Unterhaltung

Tabubruch in neuer Cohen-Serie US-Politiker wollen Dreijährige bewaffnen

"Borat"-Darsteller Sacha Baron Cohen meldet sich mit einer neuen Serie im US-Fernsehen zurück. In der ersten Folge von "Who is America" legt er es auf die Waffenlobby und ihnen nahestehende Politiker an - die fordern, Dreijährige zu bewaffnen.

Mehrere konservative US-Politiker haben sich in einer neuen Satire-Show dazu verleiten lassen, die Bewaffnung von Kleinkindern zu fordern. So könnten sie sich gegen mögliche Attentäter "verteidigen", sagten die Republikaner und Waffenlobbyisten in der neuen Sendung "Who is America?" des britischen Comedians Sacha Baron Cohen.

Einst war er "Borat", jetzt ist Sacha Baron Cohen als "Erran Morad" aufgetreten.

Einst war er "Borat", jetzt ist Sacha Baron Cohen als "Erran Morad" aufgetreten.

(Foto: AP)

"Ein Dreijähriger kann sich nicht gegen ein Sturmgewehr verteidigen, indem er einen Hello-Kitty-Stift darauf wirft", sagte dort etwa der republikanische Abgeordnete Joe Wilson aus South Carolina. Der kalifornische Republikaner Dana Rohrabacher sprach die Worte "Schulkinder an der Waffe auszubilden, kann uns tatsächlich sicherer machen" in die Kamera. Der Waffenlobbyist Larry Pratt erklärte, Kleinkindern sei es egal, ob es politisch korrekt ist, auf einen geisteskranken Schützen zu schießen. "Sie tun es einfach."

Die siebenteilige Serie hatte am Sonntagabend in den USA und Großbritannien Premiere. Für die Gespräche mit den Politikern und Lobbyisten war Cohen in die Rolle des fiktiven israelischen Antiterror-Trainers "Erran Morad" geschlüpft. In seinem Kostüm befragte Cohen die Gesprächspartner vor laufender Kamera. Bei den Zitaten handelte es sich zum Teil um vorgegebene Texte, die diese vom Teleprompter ablasen. Zum Teil gaben sie aber auch spontane Antworten.

Dieses "Lehrvideo" sollte eine Satire auf den Waffenfanatismus mancher US-Bürger sein - dem Lobbyisten Philip Van Cleave schien das nicht klar zu sein. Er hatte kein Problem damit, Kleinkindern Waffen mit Hilfe von Stofftieren nahezubringen.

Dieses "Lehrvideo" sollte eine Satire auf den Waffenfanatismus mancher US-Bürger sein - dem Lobbyisten Philip Van Cleave schien das nicht klar zu sein. Er hatte kein Problem damit, Kleinkindern Waffen mit Hilfe von Stofftieren nahezubringen.

Cohen stellte ihnen in seiner Rolle ein angebliches israelisches Programm namens "Kinder-Guardians" vor, in dem Kinder von 3 bis 16 Jahren an der Waffe ausgebildet würden. Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Republikaner im Senat, Trent Lott, sprach dazu einen vorgegebenen Text in die Kamera, in dem er seine Unterstützung mitteilte. "Wir in den USA sollten auch darüber nachdenken", fährt er fort. Waffen gehörten in die Hände von guten, gesetzestreuen Bürgern, seien es Lehrer, Schüler oder Vorschüler. Der ehemalige republikanische Abgeordnete für Illinois, Joe Walsh, sagte im Brustton der Überzeugung, aus Kindergarten-Kindern könnten Kinder-Grenadiere werden.

Auch Trump wollte Lehrer bewaffnen

Der Waffenlobbyist Philip van Cleave sagte im Gespräch, er fordere seit Langem, Siebt- und Achtklässern Waffen zu geben, verfange aber mit der Idee nicht wirklich. Cohen sagte ihm in seiner Rolle anschließend, sein Sohn sei in Ausübung dessen gestorben, was er, "Erran Morad" liebe - also offenbar bei einem Schusswechsel. Van Cleave sagte darauf, da Kleinkinder noch kein Gewissen hätten, könnten sie sehr effiziente Soldaten sein. Anschließend spielte van Cleave in einem von Cohen inszenierten "Lehrvideo für Dreijährige" mit, in dem Kindern mit Stofftieren versehene Waffen, bis hin zum Raketenwerfer, vorgestellt werden. Für den Zuschauer ist dies eindeutig als Satire zu erkennen, für van Cleave war es das offenbar nicht.

In den USA ist die Waffen-Debatte in diesem Jahr wieder aufgeflammt, nachdem es zu zahlreichen Schießereien an Schulen gekommen war. Präsident Donald Trump forderte, Lehrer an der Waffe auszubilden. Während die Demokraten und Umfragen zufolge auch die Mehrheit der US-Bürger ein strengeres Waffenrecht unterstützen, fordern die Waffenlobby NRA und mit ihnen verbündete republikanische Politiker nach Schulmassakern regelmäßig, Waffen noch einfacher verfügbar zu machen. Das Argument ist immer das gleiche: Waffen in den Händen der "Guten" seien das wirksamste Mittel, sich zu verteidigen. Kritiker bemängeln, dass nicht einmal Kriegswaffen wie Sturmgewehre Beschränkungen unterliegen, und auch verurteilte Straftäter ungehindert legal Waffen kaufen dürfen.

US-Medienberichten zufolge gingen Cohen in seiner neuen Sendung auch Politiker wie die konservative Sarah Palin und der linksorientierte Bernie Sanders auf den Leim, die in späteren Folgen auftauchen sollen. In diesen Gesprächen ging es aber nicht um Waffenrecht, sondern um Krankenversicherung und andere Themen. "Who is America?" ist Cohens erste TV-Produktion seit 2004. Damals war seine Serie "Da Ali G Show" nach vier Jahren eingestellt worden. Anschließend feierte der Brite mit den Filmen "Borat" und "Bruno" große Erfolge.

Quelle: ntv.de, vpe

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