Anlass für ihren Entschluss ist offenbar eine Veranstaltung der Unionsfraktion im Bundestag, bei der am Mittwochabend die Nordirin Shelby Lynn zu Gast war.

Nach einem Konzert von Rammstein im litauischen Vilnius im Mai hatte Lynn die Diskussion um Sänger Till Lindemann ins Rollen gebracht. Die junge Frau behauptete, in einer Konzertpause zu ihm geführt worden zu sein, um mit ihm Sex zu haben, wozu es aber nicht gekommen sei. Alsbald meldeten sich auch andere Frauen zu Wort, die Lindemann fragwürdiges Verhalten ihnen gegenüber vorwarfen. Thomalla, die von 2011 bis 2015 mit dem Musiker liiert war, schaltete sich alsbald in die Diskussion ein und verteidigte ihren Ex gegen alle Anschuldigungen.

Lynn schildert ihre Sicht der Dinge

Die von CDU und CSU im Bundestag nun veranstaltete Diskussion stand unter der Überschrift: "Gewalt gegen Frauen - Das Schweigen brechen". Dabei wurde Lynn von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Dorothee Bär interviewt. "Wir leben in einer Welt, die zugeschnitten ist auf weiße Cis-Männer", erklärte die Nordirin etwa in dem Gespräch. Als cis werden Menschen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität ihren äußeren Merkmalen entspricht.

Das komplette Statement zum Nachlesen.

Das komplette Statement zum Nachlesen.

(Foto: Instagram / sophiathomalla)

Andere Menschen, die nicht in diese Kategorie fielen, seien dagegen klar im Nachteil, so Lynn. "Das System wird weiße Männer immer bevorzugen", zeigte sie sich überzeugt. Alle anderen Menschen hätten "zu schreien, zu kämpfen, um überhaupt gehört und ernst genommen zu werden".

Mit Blick auf ihre gegen Till Lindemann erhobenen Vorwürfe betonte Lynn, sie würde jederzeit wieder an die Öffentlichkeit gehen. "Ich würde es wieder und wieder und wieder machen", sagte sie. "Genug ist genug, das ist alles viel zu lange gegangen. Nicht nur in meinem Fall, sondern generell, weltweit."

Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Julia Klöckner, thematisierte auf der Veranstaltung auch die kontrovers diskutierte Forderung nach einem Verbot von Rammstein-Konzerten. Dabei betonte sie, in einem Rechtsstaat könnten Auftritte nicht einfach verboten werden, solange juristisch nichts erwiesen sei. Die Staatsanwaltschaften in Berlin und Vilnius hatten Ermittlungen gegen Lindemann eingestellt, da sie keine Belege für strafbare Handlungen des Sängers finden konnten.

Thomalla: "Fernab jeglicher Relevanz"

Lynn im Rahmen der Veranstaltung "eine Bühne zu geben im deutschen Bundestag, spiegelt genau die realitätsferne Politik wider, die so viele Bürger seit Monaten zurecht kritisieren", führt Thomalla in ihrer Erklärung zu ihrem CDU-Austritt jetzt aus. Die "frisch und selbst ernannte irische Feministin" habe letztlich eingeräumt, "dass sie Till mit ihren Aussagen persönlich nichts vorwerfen wollen würde", ergänzt sie und fährt fort: "Über die Ermittlungen wegen Falschaussagen in Vilnius wollen wir erst gar nicht anfangen."

Mit ironischem Unterton stellt Thomalla fest: "Diese Dame steht jetzt dank unserer Politiker auf einer offiziellen Bühne in unserem politischen Haus und kämpft für Frauen. Also auch für mich." Für sie sei das nicht zu ertragen. "Eine Frau einzuladen, die tatsächlich und echte Gewalt erleben musste - das wäre meiner Meinung nach der richtige Weg, diesem so wichtigen Thema eine ehrliche Präsenz zu schenken - ohne billige Aufmerksamkeit zu erhaschen."

Thomalla schließt ihr Statement mit den Worten: "Dass Politiker wie Dorothee Bär und Julia Klöckner sich für einen schnellen und billigen Applaus aus der woken Berliner Bubble lieber mit Personen beschäftigen, die fernab jeglicher Relevanz sind, statt um die eigentlichen Sorgen der Bürger, ist halt leider genau einer der Gründe, warum die AfD einen so relevanten Aufschwung bekommt."

Als CDU-Mitglied hatte sich Thomalla in der Vergangenheit mehrfach in Interviews und auf Veranstaltungen öffentlich für die Union stark gemacht. Für die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Armin Laschet, den Kanzlerkandidaten der Union 2021, engagierte sie sich auch in den Wahlkämpfen.

Quelle: ntv.de, vpr/spot

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