Unterhaltung

Konsequenzen aus Wedel-Fall Til Schweiger will Vertrauensleute am Set

Schauspieler Til Schweiger setzt bei seinen Filmen künftig auf Vertrauensleute.

Schauspieler Til Schweiger setzt bei seinen Filmen künftig auf Vertrauensleute.

(Foto: imago/Reichwein)

Schauspieler Til Schweiger schaltet sich in die Debatte um sexuelle Belästigung in der Filmbranche ein: Der "Tatort"-Star äußert Verständnis für die Opfer, kritisiert aber auch das Schweigen der Produzenten. Und er zieht Konsequenzen für eigene Projekte.

Für Schauspieler und Filmproduzent Til Schweiger steht fest, dass die Diskussion um sexuelle Gewalt in der Film- und Fernsehbranche Konsequenzen haben muss. Bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Film soll es deshalb zwei Vertrauenspersonen geben, an die sich Crewmitglieder im Falle von sexuellen Belästigungen wenden können. "Jeder, dem so etwas widerfährt, ist sein Leben lang traumatisiert", sagte Schweiger in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" über Opfer sexuellen Missbrauchs.

Mehrere Frauen werfen dem Regisseur Dieter Wedel vor, sie während der gemeinsamen Arbeit sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Wedel wies alle Anschuldigungen zurück. Schweiger zeigte Verständnis dafür, wenn sich Frauen erst Jahre nach solchen Taten öffnen. "Wir müssen sagen: "Wir verstehen, warum ihr so lange gelitten habt und so lange nicht den Mut hattet", erklärte Schweiger. "'Und nicht sagen: '20 Jahre hattet ihr die Chance und jetzt haltet die Klappe'."

"Es wussten nicht alle in der Branche, dass er vergewaltigt haben soll. Man wusste aber, dass er ein Menschenquäler ist", so Schweiger. In vielen Fällen gehe es gar nicht um Sex, sondern um die Demonstration von Macht. "Leute, die ihre Macht demonstrieren und ausleben wollen, können nichts weniger leiden, als wenn sich jemand widersetzt. Deswegen wollen sie diesen Menschen brechen, verletzen und erniedrigen."  

"Seine Macht brutal missbraucht"

Die Schauspielerin Brigitte Karner sieht Wedels Verhalten ähnlich. "Er hat seine Macht brutal missbraucht, und man hat es ihm gestattet", sagte die Österreicherin bei "stern TV". In den 1990er Jahren hatte Karner mit Dieter Wedel zusammengearbeitet - in "Der große Bellheim" spielte sie an der Seite von Mario Adorf. Wedel habe sie schikaniert und beleidigt, nachdem sie Avancen des Regisseurs abgelehnt habe: "Die Bedrängung bestand darin, dass er aggressiv war. Und dass er dann wieder versucht hat, sogenannte private Momente zu finden, wo er plötzlich freundlich war", sagte die Schauspielerin.

Karner kritisierte, dass es Verantwortliche gegeben habe, die ihm gestattet hätten, seine Macht zu missbrauchen. Es müsse darüber geredet werden, warum Produzenten oder Leute beim Sender immer wieder geschwiegen hätten. Mehrere TV-Sender haben bereits Aufklärung zugesagt. Das gilt inzwischen auch für Sat.1. Man nehme die aktuellen Vorwürfe gegen Wedel sehr ernst und habe eine Untersuchung angestoßen, teilte der Privatsender mit. Wedel führte bei dem erfolgreichen Sat.1-Mehrteiler "Der König von St. Pauli" Regie.

TV-Sender wollen Vorwürfe aufklären

Zuvor hatte schon die Produktionsfirma Bavaria Film angekündigt, die Zusammenarbeit mit Wedel zu untersuchen. Bavaria Film beziehungsweise Bavaria Fiction hatten mit Wedel "Der König von St. Pauli" und "Die Affäre Semmeling" realisiert. Auch der Saarländische Rundfunk (SR) teilte vorige Woche mit, eine "Task Force" solle aufarbeiten, wie der Sender mit den 1981 erhobenen Vorwürfen gegen Wedel umgegangen sei.

Die Schauspielerin Esther Gemsch, die für die von der damaligen SR-Tochterfirma Telefilm Saar (TFS) produzierte Serie "Bretter, die die Welt bedeuten" engagiert worden war, hatte in der Wochenzeitung "Die Zeit" einen mutmaßlichen Vergewaltigungsversuch Wedels 1980 geschildert - in einem internen SR-Bericht von damals sind ihre Vorwürfe dokumentiert. Man wisse leider nicht, warum damals niemand darauf reagiert habe, räumte der Sender ein.

Quelle: ntv.de, dei/dpa

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