Finanzielle Nöte Terenzi erklärt Ausraster vor Gericht
17.03.2024, 21:48 Uhr Artikel anhören
Marc Terenzi und sein Anwalt Andreas Hohnel.
(Foto: picture alliance/dpa)
Am letzten Tag seines Prozesses wegen Vorwürfen sexueller Belästigung rastet Sänger Marc Terenzi aus. Wenig später wird das Verfahren vorläufig eingestellt - denn der Sänger stimmt einem Täter-Opfer-Ausgleich zu. Was in ihm während seines Ausrasters vorging, erklärt Terenzi nun in einem Interview.
Zwar ist der Prozess gegen den Sänger Marc Terenzi wegen Vorwürfen sexueller Belästigung vorläufig eingestellt, doch einiges ist hängen geblieben. Da ist zum einen der ausstehende Täter-Opfer-Ausgleich, um den sich Terenzi bemühen und den er nachweisen muss. Aber auch der Ausraster, den sich Terenzi am Amtsgericht im sächsischen Borna leistet, bleibt im Gedächtnis. Denn vor Beginn des letzten Prozesstags kochten die Emotionen über – Terenzi rastete im Flur vor dem Gerichtssaal aus, schimpfte immer wieder "Mein Leben ist vorbei!"
In einem Interview mit RTL bezieht Marc Terenzi nun erstmals Stellung und erklärt, wie es zu seinem Ausraster kam. "Ich war emotional an diesem Tag. Ich konnte das nicht zurückhalten in diesem Moment, wenn alles für mich schwierig und hart ist. Es ist wie es ist", erklärt er den Ausraster zwei Tage nach der Einigung. "Ich wollte das einfach geklärt haben und an diesem Tag zu Ende bringen."
Dem Sänger wurde im Prozess vorgeworfen, die damals 15-jährige Tochter seiner Ex-Partnerin Anja R. am Po angefasst und ihr anzügliche Nachrichten geschickt zu haben. Das Verfahren wurde am 14. März dann vorläufig eingestellt. Im Ergebnis stimmte Terenzi letztlich einem Deal zu: Er akzeptierte eine Auflage, sich innerhalb von drei Monaten um einen Täter-Opfer-Ausgleich zu bemühen. Dies verkündete Richterin Barbara Reusch und verwies dabei zugleich darauf, dass die Einstellung des Verfahrens somit "ohne jegliche Anerkennung einer Schuld" erfolge.
Anwalt erklärt Reaktion
Sein Anwalt Andreas Hohnel versucht Terenzis Reaktion kurz vor dem Deal erklären. "Marc Terenzi ist seit eineinhalb Jahren ohne Einkommen, seitdem diese Vorwürfe bekannt wurden, und wir waren darauf eingestellt, dass es gegen Mittag vorbei ist und er dann am Nachmittag wieder arbeiten kann", sagt Hohnel im RTL-Interview.
Doch das Nicht-Erscheinen des mutmaßlichen Opfers, einer heute 17-Jährigen, passte dann aber offenbar nicht zu Terenzis Plan für den letzten Prozesstag. Ein Arzt hatte die Jugendliche krankgeschrieben. Medienberichten zufolge hatte sie am Morgen des Prozesstags eine Panik-Attacke erlitten.
"Wenn aber die wichtigste Zeugin fehlt, insbesondere in der Konstellation Aussage gegen Aussage, dann kann man nicht zu einem Ende kommen, dann muss man warten, bis sie wieder verhandlungsfähig ist, und das kann Monate oder ein Jahr dauern", erklärt Hohnel weiter. "Und Marc wäre in der Zeit wieder nicht gebucht worden, hätte dann drei Jahre kein Geld gehabt und deswegen ist er auch etwas wütend geworden im Gerichtsflur und hat da also seinem Druck nachgegeben. Für mich menschlich völlig verständlich", springt Hohnel seinem Klienten zur Seite.
Der Mutter der Teenagerin, bei der es sich um seine ehemalige Lebensgefährtin Anja R. handelt, warf er in den Gerichtsfluren lautstark vor: "Du hast mein Leben zerstört!" In Rage brachte ihn auch der Umstand, dass das mutmaßliche Opfer nicht zu der Verhandlung erschienen war. "Are you kidding me? Where is your daughter?" ("Willst du mich verarschen? Wo ist deine Tochter?"), rief Terenzi laut RTL-Reportern in Richtung Anja R.
Drei Monate Zeit für Täter-Opfer Ausgleich
Mit dem Deal wurde das Verfahren, zu dem es gekommen war, weil Terenzi zuvor einen Strafbefehl in Höhe von insgesamt 1000 Euro wegen der Anschuldigungen nicht akzeptiert hatte, dann vorläufig eingestellt. Der Musiker, der zuvor noch vehement auf einen Freispruch gepocht hatte, zeigte sich dann erleichtert. Hinter ihm liege schließlich "ein schlimmes Jahr", in dem er wegen der Anschuldigungen keine Aufträge mehr bekommen habe, sagte er der "Bild"-Zeitung und ergänzte: "Das ist jetzt vorbei, ich kann endlich wieder arbeiten. Ich habe das, was man mir vorgeworfen hat, niemals gemacht. Ich bin froh, dass dies jetzt auch vom Gericht bestätigt wurde."
Seine Ex-Partnerin Anja R. äußerte kürzlich aber ihre Skepsis, ob der Sänger dem Täter-Opfer-Ausgleich gerecht werden wird. "Das Einzige, was wir wollten, ist, dass er für seine Taten geradesteht", schrieb Anja R. in einer Instagram-Story, die RTL vorliegt. Dabei verwies sie auf den Sinn und Zweck des Täter-Opfer-Ausgleichs in der Strafprozessordnung. "Nach dieser vorläufigen Weisung des Gerichts bin ich als Mutter gespannt, inwieweit ein psychologischer Ausgleich für das Opfer zustande kommen wird. Da der Täter keine zwei Minuten nach der Einigung weiter behauptet, er hätte nichts getan", brachte sie ihre Skepsis zum Ausdruck.
Mit anderen Worten: Für Anja R. ist die Sache noch längst nicht abgeschlossen. Deshalb insistierte sie: "Diese Weisung ist vorläufig nur entstanden, weil er nach dem Gesetz eingewilligt hat, dass er als Täter seine Tat wiedergutmachen möchte."
Ob Marc Terenzi wirklich auch verstanden hat, was nun von ihm erwartet wird, scheint weiter unklar, da bei Äußerungen gegenüber Medien vor allem die Wiederaufnahme seiner Karriere eine Rolle zu spielen scheint. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob ein Täter-Opfer-Ausgleich zustande kommt. Denn drei Monate hat Terenzi Zeit, um dem Gericht seine Bemühungen um einen Ausgleich mit dem mutmaßlichen Opfer nachzuweisen.
Quelle: ntv.de, mpe